Mettmann Steinbrück schreibt "klare Kante"

Mettmann · Aufgeräumt, hellwach und angriffslustig präsentierte sich Peer Steinbrück im Konferenzraum der Neandertalhalle. Der ehemalige Kanzlerkandidat der SPD stellte sein neues Buch vor. Der Titel: "Vertagte Zukunft - Die selbstzufriedene Republik".

 Vor der Lesung trank Steinbrück noch ein Glas Rotwein in einem Café in der Mettmanner Fußgängerzone. Zur Lesung gab es dann Wasser und eine Begrüßung von SPD-Bürgermeisterkandidatin Andrea Rottmann.

Vor der Lesung trank Steinbrück noch ein Glas Rotwein in einem Café in der Mettmanner Fußgängerzone. Zur Lesung gab es dann Wasser und eine Begrüßung von SPD-Bürgermeisterkandidatin Andrea Rottmann.

Foto: Janicki

Steinbrück ging zunächst auf die Entstehungsgeschichte des 300-seitigen Buches ein. "Ich wollte nach der verlorenen Bundestagswahl nicht larmoyant durch die Welt gehen oder meine Wunden lecken", sondern Steinbrück wollte einen Weckruf für eine aktivere Gesellschaft starten.

"In unserer Gesellschaft", so Steinbrück in seinem Buch, "habe sich eine Kultur des Misstrauens ausgebreitet, das den Zusammenhalt und damit die Zukunft des Gemeinwesens bedroht." Ein besonderes Misstrauen gelte der Politik und ihren Hauptdarstellern. Sie unterliegen, so der Bundestagsabgeordnete, dem Generalverdacht, hinter verschlossenen Türen oder in exklusiven Netzwerken die nächste Verschwörung vorzubereiten.

Steinbrück wünscht sich Politiker, die große Themen besetzen und auch in der Lage sind, diese Konflikte (Europa, Integration, Ukraine) zu diskutieren und sie zu lösen. In Richtung Gesellschaft betonte er, dass es keine Alternativen zur repräsentativen und parlamentarischen Demokratie gebe. Er brach eine Lanze für die vielen Ratsmitglieder, die sich ehrenamtlich engagieren, sich die Nächte um die Ohren schlagen und am Wochenende statt ins Fußballstadion zu gehen, gesellschaftliche Verpflichtungen wahrnehmen. Selbstkritisch ging Steinbrück auf die verlorene Bundestagswahl ein. Ja, er habe Fehler gemacht, er sei zu eitel gewesen, habe darauf gehofft, Wähler zu gewinnen, die nicht im SPD-Lager zu finden seien. Er, Steinbrück, habe die Gesamtlage der Republik und der Bürger unterschätzt. "Ich hingegen glaubte, nach vier Jahren einlullender schwarz-gelber Tatenlosigkeit gäbe es ein Bedürfnis nach Klartext und neuem Elan, eine Sehnsucht nach Wechsel. Das aber kam einer Störung gleich." Dem Herausforderer, "der gelegentlich seiner Neigung zu Eskapaden stattgab, stand die Amtsinhaberin in ihrer Ganzen Solidität und Besonnenheit (fast bis zur Unberührbarkeit) gegenüber".

Fazit: Das Buch "Vertagte Zukunft" enthält viele Denkanstöße, die es wert sind weiter gedacht zu werden. Steinbrück redet klare Kante und macht sich stark für mehr Engagement in allen Teilen der Gesellschaft.

(cz)
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