Erkrath Wie junge Erkrather ihr Quartier sehen

Erkrath · Nah an der Natur und wegen guter ÖPNV-Anbindung trotzdem schnell in den umliegenden Großstädten, das gefällt. Die leeren Plätze und Einkaufsstraßen aber nicht. Und die Pfütze am Hochdahler Wertstoffhof nervt.

 Leon Becher (19), hier beim Spaziergang im Park von Haus Morp, studiert Sozialwissenschaften - Medien, Politik und Gesellschaft in Düsseldorf.

Leon Becher (19), hier beim Spaziergang im Park von Haus Morp, studiert Sozialwissenschaften - Medien, Politik und Gesellschaft in Düsseldorf.

Foto: Blazy Achim

Alt-Erkrath ist für mich Heimat, weil ich den Großteil meiner Kindheit hier verbracht habe. Gleichzeitig verbinde ich mit dem Stadtteil auch Naherholung. Zum einen gibt es einen sehr schönen Park nahe Haus Morp, der nach der Schule, oder, wie in meinem Fall, nach der Uni zum Verweilen einlädt, oder zu einer Jogging-Runde. Zum anderen ist aber auch die Nähe zum Neandertal prima. Dort kann man wandern gehen, sich in der Natur aufhalten und etwas über die Menschheitsgeschichte lernen.

Gleichzeitig bringe ich aber auch meine Schulzeit mit dem Stadtteil in Verbindung. Immerhin habe ich hier die Grundschule und später das Gymnasium besucht, was eine prägende Zeit für jeden ist.

Auch der Bahnhof hat seine Berechtigung. Welche Stadt kann ansonsten von sich behaupten, einen Nahverkehr zu haben, mit dem man in zehn Minuten in der Landeshauptstadt sein oder in 15 Minuten in der Wuppertaler Schwebebahn sitzen kann? Also: Was den ÖPNV angeht, ist es spitze.

 Flavia Polotzek (24) studiert Germanistik in Wuppertal. Der Lokschuppen ist für sie einer der Anziehungspunkte in ihrem Viertel.

Flavia Polotzek (24) studiert Germanistik in Wuppertal. Der Lokschuppen ist für sie einer der Anziehungspunkte in ihrem Viertel.

Foto: achim blazy

Allerdings gibt es auch Schattenseiten. Zum Beispiel gibt es auf der Bahnstraße immer weniger Leben. Das hängt auch damit zusammen, dass immer mehr im Internet gekauft wird. Wer kürzlich einmal auf der Bahnstraße gewesen ist, kann das nachempfinden. Mein Eindruck ist, dass meistens nur wenige Menschen dort anzutreffen sind, wenn nicht gerade Markt ist. Ich finde das schade, denn was zeichnet eine Stadt mehr aus als ihre Fußgängerzone?

Der Erkrather Markt findet jeden Freitagvormittag statt. Dort bekommt man alles, was das Herz begehrt: frische Brötchen, Käse- und Wurstspezialitäten, Schnittblumen. Zu Marktzeiten füllt sich der Bavierplatz so, wie ich es sonst nur sehr selten aus Erkrath kenne. Gerade für ältere Menschen gehört ein Marktbesuch am Freitagvormittag offensichtlich zur wöchentlichen Routine. Was definitiv nicht fehlt im Stadtteil, sind Bäckereien, Apotheken oder Restaurants. Traditionelle deutsche, griechische, italienische oder neuerdings sogar indische Küche - es ist für viele etwas dabei.

Schade finde ich, dass es wenig Freizeitangebote für junge Leute wie mich gibt. Da hat Erkrath noch Bedarf. Aber immerhin haben wir ja das Neanderbad und das Toni-Turek-Stadion, so dass man Schwimmen gehen oder in einer Fußballmannschaft spielen kann.

Das Neanderbad ist ein sehr modernes Schwimmbad, das neben einem Schwimmerbecken auch einen Nichtschwimmerbereich und ein Außenbecken hat. Besonders interessant sind die große Wasserrutsche sowie das Dreimetersprungbrett. Aber auch wer sich entspannen und erholen möchte, findet seinen Lieblingsplatz. Außerdem gibt es ein Solebecken, ein mit Salzwasser befülltes Becken, dessen Inhalt "heilende Kraft" besitzen soll.

Das Toni-Turek-Stadion hingegen ist nach dem berühmten ehemaligen deutschen Fußballnationalspieler benannt, der lange Zeit hier gewohnt hat, während er sein Geld bei der Düsseldorfer Fortuna verdiente. Für einen kleinen Fußballclub wie den SSV Erkrath ist dieses Stadion das Aushängeschild des Vereins. Es ist so modern und großräumig, dass sogar Bundesligisten wie der SV Werder Bremen gerne die Anlage aufsuchen um zu trainieren, und sich damit beispielsweise auf ein Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen vorzubereiten.

Nicht zu vergessen sind natürlich auch die anderen Sportvereine, wie der Schachclub Erkrath, der jedes Jahr aufs Neue zum Jugend-Open einlädt. Das Jugend-Open ist ein großes Schachturnier, bei dem gleichaltrige Spieler gegeneinander antreten. Es kommen Mannschaften von weit her, da sich das Turnier auch außerhalb Erkraths einen Namen gemacht hat. Ich kannSchachspielern das Turnier nur warm empfehlen, es macht jedes Jahr viel Spaß, daran teilzunehmen. Selbst wenn man nicht so erfolgreich ist, die Devise lautet: Dabei sein ist alles!

Insgesamt betrachtet ist Alt-Erkrath ein ruhiger und entspannter Ort zum Leben, gerade um dem Trubel in einer Großstadt wie Düsseldorf zu umgehen. Leben ohne Hektik und Stress - schön!

(RP)
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