Lokalsport Sanaa Koubaa nimmt die Olympia-Hürde

Hilden/Leverkusen · Zwei Tage vor der Nominierung für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro schafft die Hindernisläuferin die geforderte Qualifikationszeit.

 Bei der Deutschen Meisterschaft ließ Sanaa Koubaa bereits Jana Sussmann hinter sich - und hat jetzt auch beim Rio-Ticket die Nase vorn.

Bei der Deutschen Meisterschaft ließ Sanaa Koubaa bereits Jana Sussmann hinter sich - und hat jetzt auch beim Rio-Ticket die Nase vorn.

Foto: Wolfgang Birkenstock

Vor vier Jahren war Sanaa Koubaa schon einmal auf Olympia-Kurs. Bei der Europameisterschaft in Helsinki verpasste die Hildenerin in einem Vorlauf mit Tücken die Norm aber um vier Sekunden. Eine Weißrussin sprang der Leichathletin an der letzten Hürde vor die Füße - und Koubaas Strauchler kostete wertvolle Zeit. Im EM-Finale zollte die Hindernisläuferin, die seinerzeit noch bei der LG Stadtwerke Hilden trainierte, dem Bummel-Tempo der Favoriten Tribut. Damit war der Traum von der Teilnahme an den Olympischen Spielen in London beendet.

Ganz ad acta legte Koubaa ihr ambitioniertes Ziel aber nicht. Im Gegenteil. Weil in Hilden eine gute Trainingsgruppe fehlte, sie zudem nach Köln umzog, wechselte Koubaa 2014 zum TSV Bayer Leverkusen. Der Abschied fiel ihr schwer - immerhin hielt die Athletin der LG Stadtwerke 20 Jahre lang die Treue. Ihr Heimtrainer in der ganzen Zeit: Wolfgang Kamps. Den Kontakt zu ihm hat sie nicht verloren, auch wenn jetzt TSVCoach Paul Heinz Wellmann die Richtung vorgibt. "Die Trennung war zum damaligen Zeitpunkt sinnvoll - wir waren ja schon wie Vater und Tochter", sagt Kamps. Und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: "Jetzt hat sie einen Trainer, der sehr erfahren ist und bei dem sie Trainingseinheiten absolviert, die sie mit mir nicht gemacht hätte." Um so mehr freut es Kamps, dass sein ehemaliger Schützling nun im Endspurt noch die Fahrkarte nach Rio de Janeiro löste. "Sie hat wirklich hart dafür gearbeitet." Denn im Winter warfen die 31-Jährige immer wieder Krankheit oder Verletzungen in der Vorbereitung zurück. Dazu arbeitet Koubaa inzwischen Vollzeit an einer Gummersbacher Berufsschule.

Ihre letzte Olympia-Chance wollte die Hildenerin aber unbedingt nutzen. Dabei ließ sich Koubaa auch von Rückschlägen nicht entmutigen, nahm stattdessen das Positive aus den Rennen mit. Wie bei der Deutschen Meisterschaft in Kassel, als sie im ersten Hindernislauf dieser Saison die Olympia-Norm von 9:48 Minuten nur um sieben Hundertstelsekunden verpasste. Immerhin holte sie Bronze und verwies ihre ärgste Konkurrentin Jana Sussmann auf Rang vier. Allerdings knackte Sussmann zwölf Tage zuvor in Prag in 9:43,56 Minuten die Norm für die Europameisterschaft und blieb zugleich unter der Olympia-Marke. Sussmann ging daher bei der EM in Amsterdam an den Start, während Koubaa nur zuschaute.

An Aufgabe dachte die Hildenerin aber nicht. Vielmehr meldete die Sozialpädagogin für weitere Wettkämpfe, erst in Madrid und dann in Irland. Zunächst stimmte die Form nicht, dann machte orkanartiger Wind einen Strich durch die Rechnung. Am vergangenen Wochenende passte aber alles: Im belgischen Kortrijk knackte Koubaa erstmals die Marke von 9:40 Minuten und verbesserte ihre Bestzeit auf 9:38,11 Minuten, blieb damit fast sieben Sekunden unter der Olympia-Norm. Zugleich schob sich die Athletin in der deutschen Bestenliste auf Rang zwei hinter der überragenden Europameisterin Gesa Felicitas Krause (LG Eintracht Frankfurt) und noch vor der bereits für Olympia qualifizierten Maya Rehberg (SG TSV Kronshagen/Kieler TB). Jana Sussmann (LT Haspa Marathon Hamburg) hingegen rutschte auf Platz vier ab - und hatte damit im Olympia-Rennen das Nachsehen.

Die Glückwünsche reißen nicht ab. "Das ist einfach unglaublich. Hinter dieser Zeit stehen so viele Menschen, die einem den Rücken stärken und dies erst möglich machen", sagt Koubaa und ist überwältigt. Zu den ersten Gratulanten gehörte Antje Möldner-Schmidt. "Bis zum Schluss gekämpft, super Leistung - viel Spaß in Rio", schrieb die Europameisterin von 2014. "Im Sport gibt es schon unglaubliche Geschichten", stellt derweil Reinhard Gatzke fest. Und der Hildener Sportdezernent betont: "Ich freue mich riesig, dass Sanaa ihren Traum von Olympia noch wahr macht. Sie ist immer noch die sympathische Hildenerin, die viele in ihr Herz geschlossen haben."

(RP)
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