Fußball Interimscoach ändert lediglich Nuancen

Sc · Nach dem Rücktritt von Georg Kreß steht auch die Mannschaft des Fußball-Oberligisten mehr in der Verantwortung. CoTrainer Björn Scheffels setzt als Interimscoach auf eine gelebte Hierarchie.

Düsseldorf-West - VfB 03 Hilden. Björn Scheffels ist ein ehrgeiziger Mann. "Ich möchte stark leistungsorientiert arbeiten und noch mehr Erfahrung sammeln", sagte der 34Jährige, als er im Sommer beim Fußball-Oberligisten VfB 03 Hilden das Amt des Co- und-Torwart-Trainers antrat. Seit einer Woche steht der Stellvertreter von Georg Kreß nach dessen Rücktritt an der Seitenlinie plötzlich in der ersten Reihe. Eine Herausforderung, die Scheffels aber nicht schreckt. "Das passt zu meiner Ausbildung", sagt er. Und meint damit seinen Hauptberuf als Diplom-Ingenieur der Versorgungstechnik. "Das ist auch eine verantwortungsvolle Aufgabe", betont er.

Scheffels betreut als Ingenieur Projekte - und muss dafür auch mal reisen. Wie jetzt. "Spätestens alle zwei Wochen geht es nach Salzgitter", berichtet er. Deshalb will er nicht dauerhaft als Chefcoach arbeiten. "Ich kann nicht die Zeit investieren", analysiert er nüchtern. Zumal neben dem Job auch die Familie zu ihrem Recht kommen soll. Die Tochter ist vier Jahre alt, der Sohn kam vor sechs Wochen auf die Welt. "Wenn mir meine Frau den Rücken nicht freihalten würde, wäre das Hobby gar nicht zu stemmen", sagt Scheffels.

Der Solinger fing mit dem Fußball beim TSV Aufderhöhe an. "Der liegt direkt vor der Tür. Das ist auch ein familiengeführter Verein, da habe ich mich einfach wohlgefühlt", plaudert Scheffels aus dem Nähkästchen. Später wechselte er nach Hilden zur SpVg. 05/06. Sein B-Jugend-Trainer hieß Bernd Ungermann. "Der hat sich um junge Spieler bemüht", erklärt Scheffels, der anfangs noch als Stürmer agierte, dann aber die Torwart-Rolle übernahm. Später absolvierte der Keeper unter anderem ein Probetraining beim 1. FC Köln, entschied sich dann aber für die U 19 von Bayer 04 Leverkusen. Noch heute überlegt er ab und an, wie seine Karriere sich wohl mit anderen Entscheidungen entwickelt hätte. "Man weiß nie, wie man es richtig macht." So sagte Scheffels eine Einladung zur U 18-Nationalmannschaft ab, flog statt dessen mit Bayer 04 zu einem Turnier nach Südamerika. Später wechselte er im Seniorenbereich zu Hannover 96 ins Oberliga-Team, stand zudem im erweiterten Kreis der Zweitliga-Truppe. Damals winkte auch ein Engagement beim SSC Neapel - doch Björn Scheffels entschied sich für die Ausbildung bei den Stadtwerken Hannover.

Bereits mit 26 Jahren beendete der Torhüter aufgrund von Problemen mit dem linken Knie seine aktive Karriere und wechselte ins Trainerfach. Die Arbeit beim Oberligisten VfB 03 ist sein erstes höherklassiges Engagement. "Man arbeitet gerne mit dieser Truppe. Die ist im Kern absolut gefestigt und hat einen super Charakter", stellt er fest. Sagt aber auch: "Es gibt zu wenig Reibungspunkte in dieser harmonischen Truppe. In einer Mannschaft gibt es Hierarchien, und es ist gut, wenn man die lebt." Deshalb bindet Scheffels die Mannschaftsführer Fabian Andree und Stefan Schaumburg verstärkt ein. "Das sind Spieler, die schon etwas erreicht haben und Verantwortung übernehmen müssen, wenn es nicht läuft." Kapitän Andree kann damit leben. "Er hat uns klargemacht, dass wir es gemeinsam als Team schaffen müssen - das kommt gut an", sagt er. Und unterstreicht: "Wir haben viele Spiele unglücklich verloren. Jetzt zählt nur noch das Gewinnen. Es würde uns allen und dem Verein guttun, wenn wir am Sonntag beim SC West den ersten Auswärtssieg einfahren."

Die Mannschaft hat offenbar die Zeichen der Zeit erkannt. Scheffels drehte nur etwas an den Stellschrauben. "Den Grundstein haben Toni Molina und Georg Kreß gelegt. Meine Aufgabe ist die Weiterführung ihrer Arbeit, die schon überdurchschnittlich war", konstatiert der Interimstrainer. Welchen Unterschied gibt es? "Ich spiele jetzt offensiver mit einem zweiten Stürmer, auch auf die Gefahr hin, dass wir hinten mehr Tore bekommen." Nur gut, dass sich das Lazarett allmählich lichtet. "Natürlich kam uns entgegen, dass Dennis Lichtenwimmer und Vincenzo Lorefice wieder fit sind und Jannik Weber im Sturm entlasten können", weiß Andree. Zugleich hält er den Ball flach. "Wir dürfen den Sieg nicht überbewerten - Mönchengladbach hatte auch nicht seinen besten Tag erwischt."

(RP)
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