Fußball VfB 03 Hilden: Trainer Georg Kreß tritt zurück

Hilden · Der 52-Jährige legt sein Amt beim Fußball-Oberligisten mit sofortiger Wirkung nieder - und trauert um eine "tolle Truppe".

 Trainer Georg Kreß ging seine Aufgabe in Hilden engagiert an, sah jetzt aber keine Basis mehr für ein ruhiges und erfolgreiches Arbeiten.

Trainer Georg Kreß ging seine Aufgabe in Hilden engagiert an, sah jetzt aber keine Basis mehr für ein ruhiges und erfolgreiches Arbeiten.

Foto: Archiv/Matzerath

Die Nachricht schlug ein wie der Blitz: Georg Kreß erklärt seinen Rücktritt als Trainer des Fußball-Oberligisten VfB 03 Hilden. "Ich habe mich gestern dazu entschieden, mein Amt niederzulegen, weil ich bereits im ersten Spiel in Wuppertal nach der Pressekonferenz gemerkt habe, dass ein Vorstandsmitglied mit meiner Arbeit nicht zufrieden war", sagt Kreß. Und ergänzt: "Abstiegskampf ist schwierig, aber wer in den letzten Heimspielen gegen Ratingen 04/19 und SV Hönnepel-Niedermörmter zugeschaut hat, hat gesehen, dass die Mannschaft absolut intakt ist." Zugleich unterstreicht der Profi-Trainer: "Gerade nach der Krankheit, die hinter mir liegt, und gerade nach der langen Zeit, die ich im Fußball arbeite, ist es für mich vertane Zeit, bei jeder Entscheidung, die ich tätige - von Auswechslungen bis zur generellen Spielausrichtung - kritisiert zu werden. Und das von jemandem, der noch nie Verantwortung im Fußball hatte. Das habe ich nicht nötig."

Die Kritik an Teilen des Vorstands ist deutlich formuliert. Im gleichen Atemzug ist Kreß aber auch voll des Lobes. "Der VfB hat eine tolle 1. Fußballmannschaft, hat viele gute Gesichter — wie Herr Reinders, Herr Schlottmann, die Geschäftsführerin Frau Klose, Frau Scholl, Herrn Olejnik und auch Vater Schaumburg. Das sind alles vernünftige Menschen, die den Verein liebenswert machen und bei denen ich mich genauso wie bei meinen engsten Mitarbeitern im Betreuerteam bedanken möchte."

Georg Kreß geht also keinesfalls im Zorn, stellt deshalb fest: "Ich wünsche der Mannschaft alles Gute und dass es ihr gelingt, das realistische Ziel Klassenerhalt zu erreichen." Ein Team, das der Trainer unlängst noch "eine tolle Truppe" nannte, die Charakterstärke hat. Entsprechend gemischt ist seine Gefühlslage nach dem Rücktritt. "Mir fehlt der Umgang mit der Mannschaft, das habe ich gestern Abend schon gemerkt, und er wird mir auch in den nächsten Wochen fehlen", erklärt Kreß, betont aber auch: "Dieses ständige Bekritteln meiner Entscheidungen kann ich keinen Tag länger ertragen. Ich habe mit Sportlichen Leitern zusammengearbeitet wie Olaf Dressel, früher Profi beim VfL Bochum, oder Carsten Gockel, der langjähriger Profi bei Preußen Münster war. Wir waren oft unterschiedlicher Meinung, aber wir konnten uns immer auf Augenhöhe begegnen, da wir vom Fach waren."

Den Vorstand des VfB 03 hat Georg Kreß mit seiner Entscheidung auf jeden Fall überrascht. Vorsitzender Wolfgang Appelstiel wollte gestern auf Nachfrage unserer Zeitung noch keine Stellung nehmen, sagte lediglich: "Diese Reaktion kommt für uns überraschend. Wir sind nicht vorbereitet und müssen jetzt erst einmal abwarten, wie sich die Dinge entwickeln." Auch Holger Reinders, 2. Vorsitzender des VfB 03, äußerte sich zurückhaltend. "Persönlich bedauere ich den Rücktritt von Georg Kreß. Ich hatte die Erwartung, dass er es gemeinsam mit der Mannschaft schafft, den Klassenerhalt zu erarbeiten." Reinders unterstreicht: "Wenn Menschen aufeinandertreffen, gibt es menschliche Reaktionen, die manchmal heftiger ausfallen. Wir müssen die Situation so lösen, dass Verein und Mannschaft nicht darunter leiden."

Holger Reinders liegt in der jetzigen Krisensituation vor allem die Entwicklung des VfB 03 am Herzen: "Ein Verein wie der VfB 03 steht immer über den handelnden Personen, die im Laufe der Jahrzehnte immer gewechselt haben." In das gleiche Horn stößt auch Georg Kreß: "Ein Traditionsverein wie der VfB Hilden muss über allem stehen." Nüchtern analysiert er deshalb die Gründe, weshalb sich die Mannschaft derzeit in der Abstiegsregion der Fußball-Oberliga befindet. Da ist zum einen die Vorbereitung im Sommer, in der der Coach nur selten den kompletten Kader beieinander hatte. Auch später lief es nicht rund. "Wir hatten unfassbar viele Verletzte, aber ich habe das nie als Ausrede genommen", sagt Kreß mit Nachdruck. Und fügt hinzu: "Trotzdem hat die Mannschaft immer das umgesetzt, was ich als Trainer erwartet habe. Die Spieler haben alles gegeben, mit Ausnahme des Pokalspiels." Es gibt keinen Zweifel: Georg Kreß verlässt den VfB 03 Hilden mit einem weinenden Auge.

(RP)
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