Mettmann/Hilden Sie helfen Opfern von Straftaten

Mettmann/Hilden · Der "Weiße Ring" ehrte gestern zwei ehrenamtliche Mitarbeiter für jahrzehntelanges Engagement.

 Für jahrzehntelanges Engagement wurden Wolfgang Gemmer und Emilia Fahl gestern geehrt - von Landrat Thomas Hendele (r.) und dem Opferschutzbeauftragten Frank Bons (2.v.l.).

Für jahrzehntelanges Engagement wurden Wolfgang Gemmer und Emilia Fahl gestern geehrt - von Landrat Thomas Hendele (r.) und dem Opferschutzbeauftragten Frank Bons (2.v.l.).

Foto: Olaf Staschik

Seit fast 40 Jahren kümmert sich der "Weiße Ring" um Kriminalitätsopfer. Auch im Kreis Mettmann helfen 15 ehrenamtliche Mitarbeiter unbürokratisch Menschen, die Opfer einer Straftat geworden sind. Für ihr jahrzehntelanges Engagement sind zwei von ihnen gestern ausgezeichnet und geehrt worden. Emilia Fahl hält stolz einen bunten Blumenstrauß in der Hand. Die 71-jährige Mettmannerin ist sichtbar gerührt über die Urkunde und die Silberne Ehrennadel, die Landrat Thomas Hendele ihr überreicht. "Ihre Arbeit ist von unschätzbarem Wert. Täter und Tat stehen bei Ermittlungen oft im Mittelpunkt. Die Polizei übernimmt natürlich eine erste Opferbetreuung, aber das, was darüber hinaus geht und so dringend nötig ist, leisten Sie. Das ist wunderbar, denn wir wissen aus Erfahrung, wie unsagbar wichtig dies für die Opfer ist."

Seit 33 Jahren engagiert sich Emilia Fahl beim Weißen Ring. "Damals habe ich einen Aufruf gelesen. Anderen zu helfen ist von je her meine Natur." Im Laufe der Jahre ist sie mit unzähligen Straftaten konfrontiert worden, Abgrenzung ist oft nicht einfach. "Ich erinnere mich an ein 16-jähriges Mädchen aus Hilden, das abends auf dem Nachhauseweg überfallen wurde. Sie konnte vor Angst kaum noch aus dem Haus gehen. Besonders schockiert hat mich, dass ihre Eltern sich kein bisschen um ihre Tochter gekümmert haben. Ich habe sie dann wöchentlich zum Selbstverteidigungskurs gefahren, dort hat sie ein Stück weit ihr Selbstvertrauen zurückerlangt."

Die Hilfe des Weißen Rings ist vielfältig, praktisch, unbürokratisch, auch finanzielle Unterstützung ist möglich. Häufig sind Opfer so traumatisiert, dass sie selbst handlungsunfähig werden. "Das können einfach Arztbesuche sein, die sie nicht mehr alleine schaffen. Da unterstützen wir sie dann. Behördengänge oder Hilfe nach der Suche auf einen geeigneten Psychotherapieplatz. Wir kümmern uns auch um eine neue Wohnung, etwa wenn ein Opfer nach einen Wohnungsüberfall in der alten Bleibe nicht mehr leben kann", erzählt Emilia Fohl. Nahezu alle Behörden und Ämter hätten ein offenes Ohr, was die Arbeit sehr erleichtere.

Auch Wolfgang Gemmer ist seit mehr als 20 Jahren beim Weißen Ring aktiv. Der Opferschutzexperte hat durch sein unermüdliches Engagement eine schnellere und intensivere Zusammenarbeit mit der Polizei erreicht. Das Opferentschädigungsgesetz wurde durch seine Hartnäckigkeit zugunsten Betroffener 1995 nachgebessert. Zuhören und Beistand leisten, das sind für den Velberter die wichtigsten Aufgaben des Weißen Rings. "Ganz wichtig ist, dass wir Opfer bestärken, vor Gericht noch einmal ihre Aussagen zu wiederholen. Viele sind durch ein Strafverfahren regelrecht kaputt gegangen oder eingeschüchtert von der Gegenseite. Wir stehen ihnen bei, das durchzuhalten, denn nur so kann ein Täter verurteilt werden."

Rund 220 mal wurde 2014 die Unterstützung des Weißen Rings von der Polizei angefordert. Damit die Mitarbeiter selbst ihre Kraft und die nötige Distanz wahren können, gibt es regelmäßige Treffen zum Austausch und zur Supervision. Trotzdem - manche Fälle lassen die Mitarbeiter wie Wolfgang Gemmer auch nach Jahren nicht los. "Ich erinnere mich noch genau an ein Mädchen, sie war im Tatzeitraum zwischen acht und 12 Jahren alt. Ihre Eltern waren Alkoholiker und das Mädchen musste immer beim Nachbarn Bier holen. Quasi als Gegenleistung hat dieser Nachbar sie jedes Mal missbraucht."

(RP)
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