Lokalsport Sportliches Walking stirbt langsam aus

Hilden · Nur 27 von 942 Teilnehmer machten sich "gehend" auf den Weg bei der Hildener Winterlaufserie. Dabei ist der Sport gelenkschonend.

 Didi Hedram kam als Zweiter ins Ziel bei der Winterlaufserie der Hildener AT. Gehen dauert länger als laufen - doch 15 Läufer waren noch nach den Walking-Siegern im Ziel.

Didi Hedram kam als Zweiter ins Ziel bei der Winterlaufserie der Hildener AT. Gehen dauert länger als laufen - doch 15 Läufer waren noch nach den Walking-Siegern im Ziel.

Foto: Olaf Staschik

Am Ende lagen neun Sekunden zwischen Peter Bürgel und Didi Hedram. Bezogen auf zehn Kilometer Gesamtstrecke unwesentlich mehr als ein Wimpernschlag. Lachend gratulierten die beiden Walker einander und versicherten, bei der nächsten Ausgabe der Hildener Winterlaufserie, am 19. Februar, wieder beim Tennisclub TC Stadtwald, Elberfelder Straße 179 A, würden sie es sich wieder schwer machen.

Peter Bürgel kommt vom Sportverein AS Neukirchen Vluyn; Didi Hedram, ehemals Handballer aus Haan, startet ohne einen Verein im Hintergrund und nennt sich deshalb "Walking Dad". Wer sich als hochmodisch gekleideter Jogger an dieser Stelle über die freundlich schnaufenden Herren Walker im Zielbereich lustig macht, sollte eins bedenken: 15 Läufer hatten schlechtere Zeiten über dieselben zehn Kilometer als die schnellsten Geher. Und darüber hat von denen am Ende auch niemand gelästert.

Die Walker sind im Wettbewerb zu einer eingeschworenen, aber kleinen Gemeinschaft geschrumpft. Ganze 27 von 942 Gemeldeten drängte es, die zehn Kilometer angemessenen Schrittes zurückzulegen. Das ist ein Anteil von nicht einmal drei Prozent. "Eigentlich ist das kaum zu verstehen, wenn man weiß, dass walken im Grunde viel gesünder ist als laufen", sagt Organisator Henning von der Ahe. Walker trainieren den Herz-Kreislaufapparat, ohne ihn zu überlasten. Und schonen vor allem die Gelenke, die sich bei vielen Läufern mit den Jahren zu einem neuralgischen Knackpunkt herausbildet: die Knie. Weil beim regelkonformen Walken immer ein Fuß auf dem Boden ist, entfallen die auf Dauer zermürbenden Schläge auf das so wichtige Scharnier, das das gesamte Körpergewicht ausbalancieren muss.

"Walker kennen daher keine Altersgrenze. Sie können ihren Sport so lange ausüben, wie es ihnen Spaß macht", sagt von der Ahe. Und wenn das Wetter mitspielt - wie jetzt am Samstag - ist der Fitnesseffekt perfekt. Der Hildener AT hat eigens eine noch relativ junge Walker-Gruppe gestartet. Sie treffen sich montags und donnerstags, jeweils zwischen 9 und 10 Uhr auf der Bezirkssportanlage am Bandsbusch. Anfänger, Übergewichtige - alle sind willkommen, niemand muss sich schämen - sagt einer der Teilnehmer: "Bei uns wird niemand ausgelacht, sondern sofort in die Trainingsgruppe integriert."

So viel Verständnis darf nicht verwechselt werden mit einem Mangel Ehrgeiz. Ganz im Gegenteil. Bei dieser Laufserie gibt es für die Walker wieder genauso Pokale für die Erstplatzierten und ein Zeitranking für alle, wie es unter Joggern selbstverständlich ist. Das war der Wunsch der Walker selbst. "Im vergangenen Jahr hatten wir jemandem im Verdacht, auf dem Rundkurs durch den Hildener Stadtwald geschummelt zu haben", erinnert sich Henning von der Ahe. Am Ende stach eine Schlusszeit zu sehr heraus, gerade so, als sei da jemand zwischendurch gelaufen und nicht gegangen. Doch beweisen ließ sich das nicht. Daraufhin bekamen alle nur Teilnehmerurkunden und auf Wunsch ihre persönliche Zeit.

Zu einer lückenlosen Schummelkontrolle fehlt dem HAT nach wie vor das Personal. Doch dieses Mal soll ein simpler Dreh dabei helfen, Schrittbetrüger zu entlarven. Walker müssen ihre Startnummern auf dem Rücken tragen, damit Spaziergänger, Sportskameraden oder auch Wertungsrichter, die per Fahrrad auf der Strecke unterwegs sind, Schummler namentlich dingfest machen können. Denn die Walker werden zwar weniger - ambitioniert sind sie aber trotzdem noch.

(dne)
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