Lokalsport Zweikampf um die Spitze in der Sprintdistanz

Mettmann · Der Mettmanner Grundfos-Duathlon fordert die Sportler. Stephan Seidel und David Sudowé geben einen Einblick in ihr Innenleben.

 Start der Kurzdistanz, die am Ende Sven Imhoff in 2:01:14 Stunden gewinnt.

Start der Kurzdistanz, die am Ende Sven Imhoff in 2:01:14 Stunden gewinnt.

Foto: Dietrich Janicki

Sie möchten locker wirken, doch die Muskeln sind bis in die kleinste Faser gespannt und auf den Gesichtern der Sportler breitet sich ein konzentriertes Ausdruck aus. Dich zusammengedrängt stehen sie unter dem roten aufblasbaren Starttor und schnellen wie ein Pfeil nach vorne, als das Startsignal ertönt. Angefeuert von den Zuschauern an der Gruitener Straße kann sich eine kleine Gruppe nach wenigen Metern bereits absetzen, darunter Stephan Seidel aus Witten und der Erkrather David Sudowé.

Beide haben sich für den Mettmanner Duathlon ehrgeizige Ziele gesetzt. Unter den ersten fünf möchten sie nach fünf Kilometern Laufen, 20 Kilometern auf dem Rad und den abschließenden 2,5 Kilometern Schlussspurt in der Sprintdistanz ins Ziel einlaufen. "Zum Saisonauftakt möchte ich wissen, wo ich stehe", betont Stephan Seidel, der als Triathlet mit seinem Team in der NRW-Liga startet. "Mir fehlen einige Kilometer auf dem Rad und mir ist wichtig, mithalten zu können", betont David Sudowé.

Zu Beginn liefern sich beide ein Kopf an Kopf-Rennen, doch bereits am ersten Anstieg verschärft Stephan Seidel das Tempo und und überholt den Konkurrenten scheinbar mit Leichtigkeit. David Sudowé kann seinen langen Schritten nicht folgen und muss ihn ziehen lassen. Er bleibt aber Steffen Schlumbohm auf den Fersen. Beide treiben sich gegenseitig zu Höchstleistungen an. An der Spitze sprintet Stephan Seidel wie ein Gejagter. Er glaubt, die Schritte der Verfolger hinter sich zu hören, weiß nicht, wie groß der Abstand ist.

Als Erster erreicht er die Wechselzone. "15 bis 20 Sekunden", ruft ihm jemand zu. Er fürchtet, der Vorsprung können nicht reichen. Mit fliegenden Händen setzt er sich den Helm auf, schlüpft aus den Turnschuhen, rennt neben dem Rad zur Strecke, sitzt auf und verschwindet aus dem Blickfeld der Zuschauer. Seite an Seite mit Steffen Schlumbohm erreicht David Sudowé den Sportplatz. Die rote Asche knirscht unter ihren Schritten, während sie auf ihre Räder zusteuern.

Stephan Seidel hat unterdessen seinen Rhythmus gefunden. Kraftvoll tritt er in die Pedale. Er erwartet jede Sekunde, das Surren eines anderen Rades hinter sich zu hören. "Nur nicht nachlassen", mahnt er sich selbst. Erst am steilen Anstieg zur Stindermühle riskiert er einen Blick zurück — die Strecke durch das Neandertal ist leer, er ist allein. Sein Kopf will den Sieg und treibt den Körper an. Die Beine schmerzen auf dem drei Kilometer langen Anstieg mit bis zu fünf Prozent Steigung. Er ignoriert das quälende Ziehen, tritt stattdessen kraftvoll in die Pedale, um das Tempo zu halten.

"Da ich vier Wochen verletzt war, hatte ich Trainingsrückstand auf dem Rad. Deshalb war überrascht von meiner eigenen Form", sagt der 39-Jährige später. Die schwere, steigungsreiche Strecke legt er im Schnitt mit 35 Stundenkilometern zurück. Die Ausdauereinheiten von acht Stunden pro Woche scheinen sich zu lohnen.

David Sudowé hat die ersten Kilometer bergab dazu genutzt, sich zu regenerieren und etwas zu trinken. Nun ist er an der Stindermühle angekommen. Die ersten beiden hat er längst aus den Augen verloren. Doch er kämpft, lässt seine Muskeln nicht müde werden, müht sich Tritt für Tritt den Berg nach oben. Er spürt Erleichterung, als das steilste Stück hinter ihm liegt.

"Da wusste ich, dass ich es schaffe", sagt der 25-Jährige. Auch er hat in den Wintermonaten zu wenig im Sattel gesessen. "Beruflich war ich ein halbes Jahr in Peking und die Luftverschmutzung lässt ein intensives Radtraining nicht zu. Selbst laufen war nur bedingt möglich." Der Erkrather ist froh, wieder im Bergischen Land zu sein. "Die frische Luft und überall frisches Grün", sagt er und nimmt einen bewusst tiefen Atemzug. Zweimal zwei Stunden sitzt er im Sommer auf dem Rad, seine Stärke ist jedoch das Laufen. Jubelnd empfangen die Zuschauer ihn in der Wechselzone. Er bremst sein Rad, hängt es in den Ständer, schlüpft in die Laufschuhe und stürmt zurück auf die Strecke. Kurz vor dem Wendepunkt kommt ihm Stephan Seidel bereits entgegen. Während er unangefochten seinem Sieg entgegenläuft, meistert David Sudowé die letzte Steigung. Er spürt die Euphorie in sich aufsteigen, dem Ziel mit jedem Schritt näherzukommen. Er hört die Anfeuerungsrufe der Zuschauer, sieht die letzten 150 Meter vor sich, fühlt sich getragen. Die Schmerzen in den Beinen sind vergessen, als er als Fünfter die Ziellinie überquert.

(domi)
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