Laufsport 26. Neandertallauf liefert Teilnehmerrekord

Erkrath · Der Japaner Kazuhiko Tsugawa ist seit zehn Jahren fest dabei. Viele andere suchen das erste Mal die läuferische Herausforderung.

 Kazuhiko Tsugawa (1389) startet gerne beim Neandertallauf. Der 68-Jährige bereitet sich damit auf den Berlin-Marathon vor.

Kazuhiko Tsugawa (1389) startet gerne beim Neandertallauf. Der 68-Jährige bereitet sich damit auf den Berlin-Marathon vor.

Foto: Dietrich Janicki

Konzentriert und etwas angespannt wirkt Kazuhiko Tsugawa am Start. Er hat sich ein weißes Tuch als Stirnband um den Kopf geknotet, trippelt noch etwas auf der Stelle und wartet auf das Signal. "Drei, zwei, eins" - dann der Knall. Die Masse aus bunten Trikots flutet wie eine Welle die Sedentaler Straße und reißt Kazuhiko Tsugawa mit sich.

Der Hochdahler vom Lauftreff Kemperdick hat sich vorgenommen, es langsam angehen zu lassen, denn seine Beine haben zehn Tage Trainingsrückstand. "Vor zwei Wochen habe ich es mit dem Training etwas übertrieben und hatte anschließend Schmerzen in den Oberschenkeln. Vorgestern habe ich einen Probelauf gestartet und mich dann kurzfristig entschlossen, heute auf die Strecke zu gehen", sagt der 68-Jährige. Er weiß, dass der Neandertallauf über 14,065 Kilometer ihn fordern wird. "Es ist ein Teil meiner Trainingsstrecke. Das Gelände ist sehr anspruchsvoll und in meinem Alter ist die Tendenz fallend", sagt der immer noch ehrgeizige Sportler lächelnd.

Bis zu 70 Kilometer in der Woche legt der gebürtige Japaner, der seit mehr als 25 Jahren in Erkrath lebt, laufend zurück. "Dabei suche ich immer die Herausforderung und versuche stets, einen Schritt nach vorne zu machen."

In den vergangenen Wochen hat er sich besonders intensiv vorbereitet, um seine Zeit aus dem vergangenen Jahr von 1:08 Stunden möglichst noch zu verbessern. "Diesmal gehe ich mit einem ganz besonderen Gefühl ins Rennen. Denn vor zwei Wochen ist einer meiner besten Lauffreunde gestorben. Deshalb nehme ich ihn heute in meinen Gedanken mit."

Während Kazuhiko Tsugawa noch unterwegs ist, biegt der Sieger bereits auf die Zielgerade ein. Mit langen Schritten stürmt Mehdi Khelifi auf den roten Pavillon vor dem Bürgerhaus zu. Als er die Zeitmessung passiert, bleibt die Uhr bei 47:20 Minuten stehen. Damit hat der gebürtige Tunesier vom Team Essen den bisherigen Streckenrekord von Sascha Dee aus dem Jahr 2012 locker gebrochen. Dessen Spitzenzeit lag damals bei 49,22 Minuten. "Das ist fast schon unheimlich", kommentiert der Sprecher die Spitzenzeit.

"Eigentlich bin ich zum Spaß hier gestartet, doch natürlich möchte ich auch gewinnen. Nun bin ich glücklich und werde mit meinem Sohn feiern", sagt der Sieger. Er ist außer Atem, der Schweiß rinnt ihm das Gesicht herunter, doch seine dunklen Augen strahlen. "Offenbar hatte ich doch noch etwas Kraft aus meiner Profikarriere", ergänzt er. Mehr als 20 Jahre lang war er Profi, gewann fünfmal den Schweizer und dreimal den tunesischen Meistertitel. Mit Ausnahme von Olympischen Spielen war er bei allen großen Rennen am Start. "Nun kann ich den Sport genießen." Die Strecke hat ihm dennoch einiges abverlangt. "Das ständige Rauf und Runter war schwierig für die Muskulatur. Deshalb bin ich sehr glücklich, es geschafft zu haben."

Michael Claesges kommt als Vierter ins Ziel. Der Hildener hat zuvor schon die Fünf-Kilometer-Konkurrenz als Zweiter beendet. "Da habe ich schon versucht, alles zu geben. Das war nun die Zugabe", berichtet er. Der Düsseldorf-Marathon ist sein eigentliches Ziel. Silke Niehues möchte dagegen in Hamburg nach 42,195 Kilometern glänzen. Sie ist in Erkrath die schnellste Frau im Ziel. Mit ihrer Zeit von 58,39 Minuten war sie sehr zufrieden. "Meine Vorgabe war, unter einer Stunde zu bleiben, doch dass es so deutlich ist, hätte ich nicht erwartet", sagt sie.

Für Kazuhiko Tsugawa ist der Neandertallauf ebenfalls die Vorbereitung auf den Berlin-Marathon. "Da starte ich seit zehn Jahren und verbinde die sportliche Herausforderung mit einem touristischen Programm in der Hauptstadt." Als er in Erkrath seinen Lauf beendet, wirkt er jedoch erschöpft und nicht ganz zufrieden. Denn er hat sein persönliches Ziel verfehlt. "Mit 1:10 Stunden konnte ich mich nicht steigern. Doch ich habe auch erst auf dem letzten Kilometer Vollgas gegeben, um mich nicht schon wieder zu überlasten." Die Gedanken an seinen Freund haben ihn motiviert durchzuhalten, und so langsam entspannen sich seine Züge.

(domi)
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