Mettmann Winzlinge mit riesiger Wirkung für Krebsforschung

Mettmann · Mit einem neuen Mikroskop will die Universität Düsseldorf Krebszellen im Blut schneller aufspüren.

 Stefan Fasbender (l.) und Thomas Heinzel mit dem Fluoreszenz-Mikroskop.

Stefan Fasbender (l.) und Thomas Heinzel mit dem Fluoreszenz-Mikroskop.

Foto: Anne Orthen

Für die meisten Mediziner sind Physiker Wissenschaftler von einem anderen Stern. In Düsseldorf ist das anders, da schließen an der Universität die beiden auf den ersten Blick so unterschiedlichen Disziplinen gezielt enge Kooperationen, da nutzt die Medizin das Wissen und die Methoden von Physikern, um neue Diagnose-Möglichkeiten zu entwickeln. Die Ergebnisse sollen Patienten unmittelbar zugute kommen, zum Beispiel damit Krebszellen in ihrem Blut deutlich schneller als bisher aufgespürt werden.

Die Zukunft hat ihren Platz im Labor schon gefunden, verborgen hinter einem schwarzen, lichtundurchlässigen Vorhang: Dort steht das neue Fluoreszenz-Mikroskop, auf das Professor Thomas Heinzel vom Lehrstuhl für Festkörperphysik und sein Team lange haben warten müssen. Mit einem Zuschuss der Anton-Betz-Stiftung der Rheinischen Post von knapp 20.000 Euro wurde der Erwerb nun möglich.

"Wir wollen damit seltene Zellen im Blut aufspüren", erläutert Thomas Heinzel, ein Spezialist für kleinste elektronische Bauelemente. Diese Winzlinge, mit denen er sich normalerweise beschäftigt, messen gerade mal ein Hundertstel vom Durchmesser eines menschlichen Haares. Stammzellen, eine Art Urzellen, aus denen alle anderen Zellen gebildet werden können, sind zwar deutlich größer, "aber klein sind sie immer noch". Und selten. Das gilt auch für Tumorzellen im Blut, die so selten sind, dass bei Krebspatienten unter einer Milliarde Zellen möglicherweise eine Tumorzelle auftaucht. Diese Tatsache macht es so schwierig, sie zu finden, möglichst bevor sie sich zu Kolonien zusammenschließen und Metastasen bilden. "Es ist leichter, eine Stecknadel im Heuhaufen zu finden."

Deshalb gilt als zentrales Ziel der Wissenschaftler, solche Krebszellen schnell aufzuspüren und auf einem Chip einzufangen. Ihre Idee ist es, mit elektronischen Messungen zu untersuchen, wie sich diese Zellen verhalten und verändern, also ihre Eigenschaften besser zu verstehen. "Wenn wir bisher Blutproben aus der Klinik bekamen, konnten wir diese Zellen nicht erkennen." Mit Hilfe des neuen Mikroskops sei das nun möglich, denn man könne die Zellen mit Antikörpern präparieren, die unter UV-Licht grün leuchten. Heinzel: "Damit könnte eine Diagnose während einer Operation innerhalb von Minuten möglich werden." Eine so starke Verkürzung der Untersuchungszeit gilt unter Kennern als Meilenstein. Um die Kooperation zwischen Medizin und Physik zu intensivieren, hat die Universität 2007 den Studiengang Medizinische Physik gegründet, den Thomas Heinzel koordiniert. Für Studierende offenbar ein populäres Angebot: Auf die 45 Erstsemester-Plätze drängen in diesem Herbst rund 700 Bewerber - 50 Prozent sind junge Frauen. "Das sind zum Beispiel Studierende, die sich für Medizin interessieren, aber den Alltag in der Klinik scheuen. Oder kein Blut sehen können."

Andererseits entscheiden sich auch künftige Physiker für die Kombination, weil sie von vornherein ein klares Berufsziel wollen. Die späteren Aussichten auf einen Job sind für Physiker glänzend. Sie sind nicht nur gefragte Fachleute bei der Entwicklung von Solarzellen, Lasergeräten oder in der Medizintechnik, sondern auch bei Versicherungen oder Consulting-Unternehmen.

(RP)
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