Ausstellung in Mettmann So kreativ ist die Region

Kreis Mettmann · Bei den offenen Ateliers konnten sich Neugierige am Wochenende jede Menge Anregungen holen.

 Von links: Anne Schriever, Christine Atmer de Reig und Vivien Reig-Atmer stellten gemeinsam im Gasthof Lindenheide aus.

Von links: Anne Schriever, Christine Atmer de Reig und Vivien Reig-Atmer stellten gemeinsam im Gasthof Lindenheide aus.

Foto: dietrich janicki

Wo sich bis vor wenigen Monaten noch die Gäste des Restaurants Lindenheide verwöhnen ließen, stellten am Wochenende bei der Aktion Neanderland-Tatorte drei Künstlerinnen aus. "Es war unsere gemeinsame Idee, die Räume, so lange sie leer stehen, für eine gemeinsame Ausstellung zu nutzen", erzählt die Künstlerin Anna Schriever aus Mettmann, die auch die Eigentümerin des Gebäudes ist.

Die übrig gebliebenen Bänke wurden schon fortgeräumt, auch mit dem Renovieren hat sie bereits angefangen. Aber das gehe alles nur Schritt für Schritt, erzählt sie. Ihre Bilder sind Landschaften oder Personen, die etwas verwischt erscheinen. Je nachdem, ob man nah dran oder weiter weg steht, erkennt man unterschiedliche Dinge.

 Wurden bei dem vielen Lob der Vernissagegäste richtig verlegen: Arne und Michael Sawatzki im offenen Atelier der Bergischen Diakonie in Wülfrath.

Wurden bei dem vielen Lob der Vernissagegäste richtig verlegen: Arne und Michael Sawatzki im offenen Atelier der Bergischen Diakonie in Wülfrath.

Foto: Janicki Dietrich

"Jeder kann die Bilder für sich interpretieren", erklärt sie. Diese Offenheit mache das Malen spannend. Auch wisse sie am Anfang noch nicht, was aus Farben und Strukturen am Ende entstehe. "Das kann jeder selbst mal ausprobieren", rät sie. "Einfach mal den Kopf ausschalten, Skizzen zeichnen und gucken was passiert. Das geht auch vor dem Fernseher."

Goldschmiedin Vivien Reig-Atmer, die ein Atelier in Düsseldorf hat, zeigte Ringe aus Feingold und anderen Metallen mit unterschiedlichen eingefassten Edelsteinen, die teilweise auch durch ihre Größe auffielen. "Kräftige, satte Formen mag ich schon", sagt die Künstlerin. Zu filigran liege ihr nicht. "Im kleinen Medium Schmuck bin ich schon sehr groß", sagt sie lächelnd.

Das zeigen auch die Ketten mit Lederbändern und einem großen dunklen Achat als Anhänger. Hemmungen, solche recht auffälligen Schmuckstücke zu tragen, müsse keiner haben, meint sie. "Es kommt immer darauf an, wie man sich selbst sieht." Wenn man sich an ein Schmuckstück gewöhnt habe, werde es ein Teil von einem selbst, sagt Reig-Atmer.

Ihre Mutter, Christine Atmer de Reig, töpfert seit über 50 Jahren und stellte keramische Einzelstücke in verschiedenen Farben und Formen aus. Obwohl die Ausstellung sich gut in die Räume einfügt, hofft Anna Schriever, dass es in absehbarer Zeit wieder einen Restaurant-Betrieb geben wird.

Dass Künstler ihre Werke eigentlich gar nicht herzeigen wollen, ist eher selten - die Sawatzkis gehören dazu. Daher war diese kleine Ausstellung im offenen Atelier der bergischen Diakonie die erste, die Vater Michael und Sohn Arne je gemacht haben. Fast ein wenig verlegen stehen sie nebeneinander und können mit dem vielen Lob der zahlreichen Vernissagegäste irgendwie so gar nicht so richtig umgehen.

"Wir wollen niemanden damit beeindrucken", erklärt der 27-jährige Arne, der als Sozialarbeiter im Kinder- und Jugendbereich der Diakonie tätig ist. Er hat ein Faible für Lichtobjekte, stellt sie aus allen verfügbaren Materialien her, gerne aus Holz in Kombination mit Stein oder Draht. "Mein verstorbener Großvater Gustav, dessen Exponate wir hier auch zeigen, hat sehr viel mit Ton gearbeitet, sehr viele bildhauerische Sachen gemacht. Auch er hat niemandem groß davon erzählt, wir haben die meisten Kunstwerke erst nach seinem Tod im Keller entdeckt", erzählt Arne Sawatzki.

Michael Sawatzki liebt den Marmor, seit zwölf Jahren beschäftigt auch er sich mit der Bildhauerei, bietet Kurse im offenen Atelier an. "Ich habe damals von meiner Frau einen Workshop geschenkt bekommen und das hat mich so fasziniert, dass ich nie wieder aufgehört habe."

Er zeigt auf ein rundliches, tierförmiges Stück Stein. "Das ist mein Erstlingswerk, ein Bärfant", sagt der 58-Jährige, lacht und erläutert: "Es sollte eigentlich ein Elefant werden, aber das klappte nicht und so musste ich ein neues Tier erfinden." Das kreative Tun, so erklärt es der Diplomingenieur, sei ein wunderbarer Ausgleich zur täglichen Arbeit, ein mentales und physisches Abtauchen, das jede Menge Kraft und Erholung bringe.

"Ich merke es auch in den Bildhauerkursen, die ich hier gebe, es kommen Patienten aus der Diakonie her, die ganz offensichtlich Probleme haben, und dann Menschen von außerhalb, bei denen man das auch nie so ganz genau weiß. Wir brauchen uns nicht zu kennen, die Kunst, das gemeinsame Schaffen, ist eine Art Medium, das verbindet." Arne Sawatzki kann dem nur zustimmen. "Das ist etwas, was ich täglich in meiner Arbeit erlebe: Kunst ist eine eigene Sprache, die mir häufig eine Kommunikation mit Kindern ermöglicht, an die ich sonst nur schwer herankomme."

Die bergische Diakonie lädt jeden Montag zwischen 14 und 17 Uhr Interessierte in ihr offenes Atelier ein. Darüber hinaus gibt es ein offenes Kursangebot.

(dani und hba)
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