Serie Aussergewöhnliche Sportarten Magic Arrows: Ihre Welt bleibt eine Scheibe

Mettmann · Beim Darten geht es um Präzision, Leidenschaft und Spaß am Sport. Die "magischen Pfeile" sind außerdem auch sehr erfolgreich.

 Da müssen sie rein: Christian Mainzer, Wolfgang Meyer, Hans-Werner Mainzer, Hans-Joachim Moog, Bernd Engelhardt und Fotios Fotopoulos (von links) sind die Magic Arrows. Sie wissen, wie die Pfeile ihr Ziel finden.

Da müssen sie rein: Christian Mainzer, Wolfgang Meyer, Hans-Werner Mainzer, Hans-Joachim Moog, Bernd Engelhardt und Fotios Fotopoulos (von links) sind die Magic Arrows. Sie wissen, wie die Pfeile ihr Ziel finden.

Foto: Ralph Matzerath

HILDEN/MONHEIM Eins ist schon mal sicher. Dart-Spieler sind offensichtlich extrem höfliche Menschen. Erstens: Niemand hindert mich daran, selbst ein paar Pfeile auf das Brett zu werfen, das in der Fachsprache eher Board heißt. Im Gegenteil. Alle machen mir Mut. Zweitens: Christian Mainzer hält mir ohne Zögern seine Pfeile hin. Drittens: Keiner lacht, als der Automat einen Wert anzeigt, der weit unterhalb der magischen "one hundred and eighty" liegt (180). Die gelten als Traum eines jeden Spielers. Ich glaube, ich bin bei 40 Punkten gelandet (aufgerundet). Im Hintergrund ruft jemand: "Ist das nicht einer für unsere zweite Mannschaft?" Spaßvögel sind sie auch. Es handelt sich um die erste Mannschaft der "Magic Arrows Moby Dick", die an diesem Abend ihr letztes Meisterschaftsspiel der Saison bestreiten. Die Herren sind E-Darter und darin ziemlich gut. Eigentlich kommen sie aus Monheim, spielen aber seit Anfang 2017 im Treff 785 am Fritz-Gressard-Platz in Hilden. Mitgenommen haben sie ihre Dart-Leidenschaft.

Hans-Werner "Rocky" Mainzer war 30 Jahre lang mit Herzblut der Wirt des "Moby Dick" - jener Monheimer Gaststätte, in der die Magic Arrows vor langer Zeit ihr Zuhause fanden. Als sich Mainzer aus dem Beruf zurückziehen wollte, war trotz intensiver Suche kein Nachfolger zu finden. Dass die Darter Anfang 2017 nicht auf der Straße standen, hatte viel mit Fotios Fotopoulos zu tun, der erst vor drei Jahren seine ersten Pfeile warf und inzwischen der beste Spieler der "zauberhaften Pfeile" ist. Kein Wunder: "Foti", der viel trainiert, führt die Einzelrangliste für die vergangene Saison in der A-Liga an. Mindestens genauso wichtig: Fotopoulos betreibt den Treff 785, in den die Darter umziehen können. Der Gegner im letzten Meisterschaftsspiel ist der Vorletzte "Alles auf Anfang", der bereits als Absteiger feststeht. Die "Pfeile" haben den Titel längst in der Tasche und werden demnächst wieder in der Bezirksliga spielen. Ginge es alleine nach dem Namen, wäre der Tabellendritte ebenfalls ein Meisterschafts-Kandidat gewesen. Er nennt sich Dart Vaders.

Die Atmosphäre ist sehr gelöst, es herrscht gegenseitiger Respekt. Wer antritt, will trotzdem gewinnen. Das gelingt der Mannschaft in der gerade beendeten Saison wieder sehr oft. Nach 14 Meisterschaftsspielen stehen 13 Siege in der Statistik - und der Aufstieg ist frühzeitig beschlossene Sache. Insgesamt haben die Magics Arrows 39 Punkte gesammelt (drei Zähler pro Sieg) und damit neun mehr als die "Addams Family" (30). Die abschließende Partie bringt weitere 17:1 Spiele und 35:6 Sätze auf das Konto. Ganz "nebenbei" hat der Meister dann noch das Finale im Pokal erreicht, obwohl das 10:6 über die Dart Vaders aus Rheinbach diesmal ein erstaunlich hartes Stück Arbeit war. Am 12. August (9.30 Uhr) folgt im Bonner Brückenforum das Endspiel.

Zwei der größten sportlichen Erfolge der Magic Arrows liegen eine Weile zurück. In den Jahren 2007 und 2009 schaffte die Mannschaft zweimal den Aufstieg in die Bundesliga, die für das Team aus sehr ambitionierten Freizeitsportlern ein echtes Abenteuer war. Dass die Klasse nicht zu halten war, überraschte niemanden besonders. Und keiner hatte vor, Geld für eine Verstärkung von außerhalb auszugeben - was anderswo durchaus nicht unüblich sei. "Das kommt nicht in Frage", betont Teamkapitän Hans-Joachim Moog. Er hat nicht zuletzt die Aufgabe, aus den sechs zur Verfügung stehenden Spielern das beste mögliche Team aufzustellen: "Dabei geht es ausschließlich nach Leistung." Weil das so ist, muss er selbst inzwischen in der Regel zuschauen und greift nur noch dann aktiv ins Geschehen ein, wenn Not am Mann ist.

Vor vier Jahren gehörte Moog zum Aufgebot der Arrows, das in Geiselwind bei den 18. Europameisterschaften für Furore sorgte: "Die Atmosphäre war unglaublich." Am fünften Tag des Top-Turniers passiert, was keiner für möglich gehalten hätte. Die Disziplin: "Shanghai." Dabei müssen die Spieler jeweils drei Pfeile werfen - aufsteigend von 1 bis 20. Der Automat zählt nur weiter, wenn die geforderte Zahl einmal getroffen ist. Jede der Zahlen gilt es einfach, zweifach und dreifach zu treffen. Wolfgang Meyer und Moog sichern sich im Feld mit vielen Nationalspielern überraschend Gold und Silber. "Das war der feierlichste Moment in meiner Laufbahn", sagt der Teamkapitän. Christian Mainzer auf Rang 13 vervollständigt das starke Abschneiden der Arrows, die alles zeigen konnten, was Darten ausmacht: Selbstvertrauen, Konzentration, Präzision.

Christian Mainzer wird an diesem Abend noch einmal mein persönlicher Helfer. "Er ist ein Naturtalent", findet Moog, "aber faul wie sonst nur was." Mainzer streitet das nicht besonders energisch ab: "Kann schon sein." Kurz darauf gelingt ihm dann beim Einwerfen mal eben das höchste mögliche Finish. Zweimal die dreifache 20 und das Bull's Eye bringen 170 Punkte, die locker aus dem Handgelenk kommen. Natürlich dauert es bei mir etwas länger und als 20 restliche Punkte auf dem Board stehen, brauche ich Hilfe. Ich weiß, dass ich niemals mit Absicht das geforderte Doppelfeld (hier die 10) treffe. Oder sie geben mir den ganzen Abend lang Zeit. Christian Mainzer springt ein - und verpasst sein Ziel mit dem ersten Pfeil. Vermutlich wollte er nur unterstreichen, dass Darter wirklich sehr höfliche Menschen sind. Der nächste Wurf - auf die doppelte 5 - sitzt nämlich millimetergenau.

(RP)
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