Analyse Spieler müssen Charakterstärke zeigen

Hilden · Zweimal schafften die Fußballer des VfB 03 Hilden den Klassenerhalt. Ob sie auch im dritten Jahr den Verbleib in der Oberliga realisieren können, hängt in den letzten vier Meisterschaftsspielen an einem seidenen Faden.

 Die eingefleischten Fans des VfB 03 Hilden geben in den Heimspielen alles - und erwarten das auch von der Mannschaft.

Die eingefleischten Fans des VfB 03 Hilden geben in den Heimspielen alles - und erwarten das auch von der Mannschaft.

Foto: Olaf Staschik

Die Bilanz des VfB 03 im neuen Jahr ist durchwachsen. In zwölf Begegnungen holten die Hildener drei Siege und drei Unentschieden, handelten sich aber sechs Niederlagen ein. Und weil das im Schnitt nur einen statt der drei möglichen Punkte pro Spiel macht, steht die Mannschaft von Björn Scheffels seit zwei Wochen auf einem Abstiegsplatz. Und ist damit wieder mittendrin im Kampf um den Oberliga-Verbleib.

Gründe für den Negativtrend gibt es einige. Und sie finden sich vielleicht auch in den Fehlern, die der Vorstand des VfB 03 schon in der vergangenen Saison machte. Weil die Führungsetage nach dem bereits im Januar 2015 verkündeten Rücktritt von Trainer Toni Molina viel Zeit verstreichen ließ, stand dessen Nachfolger erst Ende Mai fest. Immerhin verpflichtete der Klub mit Georg Kreß einen namhaften Profi-Trainer. Was die Verantwortlichen wohl nicht bedachten: So ein erfahrener Coach mit A-Lizenz hat eine eigene Linie, die er konsequent verfolgt. Für die Fußballer in der Wohlfühloase VfB 03 war das eine neue Gangart, und die direkte Ansprache schmeckte wohl nicht jedem Akteur. Dazu gab es im Verhältnis von Trainer und Vorstand nach der 1:6-Abfuhr zum Auftakt gegen den Wuppertaler SV erste Risse. Und die resultierten aus dem Umstand, dass Vorsitzender Wolfgang Appelstiel in Personalunion als Sportlicher Leiter agierte. Der Konflikt war damit programmiert. Der Rücktritt von Georg Kreß Mitte Oktober stand am Ende einer Reihe von kontroversen Auseinandersetzungen.

Als Co-Trainer Björn Scheffels in die Rolle des Chefcoaches schlüpfte, hatte der VfB 03 zehn Punkte aus elf Partien auf seinem Konto. Entsprechend groß war die Erleichterung, dass die Hildener Fußballer in den ersten fünf Begegnungen nach dem Rücktritt vier Siege holten. Allerdings gab es auch einen Wermutstropfen: Die 0:5-Klatsche beim KFC Uerdingen, als das Team ähnlich schwach auftrat wie zum Saisonbeginn beim WSV.

Die plötzliche Erfolgsserie überraschte. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. Sicher aber ist, dass die Spieler des VfB 03 auf einmal wesentlich mehr Engagement an den Tag legten - vielleicht auch, weil sich mit dem Rücktritt von Kreß ihr Alibi für die schlechten Leistungen zuvor in Luft auflöste und die Mannschaft jetzt in vorderster Linie gefordert war. Das kann schon mal Adrenalin freisetzen. Der Rückschlag ließ aber nicht lange auf sich warten: die 1:3-Niederlage gegen den ETB SW Essen am letzten Hinrundenspieltag. Als Erfolg durften die Hildener aber vor dem Gang in die Weihnachtspause das torlose Remis gegen den Wuppertaler SV verbuchen.

Weil die Ausbeute mit 13 Punkten in sieben Begegnungen insgesamt stimmte, beförderte der Vorstand des VfB 03 Scheffels endgültig zum Chefcoach. Ungeachtet des Umstands, dass er in den Wochen zuvor nicht alle Übungseinheiten selbst leiten konnte und deshalb auch Kapitän Fabian Andree als "Co-Trainer" in die Bresche springen musste. Über einen gewissen Zeitraum konnte die Mannschaft das offenbar noch kompensieren - irgendwann macht sich so etwas aber doch bemerkbar.

Der Start ins neue Jahr verlief mit dem 2:1-Sieg beim SC Kapellen-Erft ganz nach Maß. Eine Woche später folgte jedoch die Niederlage beim TV Kalkum-Wittlaer - ausgerechnet das Schlusslicht der Oberliga fertigte die Hildener mit 5:1 ab. Der Misserfolg gegen den 1. FC Bocholt war noch einzukalkulieren. Und nach dem 5:1-Sieg bei der U 23 des MSV Duisburg schien die Welt des VfB 03 wieder in Ordnung. Allerdings nur eine Woche, denn die 1:2-Niederlage gegen den TSV Meerbusch leitete einen Negativtrend ein, der das Scheffels-Team vor zwei Wochen bis auf den ersten Abstiegsplatz führte.

Seit Sonntag schrillen die Alarmglocken auf der Anlage an der Hoffeldstraße noch lauter. Denn da verloren die Hildener auch noch das Kellerduell beim Drittletzten 1. FC Mönchengladbach. Einen Vorwurf wollte Thomas Richter, seit 1. April Sportlicher Leiter des VfB 03, der Mannschaft von Björn Scheffels nicht machen. "Einsatzwillen, Laufbereitschaft und Disziplin waren da", konstatierte der 54-Jährige. "Sie waren bemüht", mag der VfBFan stattdessen sagen. Denn letztlich handelt es sich dabei um Grundtugenden, die ein Fußballer einbringen sollte.

Richter machte als Ursache für die Niederlage einmal mehr die mangelnde Chancenverwertung aus. Dazu leistete sich die Abwehr wieder einen entscheidenden Patzer. Vielleicht fehlt es den Hildener Fußballern ganz einfach an der spielerischen Qualität für die Oberliga. Oder am richtigen Biss? Das wiederum wäre dann eine Charakterfrage.

(RP)
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