Erkrath Widerstand für den Frieden

Düsseldorf · Stadt Erkrath enthüllte gestern eine Gedenktafel für den Dominikanerpater Franziskus Stratmann.Der Theologe protestierte im Nazi-Reich gegen Judenverfolgung. Nach seinem Exil lebte er im Kloster Maria Hilf.

In Erinnerung an den Dominikanerpater Franziskus Stratmann, der von 1965 bis 1971 als Seelsorger im ehemaligen Kloster Maria Hilf in Trills wirkte, haben gestern die stellvertretende Bürgermeisterin Regina Wedding und Peter Knitsch (Grüne) gemeinsam eine Gedenktafel an der ehemaligen Klostermauer enthüllt. Späte Ehrung eines unter dem Nazi-Regime Verfolgten, der gegen den Strom schwamm.

Der bislang unbenannte kleine Stichweg zwischen der Sechseckschule und dem heutigen Anwesen der Familie Semmelroth heißt seit gestern offiziell nach dem Widerstandskämpfer Franziskus-Stratmann-Weg. Pater Elias Füllenbach, Dominikaner OP (Ordo fratrum Praedicatorum, Predigerorden) Düsseldorf, der an einem Aufsatz über Stratmann arbeitet, würdigte den unter den Nationalsozialisten verfolgten Pater als einen Mann, dessen Haltung hochaktuelle Bedeutung habe. "Franziskus Stratmann hat sich dafür eingesetzt, dass Soldaten den Kriegsdienst verweigern dürfen." Der Fall eines amerikanischen Soldaten, der nicht in den Irak möchte, hat gerade Schlagzeilen gemacht.

Kalter Wind um die Nase

In dem gestern nassgrauen Schneewetter, dem etliche Bürger und Politiker trotzten und zur Gedenkstunde gekommen waren, sah er ein Symbol dafür, dass dem Pater im Leben immer ein kalter Wind um die Nase geweht hat. Füllenbach skizzierte den Lebensweg des aus Solingen stammenden Mitbruders, der sich 1914 im "Friedensbund deutscher Katholiken" in Berlin engagierte und 1933 in einem Brief an Kardinal Faulhaber den ersten Protest eines katholischen Geistlichen gegen Judenverfolgung formulierte. Noch im selben Jahr sei er von der Gestapo verhaftet und in Schutzhaft genommen worden. Vom Dominikanerkloster Köln ging Pater Franziskus Stratmann ins italienische Exil nach Rom. Dort blieb er bis 1938. Nach kurzem Wirken in den Niederlanden emigrierte der aufrechte Theologe ins belgische Exil und erlebte den Einmarsch deutscher Truppen im Dominikanerkloster Lint bei Antwerpen.

"Pater Franziskus Stratmann war ein Mensch, der sich nicht einfach angepasst und seine Meinung gesagt hat. Dafür musste er hinnehmen, dass er Deutschland verlassen musste und verfolgt wurde", sagte Elias Füllenbach. Er würdigte den Mitbruder als mutigen Streiter.

Regina Wedding dankte der Familie Semmelroth im Namen der Stadt Erkrath für ihre Bereitschaft, die Gedenktafel an der ehemaligen Klostermauer anbringen zu lassen. Kinder der Klassen 2b und 2c der benachbarten Sechseckschule ließen bunte Luftballons mit Friedensbotschaften wie "Kein Streit mehr" in den Himmel aufsteigen. Mit einer Gedenk- und Schweigeminute für die Opfer von Gewaltherrschaft endete die kleine Feier.

(RP)
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