Heinz Peter Schreven "Schenken steht im Mittelpunkt"

Mettmann · Der Lintorfer Grundschulleiter schlüpft in die Rolle des Heiligen Nikolaus.

 Heinz Peter Schreven im Bischofsornat von St. Nikolaus. Das Obergewand hat seine Frau selbst geschneidert.

Heinz Peter Schreven im Bischofsornat von St. Nikolaus. Das Obergewand hat seine Frau selbst geschneidert.

Foto: Achim Blazy

Herr Schreven, warum spielen Sie seit so langer Zeit jedes Jahr den Bischof Nikolaus?

Schreven Der Nikolaustag ist einer der ältesten Feiertage im Christentum. Schon in meinem Elternhaus wurde er jedes Jahr gefeiert, auch mit meinen eigenen Kindern und Enkelkindern führe ich dieses Brauchtum weiter. Und gerade als Religionslehrer einer katholischen Grundschule möchte ich, dass die Schüler an den Bischof Nikolaus und seiner Taten gedenken und nicht an den ganzen kommerziellen Trubel um diesen Tag herum.

Wie wird denn in Ihrer Schule an den Nikolaus gedacht?

schreven Im Religionsunterricht werden die Heiligen besprochen, was sie Gutes für die Menschheit getan haben und warum sie heiliggesprochen wurden. Zu Nikolaus komme ich dann als Bischof verkleidet in die einzelnen Klassen. Je älter die Kinder sind, desto kritischer werden sie. Darum sage ich von Anfang an, dass ich nicht der echte Nikolaus bin, sondern mich nur wie er verkleidet habe, um ihnen ein Bild von ihm zu vermitteln. Ich erkläre den Schülern das Ornat und erzähle von den Taten des heiligen Mannes.

Woraus besteht denn das Ornat des Bischofes?

Schreven Zunächst trägt er eine Albe, ein weißes Untergewand. Meines habe ich vor einiger Zeit von einem Pfarrer aus Heiligenhaus bekommen. Das ist ein echtes Schätzchen aus alter Zeit. Darüber ziehe ich ein Obergewand an, das meine Frau geschneidert hat. Es ist bewusst in den Alltagsfarben grün gehalten, denn der Nikolaus trug seinerzeit kein Rot. Auf meinem Kopf sitzt die typische Kopfbedeckung eines Bischofes, die sogenannte Mitra, auch von meiner Frau angefertigt. Bischofsring, -kreuz und -stab dürfen natürlich nicht fehlen.

Warum wird gerade der heilige Nikolaus so gefeiert?

schreven Vorweg gesagt, er hat gar nichts mit dem ganzen Kommerz und dem Mann mit Rauschebart und rotem Mantel zu tun, der heutzutage vielerorts als Nikolaus dargestellt wird und die Kinder mit Geschenken beglückt. Er war vielmehr ein Bischof, der viel Gutes für die Menschen getan und Leuten in Not geholfen hatte, ein Mann, der stets für seine Überzeugungen eingestanden ist. Er lebte für das Christentum. Um sein Leben und seine Taten ranken sich viele Legenden.

Woher kommt denn dann der Brauch mit den Geschenken?

Schreven Das kommt wohl daher, dass Nikolaus damals viel für Bedürftige getan und ihnen Notwendigkeiten geschenkt hat. Früher war es darum sogar üblich, dass es für die Kinder nicht zu Weihnachten, sondern zu Nikolaus die Geschenke gab. Aber eigentlich hat Nikolaus nichts mit den Geschenken an sich zu tun. Natürlich sollen die Kinder ihre Geschenke bekommen und ihren Spaß daran haben, aber mit dem Hintergedanken, dass die Handlung des Schenkens im Vordergrund steht. Es geht viel mehr darum, Gutes zu tun wie seinerzeit der Bischof Nikolaus.

Welche Rolle spielt dabei Knecht Ruprecht oder Hans Muff?

schreven Im Gegensatz zum Nikolaus gibt es diese nicht wirklich. Sie sind lediglich die Gehilfen des Nikolaus, die die Eltern aus erzieherischen Gründen zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfunden hatten.

Haben Sie persönlich Kindheitserinnerungen an den Nikolaus?

Schreven Bei uns kam jedes Jahr der Nikolaus. Die ganze Familie war in der Stube versammelt, wenn er aus seinem "Goldenen Buch" vorlas, und draußen auf dem Hof auf bis heute unerklärliche Weise die Ketten rasselten. An einem Nikolaustag, da war ich so drei oder vier Jahre alt, versuchte ich, den Nikolaus abzulenken als ich an der Reihe war und fragte ihn, ob er nicht vielleicht eine Tasse Kaffee möchte. Doch leider ließ er sich nicht beirren und fuhr fort, meine verbesserungswürdigen Taten vorzulesen. Erst später wurde mir erzählt, dass er sehr wohl etwas abgelenkt war und sich das Lachen verkneifen musste.

MONIKA V. KÜRTEN STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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