Fußball Im Familienverein läuft es nicht rund

Hilden · Zum zweiten Mal innerhalb von zehn Monaten verkündet ein Trainer des VfB 03 Hilden seinen freiwilligen Abschied. Nach dem ersten erfolgreichen Oberliga-Jahr ist der Klub aus der Spur gekommen und muss wieder zu einem fruchtbaren Miteinander finden.

 Aufmerksam lauschten die Fußballer des VfB 03 Hilden beim Vorbereitungsstart des Oberligisten dem neuen Trainer Georg Kreß.

Aufmerksam lauschten die Fußballer des VfB 03 Hilden beim Vorbereitungsstart des Oberligisten dem neuen Trainer Georg Kreß.

Foto: Archiv/Matzerath

Nach dem Rücktritt von Chefcoach Georg Kreß steht der VfB 03 Hilden vor einem großen Problem: Wer übernimmt jetzt das Traineramt beim Fußball-Oberligisten? Ein Dilemma, das hausgemacht ist - und nicht neu. Denn schon Kreß-Vorgänger Toni Molina verabschiedete sich aus freien Stücken, allerdings mit längerer Vorlaufzeit. Denn der Gedanke, den Vertrag nicht zu verlängern, reifte in dem Spanier bereits im Oktober vergangenen Jahres. In der Winterpause stand seine Entscheidung endgültig fest. Er wollte sich neuen Herausforderungen stellen, lautete seinerzeit die offizielle Redensart. Doch Insider wussten: Hinter den Kulissen krachte es mächtig.

Die Chemie zwischen Trainer und Teilen des Vorstandes stimmte einfach nicht mehr. Aber Molina hielt durch, weil ihm die Mannschaft ans Herz gewachsen war - auch hob er stets die Charakterstärke der Truppe hervor. Immerhin schaffte Molina mit dem Aufsteiger in der ersten Oberliga-Saison den Klassenerhalt. Und das wollte der 42Jährige wiederholen. Ein Unterfangen, das ihm gelang - und ihn auch stolz machte. Denn Molina schnürte früher selbst für den VfB 03 die Fußballschuhe, nannte das Engagement für seinen Heimatklub deshalb "eine Herzensangelegenheit". Entsprechend gemischt waren die Gefühle beim Abschied.

Das galt auch für Marcel Bastians, ein Urgestein des VfB 03, das in der Jugend und im Seniorenbereich für den Verein spielte, den Aufstieg von der Bezirksliga bis hin in die Oberliga miterlebte. Michael Kulm, der seinerzeit den Landesliga-Meister coachte, machte Bastians zum spielenden Co-Trainer. Der 33-Jährige kniete sich in die neue Aufgabe rein und ist längst Inhaber der A-Lizenz des Deutschen Fußball-Bundes. Der erfahrene Innenverteidiger wollte dem VfB 03 durchaus erhalten bleiben, konnte sich ein Engagement als Standby-Spieler oder auch eine koordinative Aufgabe im Jugendbereich vorstellen. Zu konstruktiven Gesprächen kam es allerdings bis vier Wochen vor dem Saisonende nicht. Deshalb verkündete Bastians ebenfalls seinen Abschied und fungiert jetzt als spielender CoTrainer des Kreisliga A-Spitzenreiters FC Büderich.

Die Lücke, die Bastians in der Abwehrkette hinterließ, vermochte VfB-Vorsitzender Wolfgang Appelstiel, der im Sommer in Personalunion die Aufgaben eines Sportlichen Leiters übernahm, nicht adäquat zu schließen. Erst mit der späten Verpflichtung von Florian Grün, der auf Vermittlung von Georg Kreß vom Wuppertaler SV kam, war Besserung in Sicht. Zudem spielte sich nach Anlaufproblemen Nils Remmert in die zentrale Abwehrrolle.

In der Torhüterfrage agierte der Verein ebenfalls nicht glücklich. Erst zwei Wochen vor Saisonende bekamen Asterios Karagiannis und Malte Engelhardt mitgeteilt, dass der Verein nicht mehr mit ihnen plane. Dabei stand die Verpflichtung von Bastian Sube bereits früh fest. Allerdings konnte der Neuzugang vom Wuppertaler SV die Vorbereitung nur in Teilen absolvieren, da er bis Ende September ein mehrmonatiges Praktikum in Herzogenaurach absolvierte und deshalb unter der Woche nur selten zur Verfügung stand. Die Verantwortlichen holten später auch noch Nico Tauschel. Pech nur, dass der 25-Jährige, der bereits verletzt vom FC Remscheid in die Itterstadt wechselte, bislang noch kein Spiel absolvieren konnte - ein Ende seiner Leidenszeit ist nicht in Sicht. In der Vorbereitung sprang deshalb oft A-Jugend-Keeper Louis Klein ein.

Kein Wunder also, dass die Defensive des VfB 03 zum Meisterschaftsstart noch nicht harmonierte und sich erst in der Anfangsphase der Punkterunde einspielte. Die Konsequenz: In den ersten vier Partien gab es 15 Gegentore. Erst danach lief es besser. Dass die Mannschaft dennoch an den ersten elf Spieltagen nur drei Siege und ein Unentschieden holte, lag auch an der mangelnden Durchschlagskraft in der Offensive. Zumal hier die personelle Lage ebenfalls angespannt ist. Dennis Lichtenwimmer stand bis Ende August ebenfalls wegen eines mehrmonatigen Praktikums unter der Woche nicht zur Verfügung, handelte sich dann direkt eine Sperre ein - und fällt nun verletzt aus. Weil für Pascal Weber (Muskelbündelriss) die Hinrunde gelaufen scheint, steht als einziger waschechter Stürmer nur noch Jannik Weber in der ersten Reihe.

Es gibt also zahlreiche Gründe, weshalb sich der VfB 03 derzeit im Tabellenkeller der Fußball-Oberliga wiederfindet. Das unruhige Umfeld trägt seinen Teil dazu bei. "Die Mannschaft darf sich jetzt nicht runterziehen lassen, muss sich auf ihre Stärken besinnen. Das Potential, den Klassenerhalt zu schaffen, besitzt sie - das hat sie ja bereits zweimal bewiesen", appelliert Holger Reinders an das Team. Der 2. Vorsitzende des VfB 03 betont: "Die Leistungsträger müssen an ihre alte Stärke anknüpfen." Der Abstiegskampf ist eben auch eine Kopfsache. "Ich glaube, dass wir das gemeinsam schaffen", sagt Reinders. Und ergänzt: "Jeder an seinem Platz." Bleibt zu hoffen, dass alle im Verein das beherzigen. Damit der Traditionsklub wieder an das erste erfolgreiche Jahr in der Oberliga anknüpfen kann, als der frisch gekürte neue Vorstand in seiner Arbeit ein glücklicheres Händchen bewies.

(RP)
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