Analyse Die gute Abwehr ist der größte Trumpf

Haan · Drei Spielzeiten hatten die Unitas-Handballer im Verbandsliga-Titelrennen das Nachsehen – jetzt ist der Aufstieg perfekt.

Analyse: Die gute Abwehr ist der größte Trumpf
Foto: Blazy, Achim

Drei Spielzeiten hatten die Unitas-Handballer im Verbandsliga-Titelrennen das Nachsehen — jetzt ist der Aufstieg perfekt.

 Jörg Müller schwor seine Mannschaft immer wieder ein, den Titel vorzeitig in trockene Tücher zu bringen.

Jörg Müller schwor seine Mannschaft immer wieder ein, den Titel vorzeitig in trockene Tücher zu bringen.

Foto: Blazy

Jörg Müller fielen gleich mehrere Felsbrocken vom Herzen, als am späten Sonntagabend der 28:26Sieg über den Verbandsliga-Zweiten LTV Wuppertal in trockenen Tüchern war. Denn damit machte die Unitas im vierten Anlauf unter seiner Regie endlich den Sprung in die Oberliga perfekt. Acht Jahre nach dem freiwilligen Rückzug aus der Handball-Regionalligakommt der Klub der Vollendung des Projekts 2010++ immer näher — nur noch eine Klasse trennt die Haaner nun von der Regionalliga, in der sie 18 Jahre lang eine feste Größe bildeten und die sie allein aus pekuniären Gründen verlassen mussten.

Auch jetzt ist der Verein finanziell nicht auf Rosen gebettet, dennoch gelang es, eine schlagkräftige Truppe auf die Beine zu stellen, die in dieser Saison mit Stefan Graedtke und Lars Krüger noch zwei wichtige Zugpferde bekam. Ex-Regionalliga-Torhüter Graedtke trug mit seiner langjährigen Erfahrung zur kompakten Abwehrarbeit bei. Und Lars Krüger markierte in etlichen Partien mit enormer Willenskraft die entscheidenden Tore. "Er ist die Maschine schlechthin, die alle anderen mitzieht", charakterisiert Jörg Müller den Rückraum-Akteur. Und auch Neuzugang Alexander Metz fügte sich gut in die Mannschaft ein. "Es passte alles", bringt es der Unitas-Trainer auf den Punkt.

Fünf Tage vor dem Saisonende führen die Haaner die Tabelle mit zehn Punkten uneinholbar an. Lediglich in der Partie gegen den TSV Aufderhöhe bekam die Unitas den ersten Fleck auf der in den ersten 14 Begegnungen makellos weißen Weste. Das Müller-Team hatte gegen den Solinger Erzrivalen sogar die erste Niederlage vor Augen, rettete aber mit viel Glück noch ein Unentschieden. Vielleicht symptomatisch für eine Saison, in der die Haaner auch mit Fortuna im Bunde waren. "Glück gehört auf jeden Fall dazu. Allein mit Arbeit und Leistung schafft man es in der Regel nicht", stellt der Coach fest. Wichtiger fand er noch die Top-Vorstellungen gegen die starken Teams in der Liga. "Immer, wenn es darauf ankam, waren wir zu 100 Prozent da — wie bei den Siegen in Lintorf und in Wülfrath", betont er. Die schwächeren Auftritte gegen den Kettwiger TV und den TV Angermund hakte er schnell ab. "In der Woche vor den Top-Begegnungen baut man eine Spannung auf, die sich dann im Spiel entlädt. Dass man danach in ein Motivationsloch fällt, ist eigentlich logisch", führt der 37-Jährige nüchtern aus.

In den vergangenen Jahren machte den Haanern oft das Verletzungspech einen Strich durch die Rechnung. Diesmal aber war der Kader breit angelegt, so dass die Mannschaft wichtige Ausfälle wie die von Moritz Blau und Monty Kreisköther zu kompensieren vermochte. "Es gibt keinen Bruch im Spiel", kann Müller auch auf "die Bank" bauen. Immer wieder wechselte der Trainer munter durch, setzte ganz unterschiedliche Anfangsformationen einund gab auch beiden Torhütern gleichermaßen Einsatzzeiten.

Trotz der guten Vorzeichen war der Unitas-Trainer vor der entscheidenden Partie in Wuppertal jedoch extrem angespannt, zumal er den LTV mit dem erfahrenen Kim Neuenhofen zu den unbequemen Kontrahenten zählt. "Ich hatte da durchaus ein Szenario vor Augen", gesteht Jörg Müller. Sein Alptraum: "Wir verlieren in Wuppertal, stehen dann auch im Derby gegen Mettmann-Sport unter Druck — und haben danach statt acht nur noch vier Punkte Vorsprung." Letztlich hing der Sieg über den LTV tatsächlich am seidenen Faden, als die Haaner in Unterzahl das 26:67 kassierten. 40 Sekunden waren da noch zu spielen und die Wuppertaler witterten Morgenluft. Doch die Hoffnung der Gastgeber auf eine Überraschung erstickte Moritz Blau im Keim. Endlich von einer langwierigen Bauchmuskelzerrung genesen, hämmerte der Rückraum-Linke den Ball entschlossen in den Wuppertaler Kasten — und leitete damit die Feierlichkeiten ein, die erst spät in der Nacht zu Montag in der Haaner Gaststätte Zum Dom endeten.

(RP)
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