Skurriler Prozess Vor dem Bankraub war die Polizei schon da

Kreis Mettmann · Drei Männer wollten eine Sparkassenfiliale überfallen. Doch ihr Vorgehen war eher dilettantisch. Jetzt wird der Fall vor Gericht verhandelt.

 Das Landgericht in Wuppertal (Archiv).

Das Landgericht in Wuppertal (Archiv).

Foto: dpa, jps fdt fg ve

Ein Banküberfall ist für die Zufallsopfer eine traumatische Erfahrung. Und auch bei dem, was gerade vor dem Wuppertaler Landgericht verhandelt wird, gab es unbeteiligte Menschen, die sich aus Angst unter den Tischen einer Wuppertaler Sparkassenfiliale geflüchtet hatten. Was jedoch die drei angeklagten Männer vor Gericht darüber erzählen - einer davon aus Ratingen und dort derzeit in Untersuchungshaft hinter Schloss und Riegel - klingt mehr nach einer Pleiten-Pech-und-Pannen-Story und nicht nach einem guten Plan.

Denn die Polizei war schon da, bevor die beiden Bankräuber überhaupt die Filiale betreten hatten. Der Dritte im kriminellen Bunde hatte seine Kumpane zum "Einsatzort" gefahren und wartete ein paar Straßen weiter im Auto darauf, sie dort wieder aufzusammeln. Was sich derweilen vor der Filiale und später auch drinnen abspielte, erinnert eher an die sprichwörtliche Schnapsidee. Auch deshalb, weil die Angeklagten in den Tagen und Nächten zuvor gefeiert und polnischen Wodka in erheblichen Mengen in sich hinein gekippt hatten. Was dabei herauskam, hört sich sechs Monate später vor Gericht so an: "Ich stand plötzlich in der Bank und wusste nicht mehr, wie ich dorthin gekommen bin und was ich dort überhaupt wollte." So jedenfalls erinnert sich einer der vermeintlichen Bankräuber an den Nachmittag im August, als er mitten in der Filiale offenbar einen klaren Moment hatte.

Wie er dort raus und nach Hause ins Bett gekommen sei, wisse er hingegen nicht mehr. In der Anklage wird später stehen, dass er bei der Flucht auch noch ausgerutscht sei und es - von der Polizei verfolgt - gerade noch in den Fluchtwagen geschafft habe. Das Erwachen in der darauf folgenden Nacht muss ernüchternd gewesen sein.

Sein Mittäter konnte sich hingegen klar an das Geschehen erinnern und lieferte der Strafkammer eine Geschichte, die das Zeug zum Komödienstadel hätte. Er sei zwar der Drahtzieher des Überfalls gewesen, ließ der 36-Jährige das Gericht wissen. Einen genauen Plan habe aber auch er nicht gehabt. "Das war eine spontane Idee", plauderte er munter drauflos. Er habe die Sparkassenfiliale weder gekannt, noch habe er vorher irgendwas ausgekundschaftet.

Die Schreckschusspistole, mit der er eigentlich in der Filiale Angst und Schrecken habe verbreiten wollen, liege seit Jahren bei ihm im Schrank, um damit an Silvester herumzuknallen. Gleich nebenan die Karnevals-Rasta-Perücke, die er sich für den Überfall über den Kopf gezogen hatte. Dazu noch dunkle Sonnenbrillen - die Verkleidung jedenfalls schien perfekt zu sein. So standen die Männer also vor der Bank und warteten. Solange, bis der Filialleiter - der die Szene beobachtet hatte und dem der Auftritt nicht geheuer gewesen zu sein schien - die Polizei rief. Die kam dann auch und wartete in der Bank, bis die Bankräuber zur Tat schritten. Dort gab es ein Gerangel, einer der Männer schlug einem Polizeibeamten mit der Gaspistole auf den Kopf. Schießen habe er damit nicht wollen: "Dann hätten ja alle gleich gemerkt, dass die Waffe nicht echt ist", ließ der Angeklagte den Vorsitzenden Richter wissen. Geschossen hatte dann allerdings eine Polizistin - an ihm vorbei durch die Glasscheibe.

Das wiederum habe ihn so irritiert, das ihm die Flucht nicht erfolgreich gelungen sein. Er habe gerade noch die Waffe wegwerfen können, bevor er von den Streifenbeamten in der Nähe der Filiale gestellt wurde. Die Plastiktüre für die erhoffte Beute blieb leer. Wie viel Geld er sich von dem Überfall versprochen habe? "Keine Ahnung", zuckte der Mann mit den Schultern.

Und warum das alles? Er habe beinahe 100.000 Euro Schulden gehabt und sei bedroht worden, sagte der Drahtzieher auf der Anklagebank. Sein Kompagnon befand sich offenbar im schweren Alkoholrausch und beteuert, sich die Beteiligung am Überfall nicht erklären zu können. Und der Chauffeur der beiden zieht es vor, zur Tat zu schweigen. Das Verfahren wird fortgesetzt.

(RP)
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