Gerhard Rust Vom Bankkaufmann zum Diakon

Mettmann · Seit acht Jahren ist der 65-Jährige in Mettmann tätig. Er ist im Seelsorgeteam sehr gut integriert und hat viele Kontakte.

 Diakon Gerhard Rust in der Kirche Heilige Familie in Metzkausen. Er ist auch Feldkurat bei den St. Sebastianern.

Diakon Gerhard Rust in der Kirche Heilige Familie in Metzkausen. Er ist auch Feldkurat bei den St. Sebastianern.

Foto: Dietrich Janicki

Ein verheirateter Mann, der in einer katholischen Pfarrei ein Kind tauft, Paare traut oder Verstorbene beerdigt? Diese Aufgaben und noch viele weitere darf er ausüben, weil es im Erzbistum Köln bereits seit fünf Jahrzehnten das Amt des Diakons gibt. Ein Diakon darf aber keine Heilige Messe leiten und die Beichte hören.

Im Jahr 2018 ist es 50 Jahre her, dass - als ein Ergebnis des Zweiten Vatikanischen Konzils - die ersten Ständigen Diakone im Erzbistum Köln geweiht wurden. Es war die erste Diözese weltweit, die den Beruf des Ständigen Diakons einführte. Am 28. April 1968 weihte Weihbischof Dr. Augustinus Frotz im Auftrag des damaligen Kölner Erzbischofs Josef Kardinal Frings die ersten fünf verheirateten Männer im Kölner Dom.

1988 wurde Gerhard Rust (65), der in diesem Jahr sein 30-jähriges Weihejubiläum feiert und seit acht Jahren in der Pfarrei St. Lambertus als Diakon tätig ist, ebenfalls von Weihbischof Frotz geweiht.

Was hat bei Ihnen zu dem Entschluss geführt, Diakon zu werden?

Diakon GERHARD RUST Der katholischen Kirche war ich seit meiner Kindheit eng verbunden. Früh engagierte ich mich in der Pfarrjugend. Als ich später berufsbedingt mehrfach den Wohnort wechseln musste, hatte ich immer direkten Kontakt zu den Pfarrgemeinden und war später auch Mitglied des Pfarrgemeinrates. Für mich war es immer wichtig, auch in meinem erlernten Beruf als Bankkaufmann, bei dem ich bis in die Filialleitung aufstieg, mich in der Kirche in verschiedenen Funktionen zu engagieren. Das war wohl der Grundstein dafür, dass in mir immer mehr der Wunsch heranwuchs, Ständiger Diakon zu werden.

Wie hat ihre Frau darauf reagiert, dass sie das Diakonat als neuen Beruf anstrebten?

RUST Das ist eine ganz interessante Frage. Denn wenn die Ehefrau und die Kinder nicht mitziehen, ist es meines Erachtens fast gar nicht möglich, dieses Weiheamt in verantwortlicher Weise auszuüben. Ich bin meiner Ehefrau sehr dankbar, dass sie mich immer prima unterstützt und mich damals in meinem Beschluss, Diakon zu werden, bestärkt hat. Übrigens - nur wer bereits verheiratet ist, kann als Diakon geweiht und in einer Familie leben. Ist ein Mann ledig und wird zum Diakon geweiht, muss er wie ein Priester zölibatär leben.

Wann haben Sie mit der Ausbildung zum Diakon begonnen?

RUST Damals war ich 28 Jahre alt und stand voll in meinem Beruf als Bankkaufmann. Es war eine harte Zeit für mich und meiner Familie, da ich das Diakoneninstitut in Köln besuchte und mehrere Jahre parallel als Bankkaufmann arbeitete. Oft bin ich direkt nach Feierabend von der Bankfiliale in Düsseldorf nach Köln gefahren. Hinzu kamen die Wochenend-Seminare in Köln. Ich möchte darauf hinweisen, dass einschließlich des Vorbereitungsdienstes die Ausbildung zum Diakon sieben Jahre dauert.

Werden Diakone ähnlich wie Priester in einem bestimmten Rhythmus innerhalb der Diözese versetzt?

RUST Als Faustregel kann man sagen, dass für Diakone im Schnitt eine Versetzung etwa alle zehn Jahre vorgesehen ist - das ist aber kein Automatismus. Ich war bisher im Seelsorgebereich Düsseldorf-Mitte, in Neuss und jetzt in der Pfarrei St. Lambertus in Mettmann tätig.

Worin gliedern sich denn schwerpunktmäßig die Aufgaben eines Diakons?

RUST Der Dienst des Diakons gliedert sich in Caritas, Liturgie und Verkündigung. Das Pastoral-Team in unserer Pfarrei unterstütze ich sozusagen von der Taufe bis zur Bahre. Unter anderem kümmere ich mich im Seelsorge-Team um caritative Kontakte, die Altersseelsorge und Besuche regelmäßig die Seniorbegegnungsstätten und Altersheime in Mettmann. Für mich ist das sogenannte Netzwerken für meine Arbeit sehr wichtig. So habe ich beispielsweise als Feldkurat des Offizierscorps der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft gute Verbindungen zu den Schützen. Auch das Predigen ist in Liturgie und Verkündigung eine wichtige Aufgabe eines Diakons.

Wie stehen Sie zu dem derzeit in der katholischen Kirche in der Diskussion stehenden Thema weibliches Diakonat?

RUST Ich kann mir vorstellen, dass auch Frauen als Diakonin tätig sind. Ich verweise aber auf die von Papst Franziskus eingesetzte Kommission, die sich mit den damit verbunden Fragen befasst. Entscheidend wird wohl sein, ob die Weihe einer Frau zur Diakonin aus der Historie heraus überhaupt möglich ist.

DIE FRAGEN STELLTE KLAUS MÜLLER

(klm)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort