Mönchengladbach "Abschleppen? Wir sind nicht zuständig"

Mönchengladbach · Vier Tage lang versperrte ein Auto Viktor Linnemanns Garagenzufahrt. Vier Tage telefonierte der Anwohner des Schürenwegs abwechselnd mit Polizei und Ordnungsamt. Keiner fühlte sich zuständig - bis gestern.

Am Montag wurde er am Schürenweg abgestellt, der Wagen mit dem Aachener Kennzeichen. Er parkte ziemlich schräg auf der Straße vor der Zufahrt von Viktor Lennemanns Garage. Das war schlecht. Denn Viktor Linnemanns Frau ist schwer krank und muss häufig ins Krankenhaus gefahren werden. Aber der Anwohner des Schürenwegs kam nicht mehr aus seiner Garage, weil eben der Aachener Wagen den Weg versperrte. Also rief Viktor Linnemann die Polizei an. Die sagte, sie sei nicht zuständig. Er solle das Ordnungsamt informieren. Linnemann tat, wie ihm geheißen. Doch das Ordnungsamt erklärte: "Damit haben wir nichts zu tun. Das ist Polizeisache."

Bis gestern telefonierte Viktor Linnemann abwechselnd mit Polizei und Ordnungsamt. Die Polizei schickte immerhin einen Kradfahrer zur Wohnadresse von Linnemann. Der Beamte steckte ein Knöllchen an die Windschutzscheibe. Auf Linnemanns Frage, ob er das Fahrzeug nicht abschleppen lasse, das hier seit Tagen die Einfahrt versperre, soll der Polizist gesagt haben: "Fahren Sie doch einfach 200 Meter über den Bürgersteig bis zur nächsten Ausfahrt."

In seiner Not und weil, wie gesagt, seine Frau oft ins Krankenhaus gefahren werden muss, tat Viktor Linnemann dies auch. Allerdings war ihm ganz und gar nicht wohl dabei. "Das ist ein Rad- und Fußgängerweg, den ich da überfahre, viele Kinder gehen dort, um zur Schule zu kommen", sagt er.

Und tatsächlich gab's Ärger. Als Viktor Linnemann wieder einmal, wie von der Polizei erlaubt, über den Bürgersteig fuhr, wurde er von einem Hundebesitzer beschimpft. "Er sagte, ich hätte ja wohl nicht mehr alle Tassen im Schrank, hier über den Bürgersteig zu fahren", berichtet der Anwohner des Schürenwegs, der nach eigenen Wortes auf übelste Weise heruntergeputzt wurde. "Der Hundebesitzer will mich jetzt anzeigen. Als ich ihm erklärte, dass ich eine polizeiliche Genehmigung habe, sagte er, das sei ihm egal. Er werde mich trotzdem anzeigen."

Auf Nachfrage bei der Polizei erklärte ein Sprecher, dass man, bevor man abschleppen lasse, zuerst die Verhältnismäßigkeit prüfe. Im Fall Schürenweg sei der kurze Weg über den Bürgersteig zumutbar. Immerhin hatten die Beamten schon versucht, den Halter telefonisch zu erreichen.

Allerdings ohne Erfolg.

Eine gute Stunde, nachdem gestern bei der Stadt um Klärung gebeten wurde, war der Kommunale Ordnungsdienst vor Ort und kurze Zeit später das Auto abgeschleppt. Die Erklärung: "Ein Missverständnis." Tatsache ist: Sowohl Polizei als auch Ordnungsamt dürfen "Autos versetzen lassen". Wer den Abschleppdienst bestellt, muss in Vorleistung gehen und sich das Geld vom Fahrzeughalter zurückholen. Das ist Arbeit. Wenn es sich um ein altes Fahrzeug handelt oder wenn bei dem Halter nichts zu holen ist, bleiben Stadt oder Land auf den Kosten sitzen.

Gestern war der Fall für die Stadt eindeutig. "Das kann ja kein Dauerzustand sein, einen Umweg über einen viel genutzten Gehweg zu fahren, um aus der Garage zu kommen.", sagte ein Sprecher.

Viktor Linnemann ist froh, dass seine Zufahrt wieder frei ist. Er macht sich aber auch Sorgen: "Der Wagen mit dem Aachener Kennzeichen hat schon öfter in unserer Straße geparkt. Jedes Mal wurde er ordnungsgemäß abgestellt. Nur diesmal nicht. Es sieht aus, als sei da jemand in Eile gewesen. Ich hoffe nicht, dass da etwas Schlimmes passiert ist."

(RP)
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