Paul Müller-Lindloff (thw) 5000 junge Menschen kommen ins JHQ

Mönchengladbach · Eine Woche lang richtet das Technische Hilfswerk sein Bundesjugendlager im JHQ aus. Rund 5000 Kinder und Jugendliche zelten und zeigen ihr Können. Zum Familientag lädt das THW am 10. August die Gladbacher in den Borussia-Park ein.

 Paul Müller-Lindloff (Mitte) plant mit jungen THW-Mitgliedern das Bundesjugendlager, das Anfang August im JHQ ist.

Paul Müller-Lindloff (Mitte) plant mit jungen THW-Mitgliedern das Bundesjugendlager, das Anfang August im JHQ ist.

Foto: Nitschke/THW

Anfang August wächst die Stadt. Und zwar um rund 5000 Menschen. Es sind alles junge Menschen, die das JHQ bevölkern. Hier handelt es sich nicht um ein Rock-Festival - jedenfalls dieses Mal nicht. Das Technische Hilfswerk (THW) macht sein Bundesjugendlager in diesem Jahr in Mönchengladbach. Vom 6. bis einschließlich 13. August zeltet die THW-Jugend aus dem Bundesgebiet im Hauptquartier. Es gibt zahlreiche Workshops, Leistungsnachweise, Ausflüge, Sport- und Freizeitveranstaltungen. An einem Tag (Sonntag, 10. August) laden die THWler die Gladbacher zum Familientag in den Borussia-Park ein. Dann zeigen sie ihnen, was es heißt, Mitglied in der THW-Jugend zu sein. Über die Veranstaltung sprach die RP mit Paul Müller-Lindloff. Er gehört zur Projektleitung.

Wie kommt Mönchengladbach zu der Ehre, das Bundesjugendlager der THW-Jugend auszurichten?

Müller-Lindloff Es hat hier alles so gut gepasst. Jeder Landesverband richtet mal das Bundeslager aus, das alle zwei Jahre stattfindet. In diesem Jahr sind wir in NRW dran. Als wir nach einem passenden Gelände gesucht haben, sind wir auf das JHQ gestoßen. Hier gibt es genügend Platz, eine weitgehend funktionierende Infrastruktur und eine für unser Anliegen aufgeschlossene Stadt: Die Verwaltung und der hiesige THW-Ortsverband haben uns bei der Planung sehr geholfen.

Viele Vereine und Verbände klagen, dass sich immer weniger junge Menschen binden ließen. Macht das THW diese Erfahrung auch?

Müller-Lindloff Natürlich konkurrieren wir auch mit anderen Verbänden und mit Vereinen um Kinder und Jugendliche. Auch wir leiden darunter, dass wegen der Ganztagsschule junge Menschen weniger Zeit haben. Es wäre schön, wenn wir die Zahl der Eintritte, sowohl bei den Jugendlichen als auch im Erwachsenenbereich, weiter erhöhen könnten.

Im Sportverein spielen Kinder und Jugendliche Fußball oder machen Leichtathletik. Wie kann das THW junge Menschen begeistern?

Müller-Lindloff Unterschätzen Sie die Attraktivität des THW nicht. Das Technische Hilfswerk hat ein sehr positives Image, vor allem nach unseren Hilfseinsätzen bei den Überschwemmungen. Fast alle kennen das THW, wissen, was die Helfer etwa beim Hochwasser im letzten Jahr geleistet haben und wissen auch unsere Arbeit zu schätzen. Bei uns lernen die Nachwuchskräfte die gesamte Technik im THW kennen. Fast noch wichtiger ist aber die Zusammenarbeit im Team. Das schlägt durch bis zur Jugend. Für uns zum Glück: Es gibt immer noch ausreichend Kinder und Jugendliche, die ins THW drängen.

Was kann denn ein Kind beim THW lernen?

Müller-Lindloff (lacht) Zum Beispiel wie man einen Knoten bindet und welche unterschiedlichen Knotentechniken es gibt. Das ist nur ein Beispiel. Es ist natürlich noch viel mehr. Wir versuchen Kinder spielerisch an Aufgaben heranzuführen, die das THW etwa im Katastropheneinsatz übernehmen muss. Da geht es darum, mit wenig Hilfsmitteln besonders viel zu leisten. Etwa, wie man aus Holzstücken und einer Schnur eine Brücke bauen kann, auf der man einen Fluss überqueren kann. Dazu gehören nicht nur technische Anleitungen, man muss auch ein Team haben.

Welche Fähigkeiten sollte jemand mitbringen, der für das THW aktiv werden will?

Müller-Lindloff Interessierte sollten ein technisches Grundverständnis haben. Sie müssen auch bereit sein, sich einzusetzen und für andere da zu sein. Das ist die Basis. Aber ganz wichtig ist uns der Teamgedanke. Wer beim THW aktiv ist, lernt immer, dass ein Team nur dann funktioniert, wenn jedes Teammitglied sich entsprechend einbringt. Das sind ganz wichtige Erfahrungen, die Kinder und Jugendliche bei uns machen können. Bei uns spielen Begriffe wie Kameradschaft und soziales Engagement noch eine große Rolle.

Früher, als die allgemeine Wehrpflicht noch nicht ausgesetzt war, haben sich junge Männer auch gern für den langjährigen Dienst beim THW entschieden, um nicht zur Bundeswehr zu müssen. Haben Sie deswegen heute einen personellen Aderlass?

Müller-Lindloff Natürlich haben wir das gespürt, als diese Form des Ersatzdienstes weggefallen ist. Aber wir haben dies inzwischen sehr gut aufgefangen. Viele gerade junge Menschen haben gemerkt, dass wir Angebote machen, die ihnen auch im weiteren Lebensweg helfen können: Bei uns kann man schweißen lernen. Wir bilden eigene Rettungshunde aus. Wir sind da im Einsatz, wo die Not nach Katastrophen besonders groß ist.

Die Feuerwehren klagen darüber, dass Arbeitgeber oft die Einsätze von ehrenamtlichen Feuerwehrleuten kritisch sehen, weil diese dann als Arbeitskraft etwa in der Produktion ausfallen. Machen Sie ähnliche Erfahrungen?

Müller-Lindloff Klar, wenn das THW wie beim Hochwasser im Einsatz ist, brauchen wir unsere Leute vor Ort. Sie fallen dann bei ihrem Arbeitgeber aus. Ein THWler genießt da als Arbeitskraft auch einen besonderen gesetzlichen Schutz. Aber wir versuchen alles, auch auf die Bedürfnisse der Arbeitgeber einzugehen. Wir befristen zum Beispiel die Einsatzzeiten. Wir bezahlen auch den Verdienstausfall. Aber wir müssen dem Arbeitgeber auch vor Augen führen, dass er vom Einsatz seines Mitarbeiters oder seiner Mitarbeiterin profitiert. Diese erwerben besondere Fähigkeiten und Fertigkeiten, die ihnen und vor allem auch dem Arbeitgeber im Beruf nutzen. Und Menschen, die sich sozial für andere engagieren, sind im heutigen Arbeitsleben wichtig und gerne gesehen. Solidarität darf nicht nur immer eine Aufgabe sein, die andere übernehmen sollen.

DIETER WEBER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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