Mettmann Wenn alltägliche Dinge Stress auslösen

Mettmann · Psychosynthese-Trainerin Andrea Budde hilft Menschen, in ihrem Inneren Klarheit zu schaffen,

Ein Häuschen im Grünen! Drinnen und draußen viel Platz, keine Nachbarn, Bushaltestelle direkt vor der Tür. Der Anzeigentext klingt schon mal gut. Wir gehen hin, schauen uns um und unterschreiben sofort den Kaufvertrag. Kredit bei der Bank? Kein Thema! Läuft alles bestens. Gesehen, gekauft, eingezogen!

Wer glaubt, dass die Dinge genau so laufen, hat noch kein Haus gekauft. Denn ganz so einfach ist es eben doch nicht. Nicht etwa deshalb, weil der Makler plötzlich Einwände hätte oder sich die Bank querstellt. Stattdessen geht das Stimmengewirr im eigenen Kopf schon los, bevor man überhaupt den ersten Blick auf die Immobilienanzeigen geworfen hat. Da ist der Ängstliche, der sich wie so oft als Bedenkenträger aufspielt.

Ein Haus? Um Himmelswillen! Wer soll das alles bezahlen? Der Pessimist sieht sich schon ohne Job. Dazu läuft auch noch irgendwann die Ehefrau weg. Das kann ja nur schief gehen! Der Sparsame stört sich am Preis: "Was? 250 000? Das geht doch bestimmt noch günstiger." Zwischendurch meldet sich der Vernünftige: "Ja, aber die Lage! Und die Zinsen sind gerade niedrig." Der Träumer sieht sich schon mit den Enkeln im Garten spielen, während sich dann auch noch der Bescheidene zu Wort meldet: "Ich brauche kein Haus im Grünen. Eine Gartenhütte tut´s doch auch."

Ob wir ein Haus oder beim Bäcker nur ein paar Brötchen kaufen wollen, eines bleibt immer gleich: Wir sprechen nicht nur mit einer Stimme. "Deshalb kommen wir meistens nicht dort an, wo wir eigentlich hin wollten", weiß Andrea Budde, dass Ziele schnell aus dem Blickpunkt geraten können. Und das nicht etwa deshalb, weil wir uns in aller Klarheit anders entschieden hätten. Stattdessen ist uns Klarheit auf dem Weg zum Ziel verloren gegangen. "Wir wollten eigentlich Brötchen kaufen und gehen doch mit einem Brot nach Hause", beschreibt die Psychosynthese-Trainerin den Alltag, der voll ist vom Geplapper unzähliger innerer Stimmen.

Manche davon sind uns vertraut, weil sie sich eigentlich immer klar und deutlich zu Wort melden. Andere sind in den Untergrund abgetaucht, um dort eine Revolution anzuzetteln. Diese verbannten Plagegeister können einem das Leben ganz besonders schwermachen. Denn meist wollen wir sie nicht hören und ihre Kommentare machen uns Angst. Geraten wir in Stress, ist ihre Zeit gekommen: Dann schlagen sie unerbittlich zu und alles tot, was sich ihnen entgegenstellt.

Das alles mag sich schizophren anhören. "Aber verrückt sind wir deshalb noch lange nicht", weiß Andrea Budde. Im Gegenteil: Dass unsere Seele immer und überall mit vielen Stimmen spricht, ist völlig normal. Schwierig wird es nur dann, wenn wir nicht zuhören wollen oder sich ein Teil von uns selbst zum Herrscher aufschwingen kann. Denn dann brodelt es im Untergrund und wir wissen nicht, wie wir in den Stürmen des Lebens den Kurs halten sollen.

"Solange man seine eigenen Wesenszüge nicht kennt, bestimmen sie das Leben. Holt man sie aus dem Verborgenen, kann man zum Regisseur werden", glaubt die Psychosynthese-Trainerin.

(magu)
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