Fußball Personalkarussell dreht sich immer schneller

Wülfrath · Von der Fußball-Oberliga können die Anhänger des 1. FC Wülfrath in diesen Wochen nur träumen. Der Glanz alter Zeiten ist verblasst. Und auf der Bank fehlt es an verlässlicher Kontinuität. Deshalb nimmt der drohende Abstieg aus der Landesliga allmählich realistischere Züge an.

"Wir wagen zum x-ten Mal in dieser Saison einen Neuanfang", sagte Joachim Dünn den Landesliga-Fußballern des 1. FC Wülfrath in dieser Woche beim Training. Der Sportliche Leiter hat Recht, denn es ist eine Saison, in der es im FCW-Lager drunter und drüber geht.

Nach dem Rücktritt des nur für sechs Spieltage als Coach fungierenden Mesut Güngör hat sich die Vorstandsetage des FCW für eine interne Lösung in der Trainerfrage entschieden. Wie schon nach der Entlassung von Zeljko Nikolic im vergangenen Dezember wird Joachim Dünn in Personalunion das Traineramt mit übernehmen. Diesmal nicht nur für ein Spiel - das er zugegebenermaßen mit dem Sieg in Remscheid erfolgreich als Coach bestritten hat - sondern für mindestens neun Spieltage. Denn solange dauert noch die laufende Saison. Joachim Dünn betont, dass diese Personalentscheidung in Absprache zwischen Vorstand und Mannschaft getroffen wurde. Es ist aber wohl eine aus der Not heraus geborene Maßnahme, denn welcher halbwegs seriös und erfolgsorientiert arbeitende Trainer hätte diesen Job übernommen?

Es ist traurig für einen Journalisten, der die Arbeit des 1. FC Wülfrath seit vielen Jahren intensiv begleitet, ansehen zu müssen, wie dieser Verein, der im niederbergischen Fußball und weit darüber hinaus, einen sehr guten Namen hatte, in den vergangenen Jahren systematisch an Reputation verloren hat. Es sei daran erinnert, dass Vorsitzender Michael Massenberg stolz darauf war, dass der FCW seit der Fusion vor 30 Jahren nie tiefer als Landesliga gespielt hat - zwischenzeitlich gehörte der Klub sogar der Ober- und der Niederrheinliga an. Sollte nicht noch ein Wunder geschehen - und dies sei dem FCW und seinen treuen Fans zu wünschen - werden die Wülfrather Zuschauer auf einer der schönsten Sportanlagen weit und breit in der kommenden Spielzeit magere Bezirksliga-Fußballkost geboten bekommen.

Diese Entwicklung war absehbar. Der Vorstand um den Hauptsponsor und Ersten Vorsitzenden Michael Massenberg hat in den letzten Jahren kein zukunftsträchtiges Konzept erarbeitet, sondern die Dinge - nach dem Motto "Es wird schon irgendwie laufen" - treiben lassen. Wahllos wurden nach dem längeren und sehr erfolgreichen Engagement von Coach Frank Kurth Trainer verpflichtet und gefeuert. Da wurden beispielsweise schillernde Trainer geholt, die früher ihre Verdienste als Bundesliga-Profis hatten, siehe Joachim Hopp oder Thorsten Legat, die aber als oberste Übungsleiter keine Meriten vorwiesen und von ihrem Status als sogenannte Legenden lebten. In Scharen kamen neue Spieler, die aber auch schnell wieder verschwanden. Statt kontinuierlich einen Kader aufzubauen, wurden Fußballer geholt, die wussten, dass beim seriösen Stahlhändler und Vorsitzenden Michael Massenberg die Aufwandsentschädigungen und Prämien pünktlich gezahlt werden. Als Söldner verließen sie auch schnell wieder den FCW, weil ein anderer finanzkräftiger Klub mit den Scheinen winkte. Aber auch der FCW schickte Spieler vom Hof, die ganz gern geblieben wären, aber angeblich nicht mehr ins Konzept passten oder für andere Platz machen mussten, um den Etat einzuhalten. Apropos Etat: Es können dem Vorsitzenden hinsichtlich seiner Führung im sportlichen Bereich bestimmt einige Vorwürfe gemacht werden - finanziell hat Michael Massenberg, der in der in einem Verein eher seltenen Konstellation auch gleichzeitig Schatzmeister ist, großartige Arbeit geleistet. Als er den FCW vor vielen Jahren übernommen hatte, lag der Verein finanziell fast am Boden. Michael Massenberg ist es gelungen, den 1. FC Wülfrath auf ein finanziell stabiles Fundament zu stellen. Das ist sein großer Verdienst und dafür wird er zu Recht in die Vereinsgeschichte eingehen.

1. FC Wülfrath - Düsseldorfer SC 99. Noch ist der FCW nicht abgestiegen und wird alles daransetzen, den Klassenerhalt zu schaffen. Gegen den DSC 99 (Sonntag, 15 Uhr Rheinkalkstadion am Erbacher Berg) soll mit einem Sieg dafür ein wichtiger Grundstein gelegt werden. "Wenn wir in den restlichen neun Spielen an die guten Vorstellungen über die Ostertage anknüpfen, ist der Klassenerhalt zumindest in Sichtweite", versprüht Joachim Dünn Zweckoptimismus. Bis auf Stürmer Michael Günther (Zerrung) kann er personell aus dem Vollen schöpfen. In den Kader zurückgekehrt ist nach dem Rücktritt von Mesut Güngor der zweite Torwart Justin Knackmuß. Dafür hat kürzlich ohne Angaben von Gründen Thomas Nawrath dem FCW den Rücken gekehrt.

Trainer des DSC 99 ist übrigens Sebastian Saufhaus, der in der vergangenen Saison als Spieler zum Kader des FCW gehörte und deshalb die Wülfrather Mannschaft gut kennt. Zudem gehören mit Torwart Oliver Seibert, Miles Adeoye und Jan-Claude Nanevie drei ehemalige FCW-Akteure zum Düsseldorfer Aufgebot.

(klm)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort