Mettmann Stadtgärtner warten, bis der Pfeffer wächst

Mettmann · Das Mettmanner Bürgerforum bemüht sich seit langem um das Projekt "Essbare Stadt" und droht dabei in den Mühlen der Kommunalpolitik zerrieben zu werden

Was bleibt, wenn man mit seinen Ideen immer wieder aufs Neue vor die Wand läuft? Beim Mettmanner Bürgerforum ist das offenbar eines: Galgenhumor. Wer sich auf der Homepage durch die Geschichte der "Essbaren Stadt" blättert, stößt dort zu allererst auf die kuriose Überschrift: "Warten, bis der Pfeffer wächst..." Vermutlich kann das auch als Vorstufe von "Warten auf Godot" verstanden werden, der bekanntlich nie gekommen ist. Soweit ist man beim Bürgerforum indessen noch nicht. Auch wenn es kein Pfeffer ist, der in der Innenstadt wachsen soll, so gibt es dennoch die Hoffnung, dass dort irgendwann doch noch Kirschbäume blühen. Wo genau das sein könnte, ist derzeit noch ungewiss. "Wir hoffen nach wie vor, dass es an der Treppe zum Königshofplatz klappt", blickt Ilona Bungert-Dellit in eine Zukunft, von der sie nicht weiß, wie viele kommunalpolitische Seitenhiebe sie als Vereinsvorsitzende noch wird einstecken müssen.

Gerade kam mal wieder ein Antwortschreiben der CDU auf die mittlerweile dritte Anfrage des Bürgerforums, das Projekt "Essbare Stadt" auf einer der Parteisitzungen vorstellen zu dürfen. Man müsse auf eine Gelegenheit warten, zu der die Fraktion dem Wunsch einer Präsentation nachkommen möchte - ließ Fraktionsvorsitzende Ute Stöcker die Mitstreiter im Bürgerforum wissen. "Wir können das alles nicht verstehen und fragen uns mittlerweile wirklich, ob uns die Tatsache, dass der derzeitige Bürgermeister früher unser Vorsitzender war, nun zum Nachteil ausgelegt wird", wundert sich Ilona Bungert-Dellit auch über den Tonfall, mit der dem Engagement von Bürgern begegnet wird. Beteiligen möchte sich das Bürgerforum im Übrigen auch an dem Projekt "Fair-Trade-Stadt" des Arbeitskreises "Eine Welt". Auch dazu wurden die Parteien angeschrieben. Von der CDU-Fraktionsvorsitzenden sei die Ablehnung des Ansinnens damit begründet worden, dass man sich vorrangig den Interessen der heimischen Bauernschaft zuwenden wolle.

Was die "Essbare Stadt" angeht, will man nun dennoch weiter planen in der Hoffnung auf einen kommunalpolitischen Sinneswandel. Aus den Gesprächen mit der FDP und den Sozialdemokraten haben sich offenbar durchaus hoffnungsvolle Ansätze ergeben. Die Bündnisgrünen unterstützen die Initiative ohnehin und auch die städtische Verwaltung hatte sich bereits wohlwollend geäußert. Für die Gestaltung der Fläche an der "chinesischen Treppe" gäbe es sogar finanzielle Zuschüsse.

Schaut man sich den derzeitigen Zustand rings um die Treppe an, so darf man sich durchaus wundern, warum eine kreative Alternative nicht gewollt ist. Zwischen Efeupflanzen sammeln sich Müll und Hundekot - ein Zustand, wie er der "Essbaren Stadt" prophezeit wurde, um die Idee in der Schublade verschwinden zu lassen. "Wir wollten das Wir-Gefühl stärken und etwas Positives schaffen", sagt Ilona Bungert-Dellit. Stattdessen habe man Garantien dafür abgeben sollen, wie lange eine Pflege garantiert werden könne: "Wir wollen uns als Bürger mit einer Idee engagieren und natürlich hätten wir uns auch darum gekümmert. Irgendwann wäre alles vielleicht in ein städtisches Gesamtkonzept übergegangen", so die Vorsitzende des Bürgerforums. Außerdem sei die "Essbare Stadt" nichts, das für alle Zeiten in Stein gemeißelt sei. Wenn es nicht funktioniere, könne man einfach etwas anderes machen, glaubt Bungert-Dellit. In Richtung Kommunalpolitik hat die Vorsitzende des Bürgerforums noch eine klare Botschaft: "Durch das unproduktive Miteinander der politischen Parteien wird die Entwicklung der Stadt gebremst und die Bürger verlieren das Interesse daran, sich für das Gemeinwohl zu engagieren." In Nachbarstädte wie Ratingen oder Haan würden ähnliche Konzepte wie die "Essbare Stadt" hingegen gut funktionieren - und das mit kommunalpolitischer Unterstützung.

(magu)
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