WÜlfrath Wülfrather stellen in Kunstforum aus

WÜlfrath · Der Künstler Klaus Stecher-Klasté zeigt derzeit zusammen mit dem kunstschaffenden Freund Günter Claus einige Arbeiten in Düsseldorf. Thema: "Geschichten an Wänden, auf Tischen und Podesten".

 Klaus Stecher-Klasté (r.) und Günter Claus haben einen gemeinsamen Spirit bei der Kunst entwickelt.

Klaus Stecher-Klasté (r.) und Günter Claus haben einen gemeinsamen Spirit bei der Kunst entwickelt.

Foto: Anne Orthen

Der Kalkstadtkünstler Klaus Stecher-Klasté erzählt auf kreative Art "Geschichten an Wänden, auf Tischen und Podesten". Buchstäblich. Das ist der Titel seiner Wochenendausstellung inmitten des beschwingtesten Teils der Landeshauptstadt, in Düsseldorf-Flingern. Im alten Industriegemäuer mit Hinterhofcharme wird eine bedächtige Stimmung zwischen Zen-Garten-Harmonik und Klosterbibliothek-Konzentration Platz greifen.

Seit ein, zwei Jahren hat sich Stecher-Klasté auf die Herausgabe kleiner Bildgeschichten verlegt. Erstmalig können nun alle Ausgaben, die in einer Werksammlung namens "Erzählungen von Einem und von Anderen" vorliegen, öffentlich gezeigt, begutachtet und diskutiert werden; in aller Weile der Welt und mit mächtig Muße.

Inhaltlich geht es um eine Filtrierung seines eigenen Lebensweges mit dem Ziel eine Essenz von Lebensweisheit zu schöpfen. "So eine Biographie ist etwas sehr ergiebiges, wenn man einen Sinn dafür hat, sich dort noch einmal richtig reinzudenken", erläutert der Künstler. Sein jüngstes Werkstück nennt sich "Ich, Sindbad" und erzählt die Geschichte von Stecher-Klastés Erlebnissen als Handelsreisender durch Asien.

Erfahrungen wie Flugzeughavarien oder Raubüberfälle finden in zwölf Bildern historische Analogie zu ewigen Menschheitsfragen.

Als Gegengewicht zu seinen hochfliegenden Nabelschauen lädt Stecher-Klasté einen Derendorfer Klassiker als Ko-Aussteller ein, der versuchen soll, mittelst granitschwerer Plastiken eine Erdung herzustellen. Mit dem geschulten Auge des gelernten Fotografen wacht Günter Claus durch handwerkliche Strenge über die zarten Papiercollagen von Stecher-Klasté, der dennoch glücksäugelnd über die Zusage des Gastkünstlers ist: "Ich bewundere ihn. Günter Claus ist der Mann der Materialgerechtigkeit." Er bringe die Akribie und den Wunsch mit, etwas zu schaffen, das die Zeit überdauert, schwärmt Stecher-Klasté. "Wenn ich etwas Neues beginne, frage ich mich immer: Hat das vor dem Günter Bestand?" Mustergültig für diese besondere Werthaftigkeit steht unverrückbar Claus' Skulptur namens "Da fielen Herrn Castello doch fast die Augen aus dem Kopf" im Schauraum. Sie besteht aus einem massivhölzernen Kirchenportalstopper und einem metalernen Schneidewerkzeug, das sich einst auf einem Schrottplatz im Neusser Hafen fand. Claus umwidmet mit Vorliebe Fundstücke und beseelt sie zu einem Charakter: "Dabei muss ich mich halt mit dem begnügen, was ich finde."

Kunstfertigkeit bedeutet für ihn in diesen Fällen, dass sich das neugeformte Sachwesen dreidimensional von jedem Blickwinkel gleichwohl betrachten lassen möchte.

Kennengelernt haben sich Stecher-Klasté und Claus als Vereinskollegen in der Berufsvertretung bildender Künstler. Inzwischen haben sie sich gegenseitig in ihren Werkateliers die Aufwartung gemacht und einen gemeinsamen Spirit entwickelt. Man kann die beiden getrost Kunstzwillinge nennen, denn so unterschiedlich auch ihr Werkstemperament erscheint, ihre Ziele sind gleich. Aus dem seltsam verformten Werkstoff Leben, versuchen sie Geschichten zu schnitzen, die Sinn stiften. Das gelingt ihnen so gut, dass die Geschichten dann zu Mythen werden; erhaben erhoben an Wänden, auf Tischen und Podesten.

(lard)
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