Interview: Juan Carlos Pulido Stadt muss GWG finanziell unterstützen

Mettmann · Der GWG-Geschäftsführer wechselt nach Essen. Er sieht die Wülfrather Wohnungsgesellschaft auf einem steinigen Weg.

 GWG-Geschäftsführer Juan Carlos Pulido zieht es beruflich nach Essen. Er wohnt in Dortmund und ist leidenschaftlicher BVB-Fan.

GWG-Geschäftsführer Juan Carlos Pulido zieht es beruflich nach Essen. Er wohnt in Dortmund und ist leidenschaftlicher BVB-Fan.

Foto: Dietrich Janicki

Sie waren fünf Jahre in Wülfrath tätig. Was hat die GWG nicht, was Sie bei ihrem neuen Arbeitgeber, der Wohnungsgenossenschaft Essen Nord, finden werden?

Pulido Mich interessiert der genossenschaftliche Gedanke, das Unternehmen ist gesund und hat bei einem Bestand von etwa 3500 Wohneinheiten im Ruhgebiet und im Rheinland ausgezeichnete Perspektiven.

Die Möglichkeiten bei der GWG waren arg begrenzt?

Pulido Ja. Ich habe in den vergangenen fünf Jahren mit meinem Team dafür gesorgt, dass viele, manchmal selbstverständliche Dinge, nachgeholt wurden. Wir haben eine Bestandsbewertung vorgenommen, Vertragssituationen geordnet, den Verschuldungsgrad reduziert und auch die Eigenkapitalquote von damals 15 auf jetzt 22 Prozent gesteigert. Außerdem haben wir uns personell neu aufgestellt.

Sie hatten große Probleme mit dem immensen Sanierungsstau bei den Wohnungen. Das haben sie anscheinend vor fünf Jahren so nicht erwartet.

Pulido In der Vergangenheit zwischen 2000 und 2009. ist wenig bis gar nichts saniert und modernisiert worden im Wohnungsbestand. Wir haben die Aufgaben angepackt, jedes Jahr wurden durchschnittlich etwa 20 Euro pro Quadratmeter investiert. Manche Standorte sind aber zu schlecht. Das ist auch ein Grund, weshalb die GWG zu wenig erwirtschaften kann.

Es gibt aber Fortschritte.

Pulido Ja, wir haben jetzt ein größeres Objekt mit 18 Wohneinheiten an der Kirschbaumstraße saniert und energetisch modernisiert, Teile der Halfmannstraße mit fast 30 Wohnungen stehen demnächst an. Viele Heizungsanlagen wurden ersetzt und Treppenhäuser saniert. Das ist alles wenig spektakulär, aber umso wichtiger für die GWG.

Das Neubauvorhaben Goethestraße/Schillerstraße hat die GWG auch lange eher negativ beschäftigt.

Pulido Von den 5500 Quadratmetern haben wir 1600 verkauft. Der Bauträger wird dort zwei große Häuser mit 18 Eigentumswohnungen bauen. Im Herbst soll es losgehen, im nächsten Jahr fertig sein. Aber es ist richtig: Das Areal hat uns große Kopfschmerzen bereitet.

Warum?

Pulido Es wurde vor meiner Zeit zu teuer gekauft und die Gefahren, die auf dem Gelände einer alten Tankstelle lauern, sind nicht beachtet worden.

Das Resultat für die GWG war, dass sie mit viel Geld den Boden sanieren mussten.

Pulido Ja.

Auch andere Projekte waren ein Highlight für die Stadt, aber wirtschaftlich kein Erfolg für die GWG.

Pulido Wir müssen uns auf das Kerngeschäft konzentrieren. Es wurde viel Geld in Projekte wie beispielsweise Hundertwasser-Siedlung, Kocherscheidt oder andere Erschließungen gesteckt. Das war gut für die Stadt Wülfrath, nicht aber für die GWG.

Welche Chancen hat die GWG in Zukunft?

Pulido Ich übergebe an meinen Nachfolger ein aufgeräumtes Haus. Die GWG wird in Zukunft ihren Erneuungsbedarf weiter fortsetzen müssen. Das kann sie dauerhaft nicht allein aus eigenen, selbst erwirtschafteten Mitteln, schaffen. Da muss die Stadt künftig wirtschaftlich unterstützen. Ich hoffe, dass der Politik das bewusst ist.

Wie kann die GWG denn künftig selbst Mittel erwirtschaften?

Pulido Es wird ein langer Weg sein, aber die GWG wird als Dienstleister zum Beispiel für die Stadt Wülfrath bei Neubauprojekten oder größeren Umbauten zum Beispiel Geld erwirtschaften können. Dann wird die wirtschaftliche Lage der GWG langfristig auch wieder besser werden.

UWE REIMANN FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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