Mettmann Wo man Wildgemüse und Heilkräuter findet

Mettmann · Der Frühling ist die Zeit der Wildgemüse und Heilkräuter. Kamille, Brennnessel und Giersch recken sich auf den Wiesen und an den Waldrändern der Sonne entgegen. Aber wo genau kann man suchen, um die Frühjahrsküche mit Selbstgesammeltem zu bereichern? Einfach durch den Stadtpark wandern und ein paar Blätter am Wegesrand abreißen? Oder durchs Neanderland spazieren, um den Weidenkorb mit den Reichtümern der Natur zu füllen?

 Wiesenschaumkraut-Tee wird in der Volksmedizin gegen Rheuma und andere Schmerzzustände verwendet.

Wiesenschaumkraut-Tee wird in der Volksmedizin gegen Rheuma und andere Schmerzzustände verwendet.

Foto: Klaus Tamm

"Ganz so spontan geht das nicht, weil in vielen Gebieten die Landschaftsschutzbestimmungen gelten und man nichts mitnehmen darf", weiß Jutta Scheuß von der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises Mettmann. Und einfach so abreißen? Das geht für die Landespflegerin gar nicht. "Blüten und Blätter sollte man vorsichtig abschneiden. Und wenn man die Wurzel braucht, darf man nur einen Teil rausnehmen", klärt sie darüber auf, wie gesammelt werden darf, um der Pflanze nicht zu schaden. Als Heilpflanzenexpertin streift Jutta Scheuß auf der Suche nach Gundermann und Wiesenschaumkraut selbst gern durch Wald und Wiesen. Bei Exkursionen der Unteren Landschaftsbehörde führt sie regelmäßig interessierte Laien durch das Morper Bachtal in Erkrath. "Bevor man sich selbst auf den Weg macht, sollte man schon mal eine geführte Wanderung mitgemacht haben", rät sie allen Hobbysammlern.

Nur so könne man sicher sein, dass nicht statt des wilden Gemüses eine giftige Pflanze auf dem Teller landet. Dazu gibt's noch viele Rezeptideen, mit denen man dann in der heimischen Hexenküche direkt loslegen kann.

Von der Kamille bis zum Fingerkraut ist die Wald- und Wiesenapotheke übrigens bestens ausgestattet. Dazu gehört unter anderem auch der Weißklee. "Ein gutes Hustenmittel. Und aus den Blüten kann man Tee kochen", verrät Jutta Scheuß. "Oder die Brennnessel. Der Tee ist harntreibend und entschlackend. Einmal mit dem Nudelholz drüberrollen und die Brennhaare stören nicht mehr", gibt sie hilfreiche Tipps. Übrigens: dass das behaarte Gewächs den Verlust der eigenen Haarpracht verhindern könne, ist uralt. Aber einfach rausreißen und Wäschekörbe damit füllen? Das geht auch dort nicht, wo man als Laie glaubt, einem vermeintlichen Unkraut zu Leibe zu rücken.

Wer sich ganz sicher sein möchte, beim Pflanzensammeln keinen Ärger mit dem Grundstückseigentümer zu bekommen, sollte sich deshalb vorher bei der Unteren Landschaftsbehörde erkundigen. "Wenn man weiß, wem das Grundstück gehört, kann man natürlich auch direkt beim Eigentümer nachfragen", rät Jutta Scheuß. Gegen vorsichtiges Sammeln hätten die wenigsten Landwirte etwas. "Und auch rings um Mettmann, Erkrath und Wülfrath gibt es Bereiche, die den Städten gehören und in denen man Heilkräuter ungestraft sammeln kann", so die Expertin.

Vor allem an Waldrändern und auf Wiesen lohnt sich die Suche. Hundeauslaufflächen, Straßenränder und die unmittelbare Nähe von gedüngten Feldern sollte man hingegen besser meiden. Natürlich muss alles gründlich abgewaschen oder abgekocht werden. "Wer den Fuchsbandwurm fürchtet, sollte nur ab Kniehöhe ernten. Aber hier bei uns ist er kein großes Problem", so Jutta Scheuß.

Damit Kamille, Kornblume und Klatschmohn auch noch in der Zukunft wachsen, lässt die Untere Landschaftsbehörde übrigens einige Ackerflächen mit so genannten Blühstreifen einsäen. "Die Landwirte bekommen dafür eine finanzielle Entschädigung", weiß die Landespflegerin. Denn auch im Kreisgebiet gibt es immer weniger unberührte Flächen, auf denen sich Heilkräuter und Wildgemüse ungehindert ausbreiten können. Vorsorge und langfristige Planung ist also angebracht, um auch im grünen Neanderland die Artenvielfalt zu erhalten.

(magu)
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