Mettmann Zwei Liebende schreiben sich 50 Jahre lang Briefe

Mettmann · Es war ein besonderer Abend im Mettmanner Kammerspielchen mit "Love Letters": Die beiden Schauspieler Michael Lesch und Marina Welsch präsentierten das Stück von Albert Ramsdell Gurney in gemütlicher Atmosphäre auf der kleinen Bühne.

 Im Kammerspielchen wurde "Love Letters" aufgeführt.

Im Kammerspielchen wurde "Love Letters" aufgeführt.

Foto: DJ

"Love Letters" ist eine Hommage an die Kunst des Briefeschreibens. Eine Zeit, in der es kein Internet und kein Facebook gab und man persönliche Nachrichten nicht per SMS, sondern mit dem Füller auf Papier verfasste. Es geht um Andy und Melissa, zwei gutbürgerliche Königskinder aus dem Amerika des 20. Jahrhunderts, eine Liebesgeschichte zweier Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Spur ihres Briefwechsels startet bei den ersten Zettelchen, die sie sich unter der Schulbank zusteckten. In denen er sie fragt, ob sie mit ihm Kekse und Milch holen geht und sie kontert: "Nur wenn Du mich nicht wieder fragst, ob ich Dich heiraten will!"

Von dort nehmen Andy und Melissa das Publikum mit auf eine Reise durch die Zeit. Von ersten Liebschaften und Kränkungen über die Zeit im Internat bis hin zum Erwachsenwerden. Sie schlägt einen eher chaotischen, emotional gesteuerten Weg als Künstlerin ein, stets begleitet vom Alkohol, der sie zwischenzeitlich in der Entziehung landen lässt. Er wird Politiker und Jurist, stets angetrieben von den Erwartungen anderer ohne dabei jemals aus sich heraus zu gehen. Zwar unternimmt er immer wieder den Versuch, Melissa seine Gefühle mitzuteilen, doch über all die Jahre entwickelt sich zwischen den beiden nicht mehr als ein geschwisterliches Verhältnis zueinander.

Erst eine späte Affäre zwischen den beiden lässt die Situation ins Wanken geraten. Andy erkennt, dass die Briefe weitaus mehr waren, eine verpasste Chance auf das, wonach beide so lange in ihrem Leben gesucht haben: einer innigen und aufrichtigen Beziehung mit einem Menschen, der sie jeweils so sieht, wie sie wirklich sind. Das Leben der beiden hätte unterschiedlicher kaum verlaufen können, und dennoch begleiten sie sich fünf Jahrzehnte lang über einen Briefwechsel.

Michael Lesch und Marina Welsch schaffen es, die Gefühle der beiden zu transportieren, das Publikum in den Bann des Briefwechsels zu ziehen. Als sich die Geschichte zuspitzt, ist es vor allem TV-Star Lesch, der die Emotionen des Stücks trägt. Großartige Schauspielkunst im Kammerspielchen.

(chb)
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