Mönchengladbach 15 Kinder, fünf Länder, ein Showtanz

Mönchengladbach · Seit Januar sind im Studio Dreuw in Rheydt Flüchtlingskinder kostenfrei Teil einer Tanzgruppe. Dort haben sie im Projekt "Hip Hop meets Classic" verschiedene Tanzstile kennengelernt. Studioinhaberin Gertrud Dreuw würde das Projekt nächstes Jahr gerne weiterführen.

Als die Musik einsetzt, fangen die Kinder an, wild mit den Armen zu wedeln. Sie wirbeln rote Bänder durch die Luft, tanzen und springen durch den Raum. Zwei Mädchen wiegen sich im Takt der Musik, zwei Jungs tuscheln und lachen miteinander. Erst nach einigen Minuten bilden die Kinder eine Formation, beim Schlussbild ist dann jedes von ihnen auf Position. Die acht Mädchen und sieben Jungs kommen aus fünf verschiedenen Nationen, zum Teil sind sie erst seit einem Jahr in Deutschland. Zusammengebracht hat sie das Rheydter Tanzstudio Dreuw mit seinem Projekt "Hip Hop meets Classic".

Seit Januar konnten Flüchtlingskinder hier kostenlos einen Kurs besuchen. Das Studio wurde dabei vom städtischen Kulturbüro unterstützt. Das Geld kam aus Mitteln des Kulturrucksacks NRW, einem Landesprojekt, das Kindern die kostenfreie Teilnahme an verschiedenen Aktionen ermöglicht. Im November gab es eine kleine Abschlussveranstaltung mit Showtanz. Inhaberin Gertrud Dreuw, die ihr Studio seit 42 Jahren führt, würde das Projekt im nächsten Jahr gerne mit neuen Tänzen und Kursen fortsetzen. "Die Gruppe hat wunderbar funktioniert, die Kinder hatten alle zusammen sehr viel Spaß."

Das können Panagiotis aus Griechenland und Sophia aus Russland bestätigen. "Ich finde es toll, dass wir hier immer so viel tanzen und spielen", sagt Sophia, Panagiotis mag ebenfalls das Tanzen und dass "wir hier so viel Spaß haben". Acht Mädchen und sieben Jungen aus Afghanistan, Griechenland, Russland, der Türkei und Deutschland sind regelmäßig bei der Gruppe dabei. Zweimal in der Woche treffen sich die Kinder, die zwischen fünf und zwölf Jahre alt sind, um zusammen zu tanzen und zu spielen.

 Die Kinder kommen aus Afghanistan, Griechenland, Russland, der Türkei und Deutschland. Zwei Mal pro Woche tanzen sie zusammen, hier sind elf von ihnen beim Schlussbild ihres Showtanzes zu sehen.

Die Kinder kommen aus Afghanistan, Griechenland, Russland, der Türkei und Deutschland. Zwei Mal pro Woche tanzen sie zusammen, hier sind elf von ihnen beim Schlussbild ihres Showtanzes zu sehen.

Foto: Marlen Kess

Zunächst konnten sie - angeleitet von unterschiedlichen Lehrern - verschiedene Tanzstile wie Ballett, Musical- und Showtanz sowie Hip-Hop ausprobieren. Am Ende entschieden sich die meisten für Hip Hop. "Das ist am modernsten", sagt Dreuw, die mit ihrem Projekt sehr zufrieden ist. "Am Anfang waren die Kinder sehr schüchtern und ein bisschen ängstlich, mittlerweile besteht hier aber ein wunderbares Miteinander." Die Kinder verhielten sich so, als würden sie sich schon jahrelang kennen und miteinander tanzen, so die 71-Jährige: "Das ist gelebte Integration."

Vom Projekt begeistert ist auch Petra Reitz, deren Sohn seit einigen Wochen in der Gruppe mittanzt. Sie hat Jonas bewusst für die multikulturelle Gruppe angemeldet: "Ich finde es gut, dass hier Integration großgeschrieben wird - unsere Welt sollte bunt sein, schließlich ist jeder Mensch anders. Und sonst wäre es doch ziemlich langweilig." Die Mönchengladbacherin kennt das Studio gut, schon ihre älteste Tochter hat hier früher regelmäßig getanzt. Der siebenjährige Jonas fühlt sich wohl: "Er hat sich von den anderen Kindern, die ja schon länger dabei sind, sofort aufgenommen gefühlt."

Im Januar 2018 sollen die neuen Kurse losgehen. Dafür hofft Studioleiterin Gertrud Dreuw wieder auf die Unterstützung des Kulturbüros. Dann kann sich die 71-Jährige auch vorstellen, eine weitere Gruppe zu eröffnen, in der Flüchtlingskinder umsonst mitmachen können. "Aber zur Not mache ich auch so weiter", ist Dreuw entschlossen, "ich kann die Kinder ja jetzt nicht mehr wegschicken."

(kess)
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