Analyse Wird Seibelquerspange ein Verkehrsflop?

Mettmann · Ob die neuen Umgehungsstraßen die Mettmanner Innenstadt wirklich entlasten werden, muss sich noch zeigen.

 Die Seibelquerspange (Baustelle im Vordergrund) wird an die Schwarzbachstraße (im Hintergrund) angeschlossen.

Die Seibelquerspange (Baustelle im Vordergrund) wird an die Schwarzbachstraße (im Hintergrund) angeschlossen.

Foto: Dietrich Janicki

Noch viele Fragezeichen sind mit dem Bau der beiden Entlastungsstraßen Osttangente und Seibelquerspange verknüpft. Die jüngste Erklärung der Verwaltung, dass es keine Fahrzeug-Tonnage-Beschränkungen für die Seibelquerspange geben werde, hat nicht nur bei den Anwohnern der Nordstraße zu Irritationen geführt. Sie hatten gehofft, dass die innerörtliche Seibelquerspange ausschließlich Verkehr bis 7,5 Tonnen aufnehmen werde. Falsch: Rechtlich ist dies gar nicht möglich. Grund dafür ist das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz. Die Fördergelder vom Bund in Höhe von 4,6 Millionen Euro für die Seibelquerspange sind nur bewilligt worden, weil diese eine "verkehrswichtige, innerörtliche Entlastungsstraße" darstellt. Eine solche Straße ist aber vom Gesetz her für alle Verkehrsarten offenzuhalten. Würde man die Straße für Lkw sperren, müssten die kompletten 4,6 Millionen Euro zurückgezahlt werden.

 Die Fahrbahn der Nordstraße ist wegen der geparkten Fahrzeuge sehr eng.

Die Fahrbahn der Nordstraße ist wegen der geparkten Fahrzeuge sehr eng.

Foto: D. Janicki

Die Stadtverwaltung hat vor, den Schwerlastverkehr aus Richtung Wülfrath und vom Südring über die Osttangente zu leiten. Das geht aber nicht mit Verbots-, sondern nur mit Hinweisschildern. An der Lindenheide werden künftig Tafeln stehen, die dem Lastwagenfahrer nahelegen, über die Osttangente zu fahren. Der Brummipilot kann sich daran halten, muss aber nicht. Er kann wählen, ob er über die Seibelquerspange oder (wie bisher) durch die Breite Straße fährt.

Um dies zu verhindern, will die Stadt die Breite Straße und untere Flintrop-Straße mit Landesmitteln so umbauen, dass sie nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt mit Schwerlastverkehr durchfahren werden kann. Das bedeutet: Den Straßenquerschnitt massiv verengen. "Wenn wir nichts machen würden, besteht die Gefahr, dass 75 Prozent des heutigen Verkehrs weiter durch die Innenstadt fahren würden", sagt Stephan Kopp von der Stadtverwaltung.

Und wie sieht es künftig auf der Nordstraße und Berliner Straße aus? Schon heute haben Autofahrer große Probleme, sicher durch die Nordstraße zu fahren. Die parkenden Autos an der Straße sollen als Verkehrshindernis dienen, das zu langsamer und vorsichtiger Fahrweise führen soll. Dabei ist der Wunsch der Vater des Gedankens. Tatsächlich gibt's brenzlige Situationen zuhauf — besonders mit Bussen. Zahlreiche Anwohner haben die Außenspiegel ihrer Autos ersetzen müssen. Künftig soll das Verkehrsaufkommen laut Verwaltung lediglich um zehn Prozent durch die Inbetriebnahme der Seibelquerspange steigen. Wie sich dies konkret auswirken wird, weiß derzeit noch niemand. Eins ist klar: Es wird nicht weniger Verkehr auf der Nordstraße geben. Sollten Lastwagenfahrer die Nord- und Berliner Straße als Abkürzung nutzen, so will die Stadt gegensteuern. "Wir werden die Ampelphasen so verändern, dass es für Lastwagenfahrer unattraktiv wird, durch diese Straßen zu fahren", sagt Kopp. Doch Vorsicht: Dieser Trick könnte misslingen. Denn schon heute staut sich der Verkehr auf der Berliner Straße in Richtung Düsseldorfer Straße. Wenn dann noch die Rotlicht-Ampelphasen an der Berliner Straße verlängert werden, könnte dies zum Verkehrskollaps führen. Und ein Umbau der Kreuzung Berliner Straße/Düsseldorfer Straße/Hubertusstraße würde nur mit Einwilligung des Landesbetriebes Straßenbau gelingen, da die Berliner Straße eine Landesstraße ist. Und ob der Landesbetrieb bei einem teuren (neuen) Kreisverkehr mitspielt — wenn er überhaupt dort Sinn macht — , ist mehr als offen.

(RP)
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