Reitsport Pferd und Reiter müssen sich wohlfühlen

Mettmann · Die 19-Jährige Antonia Weber ist auf dem heimischem Uhlenhof mit Pferden aufgewachsen. Nach einem schweren Unfall tastet sich die angehende Pferdewirtin allmählich wieder an größere Herausforderungen heran.

 Antonia Weber zeigt sich hier an der Seite von Uli W. - die Pferde auf dem Uhlenhof sind ihr Leben.

Antonia Weber zeigt sich hier an der Seite von Uli W. - die Pferde auf dem Uhlenhof sind ihr Leben.

Foto: Dietrich Janicki

Erkrath Keine Hürde ist Antonia Weber zu hoch. Hindernisse stehen der 19-Jährigen nicht im Weg, sie sind eine Herausforderung. "Es macht einfach Spaß", beschreibt die Amazone kurz und knapp ihre Leidenschaft für das Springreiten. Sie startet mit ihren drei Spitzenpferden bereits erfolgreich in der schweren Klasse und sammelt dort nicht nur Erfahrungen, sondern hat auch Siege und Platzierungen vorzuweisen.

Nur beim Turnier auf dem heimischen Uhlenhof verlor sie für einen Moment den Überblick und kam mit der richtigen Reihenfolge durcheinander. "Das ist mir noch nie passiert, dass ich mich verritten habe", erzählt Antonia Weber. Rückblickend kann sie über ihren Aussetzer lachen, eine Erklärung hat sie nicht. "Vielleicht war ich einfach zu konzentriert. Den Sprung habe ich einfach nicht gesehen und dann war es auch schon zu spät."

An ihr erstes schweres Springen kann sie sich noch genau erinnern. "Das war beim Turnier in Burscheid und als wir den Parcours abgegangen sind, fand mein Vater ihn zu schwierig für die Premiere. Dafür bin ich ziemlich locker da reingeritten." Mit zwei Fehlern kam sie wieder heraus und bedankte sich bei ihrem Pferd. "Das war ein ganz sicherer Partner und ein richtig treuer Freund."

Wenn die sympathische Amazone mit dem ansteckenden Lachen und dem blonden Pferdeschwanz im Parcours große Sprünge macht, vertraut sie nicht nur auf ihr eigenes Talent, sondern vor allem auf ihre Pferde. Im täglichen Training wächst sie eng mit ihnen zusammen, respektiert ihre Persönlichkeit und kann sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen. "Sie ist sehr auf die Pflege und das Wohl ihrer Partner bedacht", betont auch ihr Trainer und Vater Hans-Willi Weber.

Dennoch hat sie nach einem traumatischen Erlebnis vor sechs Jahren mit dem Gedanken gespielt, den Sport aufzugeben. Ein schwerer Unfall auf dem heimischen Hof kostet damals ihrem Pferd das Leben. "Meine Eltern waren nicht da und ich bin mit zwei Freundinnen in der Halle geritten. Als wir wieder auf dem Weg zum Stall waren, ist einem Mädchen das Pony abgehauen und an uns vorbeigaloppiert. Mein Pferd ist durchgegangen und in der Hofeinfahrt sind wir auf dem Asphalt gestürzt", berichtet die Erkratherin. Sie selbst zog sich äußerlich nur eine Wunde am Knie zu, doch die Ereignisse und der Verlust ihres Pferdes hinterließen Spuren auf ihrer Seele. "Drei Wochen später bin ich zwar wieder ein Turnier geritten und habe das A-Springen sogar gewonnen, doch danach konnte ich nicht einmal mehr ein kleines Kreuz anreiten. Obwohl der Unfall nichts mit dem Springen zu tun hatte, war mein Kopf wie blockiert."

Fast zwei Jahre kämpfte die Amazone gegen die Spätfolgen des Sturzes und gewann im Sattel ihrer erfahrenen Stute, die eigentlich schon das Rentenalter erreicht hatte, schrittweise verlorenes Vertrauen zurück. "Sie hat mir die Sicherheit gegeben, die ich brauchte." Unterstützung kam auch von ihren Eltern. Hans-Willi Weber ließ ihr Zeit und setzte sie nicht unter Druck. "Alles was sie jetzt macht, war ihre Entscheidung - auch wenn ich das unterstütze", betont er. Antonia Weber hat inzwischen auch diese Hürde hinter sich gelassen und schaut zuversichtlich in die Zukunft. "Auf den kommenden Turnieren möchte ich mit meinen beiden jüngeren Pferden Uli und Carlotta noch mehr Routine im Parcours bekommen."

Ihr Wunsch ist, irgendwann den Sprung in die Weltspitze zu schaffen. Einen Eindruck davon hat sie bereits Anfang des Jahres bei einem sechswöchigen Trainingsaufenthalt auf Gut Berl bei Münster bekommen. Dort hat sie zusammen mit Shooting-Star Katrin Eckermann bei Nationenpreis-Reiter und Mannschaftsolympiasieger Lars Nieberg trainiert. "Das war sehr spannend zu sehen, wie die Pferde auf dem Niveau gearbeitet werden." Sie selbst hat dort ihren Sitz und ihre Springtechnik weiter verbessert und Anregungen für die dressurmäßige Arbeit bekommen. "Seitdem bin ich im Parcours noch stärker." Gerne möchte die 19-Jährige vor dem Abschluss ihrer Ausbildung zur Pferdewirtin Schwerpunkt Reiten noch einmal in einen Profistall. "Gerade weil ich die Ausbildung bei meinem Vater mache, ist es mir wichtig, auch mal eine andere Meinung zu hören."

Mit dem eigenen Vater täglich als Chef und Trainer zusammenzuarbeiten, empfindet die Erkratherin nicht als Belastung, sondern als Bereicherung. "Natürlich gebe ich so eher mal Widerworte und es kracht auch schon mal, doch es macht auch vieles einfacher." Hans-Willi Weber schätzt an seiner Tochter "ihre gewissenhafte Arbeit, ihren Ehrgeiz und ihren Umgang mit dem Partner Pferd. Sie hat sehr viel Gefühl im Sattel und ein gutes Gespür für Rhythmus und Distanzen." Wenn seine Tochter im Parcours unterwegs ist, ist er aufgeregter, als wenn er selbst im Sattel säße.

Ihr Spitzenpferd Linus hat er für sie ausprobiert und gekauft. "Das war kurz nach dem Unfall und dann wollte ich ihn erstmal gar nicht reiten. Als er sich vor zwei Jahren auf dem Abreiteplatz verletzt hat, musste ich ihn übernehmen." Inzwischen ist sie mit dem Lanero-Nachkommen ein eingespieltes Team und hat ihn ins Herz geschlossen. "Er ist einfach der Beste", betont Antonia Weber. Gemeinsam nehmen sie jede Hürde.

(domi)
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