Mönchengladbach Die Bierbörse hat die Segel gesetzt

Mönchengladbach · Ideales Bierwetter und entspannte Atmosphäre sorgten gestern Nachmittag für gute Stimmung beim Auftakt der zweiten Bierbörse in Mönchengladbach. Noch bis morgen wird auf dem Geroplatz dem Gerstensaft gehuldigt.

 Marc vom Störtebeker-Schiff "Santa Maria" freut sich auf zahlreiche Besucher, die neugierig auf Bierspezialitäten sind.

Marc vom Störtebeker-Schiff "Santa Maria" freut sich auf zahlreiche Besucher, die neugierig auf Bierspezialitäten sind.

Foto: Raupold Isabella

Uli Elsen weiß, wie's geht. Der Bürgermeister - stilecht in Lederschürze gewandet - schlägt zu, ein Mal, zwei Mal. "O'zapft is", verkündet er, dann fließt das Bier für den guten Zweck in die Gläser. Der Stand von Hannen Alt, an dem die Anzapfzeremonie stattfindet, ist in mehrfacher Hinsicht eine Ausnahme auf der Bierbörse auf dem Geroplatz: einerseits, weil sich hier ein regionales Bier unter all den exotischen Brauprodukten findet. Andererseits, weil der Erlös des Standes dem Kinderschutzbund zugutekommt. Ansonsten ist vom alten Brauerspruch "Bier braucht Heimat" auf der Börse nicht viel zu spüren. Im Gegenteil: Es geht ums Ausprobieren, Experimentieren, um Spaß am ungewöhnlichen Geschmackserlebnis.

350 Biere stehen auf der Bierbörse, die dieses Jahr zum zweiten Mal in Gladbach stattfindet, zur Auswahl. Allein bei Gert Wömpner gibt es 131 verschiedene Sorten. Sein Stand heißt deshalb auch wenig überraschend "Haus der 131 Biere". Zwei junge Frauen geben gerade ihre Flaschen zurück. Die eine hat ein Kokosnussbier probiert, die andere ein Apfelbier. Ersteres war kein großer Erfolg. "Es schmeckte nicht so nach Kokosnuss, wie ich dachte", sagt die junge Besucherin. Das liege daran, dass es nicht mit Kokosnusssaft gebraut sei, sagt Wömpner. "Man muss zwischen den aromatisierten Bieren und denen, die mit Früchten gebraut sind, unterscheiden", erklärt er. Ein ägyptisches Bier werde zum Beispiel mit Datteln gebraut, und das schmecke man auch.

Er hat noch viele Exoten im Angebot: Biere aus Honduras, Nigeria, Indonesien, China oder Brasilien. "Der Renner ist dieses Jahr das Bier aus Grönland", sagt er. "Das wird mit Gletscherwasser gebraut." Ein paar Stände weiter läuten vier Kollegen das Wochenende ein, auch sie sehr experimentierfreudig. Theresa hat ein Champagnerbier vor sich stehen, Svenja ein Feierabendbier, Nora ein Kirschbier und Thorsten eine Schwarze Lavina. "Leicht, frisch, sprudelig, ein Frauenbier", findet Theresa. Svenjas Feierabendbier ist herber und erinnert an Alt, Thorstens Lavina geht in Richtung Guinness. Die drei sind zufrieden, nur Noras Kirschbier schmeckt ihr nicht. Aber nicht jedem muss alles schmecken, das ist ja das Spannende am Biertesten. Hier gibt es viele Biere aus Tschechien, der Slowakei und Thüringen. "Wir suchen außergewöhnliche Biere, die man sonst nicht bekommt", erklärt Silvia Henck, gebürtige Slowakin, die mit ihrem Mann den Stand betreibt. Der Renner sei das Retrobier aus der Slowakei, das nicht nur in einer Flasche daherkommt wie 1973, sondern auch so schmeckt. "Für junge Leute ist das cool, für die Älteren ist es eine Erinnerung", sagt Henck. Auch ein Lutherbier aus Thüringen ist im Angebot.

Bierbörsen gibt es schon lange, aber in den letzten Jahren nimmt die Experimentierfreude der Besucher merklich zu. "Die Leute treibt die Neugier her", sagt Sabine Grewe an dem Stand, der von sich behauptet, die "geilsten" Biere der Welt zu haben: "Es geht nicht darum, sich zu besaufen." Die "geilen Biere" sind Craft-Biere, handwerklich gebraute Produkte aus kleinen Brauereien, ein großer Trend auf dem Markt. 30 verschiedene Biere haben sie da und sind sich sicher, für jeden Geschmack das richtige zu finden. Das Summer Ale sei sehr erfrischend, das trendige IPA hopfig und intensiv. Ihr persönlicher Favorit sei Innes & Gunn, ein schottisches Bier mit Whiskyaroma, das durch Lagerung im Eichenfass entsteht. Dabei habe sie früher gar kein Bier gemocht. Es ist eben tatsächlich für jeden Geschmack etwas dabei.

(RP)
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