Kreis Mettmann Tourismus braucht Geduld und Ideen

Kreis Mettmann · Im Kreisausschuss wurde Bilanz gezogen. Ergebnis: Die Übernachtungszahlen sind noch steigerungsfähig.

 Wandern auf dem Neanderlandsteig ist sehr beliebt. Aber reicht das, um die Übernachtungszahlen im Kreis anzukurbeln?

Wandern auf dem Neanderlandsteig ist sehr beliebt. Aber reicht das, um die Übernachtungszahlen im Kreis anzukurbeln?

Foto: Martina Chardin

Der Stachel sitzt: Da markiert der Kreis Recklinghausen im Langzeit-Übernachtungsdiagramm der Kölner Tourismusberater ifp eine stärkere Steigung als das Neanderland, das es 2015 auf 3480 Übernachtungen je 1000 Einwohner brachte.

Prompt versucht ifp-Prokurist Christian Rast, den Kreisausschuss für Wirtschaftsförderung, Kultur und Tourismus zu trösten: "Sie müssen Ihren Angeboten Zeit geben, sich zu entwickeln." Anderswo wurden die Bettenburgen auch nicht über Nacht erbaut, sagt Rast. In Fröndenberg am Ruhrtalradweg bei Unna habe es beispielsweise zehn Jahre gebraucht, um die Übernachtungszahl zu verdoppeln.

Mit den Jahren aber spülte der Radweg entlang der Ruhr so viele Pedalritter ins Städtchen, dass gleich zwei neue Hotels nötig waren, um die Nachfrage abzufedern. Das, so dachten sämtliche Kreispolitiker im Ausschuss am Montag, wollen wir auch. Und deshalb hatten sie eigens die ifp in eine zweite, mit anderen Kreisen vergleichende Auswertung geschickt.

Bezogen auf die zehn Städte im Kreis Mettmann ist Ratingen der Übernachtungssieger. Mit 4020 Übernachtungen je 1000 Einwohner führen die Dumeklemmer die Tabelle an. Der Flughafen und die Messe von Düsseldorf seien die Ursachen für diese Stärke, analysiert Berater Rast.

Wülfrath hockt mit der Hälfte an Tagesgästen tief im Keller dieser Konkurrenz; Mettmann schiebt immerhin 3460 Besucher je 1000 Einwohner durch, Haan folgt mit 3210, Hilden mit 2460.

Der Neanderlandsteig sei sehr geeignet, die Zahlen künftig deutlich in die Höhe zu treiben. Urlaub in Deutschland liege im Trend. Pech nur, unkte der Grüne Norbert Stapper, dass man mit einem ordentlichen Elektrofahrrad durch den gesamten Kreis Mettmann innerhalb eines Tages hindurcheilen kann. Die Hotelauslastung ist im Schnitt mit 37 Prozent bestenfalls Durchschnitt - mit einer gehörigen Portion Luft nach oben. Dieter Roloeffs von der CDU wollte wissen, ob für neue Hotels erst die Nachfrage da sein müsse. Der ifp-Berater Rast verneint: Das Angebot schaffe zu großen Teilen seine Nachfrage selbst.

Allerdings nicht, wenn die Tourismusmanager die Hände in den Schoß legten. Man müsse schon interessante Pakete schnüren, sagte Rast. Zum Beispiel für Wanderer, die im Kreis Mettmann bereits auf gut ausgeschilderte und ausgebaute Wege treffen. Oder Edelsportler, die sich mit Platzrunden auf den sieben Golfplätzen des Kreises sicherlich locken ließen.

An dieser Stelle hakte der Grüne Stapper ein und wiederholte seinen Antrag aus den Vorjahren, der Kreis möge endlich Mitglied der Radregion Rheinland werden. Dafür bekam er immerhin die Bewunderung der Verwaltung für seine Hartnäckigkeit, erntete aber auch den Hinweis, dass die entsprechende Mitgliedschaft bestenfalls von der Hälfte der kreisangehörigen Städte befürwortet werde.

Zudem verfüge das Neanderland noch nicht über jene Radwegeknoten, die das Pedallieren in einer Radregion auszeichneten.

(RP)
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