Mönchengladbach 40 Jahre Schüler mit Handicap gefördert

Mönchengladbach · Nach 17 Jahren im "Lokführerstand" der Paul-Moor-Schule geht Klaus Kohn in den Ruhestand. Bei seinem Abschied erhielt er gestern eine hohe Auszeichnung. Der 64-Jährige hat der Förderschule zu Alleinstellungsmerkmalen verholfen.

 Klaus Kohn vor einem Fotoporträt seiner Schule, an der er seit 1978 als Lehrer unterrichtete, davon die letzten 17 Jahre als Schulleiter. In der Turnhalle der Paul-Moor-Schule gab es für den 64-Jährigen gestern die Abschiedsfeier.

Klaus Kohn vor einem Fotoporträt seiner Schule, an der er seit 1978 als Lehrer unterrichtete, davon die letzten 17 Jahre als Schulleiter. In der Turnhalle der Paul-Moor-Schule gab es für den 64-Jährigen gestern die Abschiedsfeier.

Foto: Raupold

Während der Feierstunde, zu welcher der Caritasverband der Region Mönchengladbach als Schulträger geladen hatte, lief eine umfangreiche Fotosequenzschleife. Zu sehen gab es viele Bilder aus dem Leben des verdienten Förderschulpädagogen Klaus Kohn, der nach 39 Jahren (plus ein Jahr als Referendar) in den Ruhestand wechselt. Die meisten zeigen ihn im Kreise seiner Schützlinge und Kollegen. "Sie waren hier viele Jahre lang Lokführer und Weichensteller zugleich", würdigte Frank Polixa, Geschäftsführer des Caritasverbands Mönchengladbach, Kohns Wirken an der Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung. Als Kohn 1978 im Hardter Wald anfing, "war er ein Grundschullehrer ohne Grundschule", so Polixa, "der sich sagte: ,Das mach' ich mal für ein Jahr.'" Es wurden 39 Jahre. "Für den Caritasverband der Region waren Sie ein Geschenk", lobte dessen erster Vorsitzender Dr. Christoph Wellens den Pädagogen, der in Mönchengladbach aufgewachsen ist.

Geboren ist Klaus Kohn 1953 in München; als er drei Jahre war, zogen die Eltern mit ihrem Sohn in die Vitusstadt. Nach dem Abitur am Gymnasium an der Gartenstraße 1973 stand für Kohn fest, dass er Grund- und Hauptschullehrer werden wollte. "Nach dem Studium an der Pädagogischen Hochschule Aachen lernte ich ein Jahr den Betrieb in der Stiftung Hephata kennen", erinnert sich der 64-jährige Schulleiter. Daraufhin hängte er noch ein Studium der Sonderschulpädagogik an.

Im RP-Gespräch antwortete Klaus Kohn auf die Frage, inwieweit sich die Arbeit mit behinderten Kindern und Jugendlichen damals von der in der Gegenwart unterscheidet, so: "Es ist eine lange Entwicklung vonstattengegangen. Kurz bevor ich damals anfing, wurde überhaupt erst der Bildungsanspruch von Schülern mit Behinderung in Grundzügen anerkannt", sagt Kohn. Später setzte sich zögernd durch, "dass wir diese Schüler nicht nur betreuen, sondern unterrichten. Mit Leistungsgedanke und Ansprüchen auch gegenüber den Eltern", fügt er an. Daraus entwickelte sich das Konzept der Hinführung auf die Anforderungen in Berufen, wie sie zum Beispiel in den beschützenden Werkstätten von Hephata ergriffen werden können. Umgekehrt seien auch die Ansprüche seitens der Schüler-Eltern an die Paul-Moor-Schule gestiegen. "Hilfe zur Lebensbewältigung zu geben ist eine ganz zentrale Aufgabe unserer Förderschule", betont Kohn. Das Prinzip Inklusion werde an der privaten Ersatzschule in Hardt bereits seit Langem umgesetzt. Denn neben Kindern mit geistiger Beeinträchtigung gibt es auch viele Schüler mit körperlicher Behinderung. Die Verwirklichung der Inklusions-Idee dürfe nicht auf den Bezirk Schule begrenzt bleiben. Dass es für die Förderung bestimmter Menschen weiterhin eigene Schulen geben muss, befürwortet Klaus Kohn (in Abgrenzung von der Position der abgewählten NRW-Landesregierung). Dies sei nötig, solange in diesem Bereich ideologische Festlegungen dominierten. "Man muss die Menschen mitnehmen und berücksichtigen, dass Behinderte sich ihre eigene Peer Group suchen, in der sie sich zu Hause fühlen", sagt der scheidende Schulleiter.

Außerdem werde das Thema Inklusion noch immer "als Einbahnstraße" praktiziert. Das Schulgesetz lasse es nicht zu, dass eine Förderschule auch eine Anzahl nichtbehinderter Schüler aufnehmen kann. Die Paul-Moor-Schule hat diesbezüglich bereits Kooperationsprojekte - einen Schulzirkus und eine Kunstaktion - gemeinsam mit der Gesamtschule Rheydt-Mülfort realisiert. Der "tiergestützte Unterricht" und ein "Raum der Stille" sind weitere Errungenschaften.

Klaus Kohns Einsatz, Kreativität und Verdienste würdigte Diözesan-Caritasdirektor Burkard Schröders, indem er den Lehrer mit dem Goldenen Ehrenzeichen des Deutschen Caritasverbandes auszeichnete. Eine gelungene Überraschung!

(RP)
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