Fußball Sportlich am Boden

Hilden · Seine Blütezeit erlebte der SV Nord in der Verbandsliga. Doch davon können die Hildener nur noch träumen, denn jetzt droht dem Klub der vierte Abstieg innerhalb von fünf Spielzeiten - in die Fußball-Kreisliga B.

Als die Fußballer des SV Hilden-Nord in der Saison 2011/2012 aus der Niederrheinliga abstiegen, ahnte keiner der Verantwortlichen, dass damit der sportliche Niedergang beginnen sollte. Immerhin spielte die Herrenmannschaft 24 Jahre lang entweder in der Verbands- oder Landesliga. Die bittere Erkenntnis reifte erst im vergangenen Sommer, denn da konnten die Hildener selbst den Absturz in die Kreisliga A nicht mehr verhindern. Und waren damit 36 Jahre nach dem Aufstieg in die Bezirksliga wieder am einstigen Ausgangspunkt. Doch es kann noch schlimmer kommen, denn in dieser Saison nimmt die Talfahrt desaströse Züge an. Nach einer bislang vollkommen verkorksten Rückrunde stehen die Norder auf dem drittletzten Platz. Und scheinen nach dem Abstieg 2014 in die Bezirksliga nun auf dem Durchmarsch in die Kreisliga B. Es wäre der dritte Abstieg in Folge, der vierte innerhalb von fünf Jahren - eine Bilanz, die ihre Ursachen nicht in dieser Saison hat, sondern in Fehlern, die der Vorstand bereits vor vielen Jahren machte.

 Volker Neumann ist seit Dezember Vorsitzender des SV Nord.

Volker Neumann ist seit Dezember Vorsitzender des SV Nord.

Foto: Staschik

2002 stellte sich der damalige Vorsitzende Karl-Heinz Kasper nicht mehr zur Wiederwahl. Seine Nachfolge trat Andreas Litzke an. Es war der Beginn einer Ära, die erst im Dezember 2015 endete. Und sie war geprägt von Höhen und zuletzt vielen Tiefen. In den vergangenen Jahren gingen finanzielle Probleme einher mit sportlichen Entscheidungen, die nicht immer zum Wohle des Vereins waren. Der Zusammenhalt in der Norder Familie bröckelte. Was fortlebte, war die Erinnerung an die glorreichen Zeiten, als das Hildener Team 1990 den SC Freiburg aus dem DFB-Pokal warf und im selben Jahr den Aufstieg in die Landesliga bejubelte. Seinerzeit begann auch der Stern des Eigengewächses Michael Tarnat zu leuchten, der später in der Bundesliga für den FC Bayern München auflief und sogar Nationalspieler wurde.

 Andreas Litzke hatte das Amt von 2002 bis 2015 inne.

Andreas Litzke hatte das Amt von 2002 bis 2015 inne.

Foto: Archiv/Staschik

Im Dezember wählten die Mitglieder Volker Neumann zum neuen Vorsitzenden. Für den Polizeibeamten ist der SV Nord eine Herzensangelegenheit. Sein Ziel: den alten Familiengeist wiederbeleben. Von Rückschlägen ist er allerdings nicht gefeit, zumal es viele Baustellen zu bearbeiten gibt. Im sportlichen Bereich tat sich jetzt sogar ein Abgrund auf, denn am vergangenen Freitag warf das Trainergespann Adin Muminovic und Volkan Denizci die Brocken hin. Beide spielten früher selbst für den SV Nord und kamen im vergangenen Sommer, um das Herren-Team wieder in die Erfolgsspur zu bringen.

Ein schwieriges Unterfangen, denn nach dem Abstieg aus der Bezirksliga standen kurz vor dem Ende der Wechselperiode nur zwei Spieler im Kader. "Wir haben einen Kraftakt gemacht, um irgendwie eine vernünftige Mannschaft auf die Beine zu stellen", sagt Muminovic. Die Ergebnisse in der Hinrunde schürten die Hoffnung, das Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Als Tabellensiebter gingen die Hildener mit 20 Punkten und einem Torverhältnis von 30:29 in die Winterpause. "Dann sind uns aber vier Stammkräfte weggebrochen - das kann man nicht so einfach kompensieren, zumal der Kader schon sehr dünn war", berichtet Muminovic. Weil Marouane Boukily, Jürgen Steinhoff (beide berufliche Gründe), Patrick Pitzer (Sportinvalide) und Ali-Bertan Yüruk (Mittelfußbruch) ausfielen, reaktivierten die Norder für einige Spiele sogar Thomas Knüfermann, der früher für den SV Nord in der Verbandsliga spielte und in den vergangenen Jahren als Trainer der Herrenmannschaft agierte.

In der Rückrunde holten die Hildener bislang nur noch einen Sieg und zwei Unentschieden. Nach der Niederlage gegen das bis dahin sieglose Schlusslicht Vatangücü Düsseldorf ging es mit der Stimmung weiter bergab. Fünf Punkte in neun Begegnungen ließen am Ende auf der Vorstandsebene Zweifel am Klassenerhalt aufkommen. "Irgendwann hat die Chemie nicht mehr gepasst", stellt Muminovic nüchtern fest. "Es stimmte hinten und vorne nicht mehr - wir mussten schnell handeln", sagt Volker Neumann.

Nach dem Rücktritt des Trainergespanns folgte der Tiefpunkt mit der 2:10-Klatsche, die sich die Norder am Sonntag auf eigenem Platz gegen den Dritten SV 09 Oberbilk einhandelten. Als Interimscoach sprang Willi Seegler ein, der das Team auch bis zum Saisonende betreuen soll. "Es war anders geplant, aber die Qualität ist einfach nicht da", erklärt Neumann. Und fügt hinzu: "Ich bin maßlos enttäuscht, wie die Saison gelaufen ist."

(RP)
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