"Gelbe Bengel" in Mönchengladbach ADAC-Pannenhelfer parken Radweg zu und essen Pizza

Mönchengladbach · "Gelbe Bengel": So betitelt Radfahrer-Lobbyist Thomas M. Claßen sein Foto, das er vor einem zugeparkten Radweg in Mönchengladbach machte. Der ADAC will nun reagieren.

 Dieses Foto machte Thomas M. Claßen auf der Aachener Straße in Mönchengladbach. Es zeigt zwei parkende ADAC-Autos auf einem Radweg.

Dieses Foto machte Thomas M. Claßen auf der Aachener Straße in Mönchengladbach. Es zeigt zwei parkende ADAC-Autos auf einem Radweg.

Foto: Thomas M. Claßen

Den ADAC und den ADFC unterscheidet mehr als nur ein Buchstabe: Der ADAC ist ein Verband, der die Interessen von Autofahrern im Blick hat. Der ADFC dagegen kümmert sich um Radfahrer. Aber wenn der Allgemeine Deutsche Automobil-Club und der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club aufeinander treffen, führt das oft zu Irritationen und Missverständnissen.

Jüngstes Beispiel: Als Thomas M. Claßen, Vorstandsmitglied der Mönchengladbacher ADFC-Gruppierung und engagierter Radfahrer-Lobbyist, vor einigen Tagen eine Pizzeria an der Aachener Straße betrat, speisten da zwei ADAC-Pannenhelfer. Weil sie offenbar keinen Parkplatz in der Nähe gefunden hatten, stellten sie ihre Autos kurzerhand auf dem Radweg ab. "Ich habe sie angesprochen und sie auf ihr Fehlverhalten aufmerksam gemacht. Sie haben nur mit dem Kopf geschüttelt und in Ruhe rund 30 Minuten weiter gegessen. Mir hat's in den Fingern gejuckt, am liebsten hätte ich sie über die App 'Wegeheld' direkt angezeigt. Aber ich wollte nicht, dass sie Stress mit ihrem Arbeitgeber bekommen", sagt Claßen.

ADFC will rigoros vorgehen

Immerhin machte er ein Foto, und das verbreitete sich mit dem Kommentar "Gelbe Bengel" in den sozialen Netzwerken rasend schnell. Das Fehlverhalten der ADAC-Helfer ist an dieser Stelle problematisch: Der bauliche Radweg geht in einen Radfahrstreifen über, und diese Stellen sind meist gefährlich. Der ADAC hat die Sache nicht auf sich beruhen lassen und mit seinen Mitarbeitern Kontakt aufgenommen. "Sie haben einen Fehler gemacht und hier auch Einsicht gezeigt. Eine nachhaltige Sensibilisierung im Umgang mit den Radfahrern und deren Verkehrsrechten wird zeitnah erfolgen", teilte ADAC-Sprecher Jürgen Grieving auf Anfrage unserer Redaktion mit.

Unter anderem diesen Vorfall nimmt die Gladbacher Ortsgruppe im ADFC zum Anlass, rigoroser gegen Autofahrer vorzugehen, die auf Rad- und Fußwegen ihre Fahrzeuge abstellen. Dabei werben die Radfahrer-Lobbyisten offensiv für die Falschparker-App 'Wegeheld', mit der man in wenigen Schritten Falschparker auf Rad- und Gehwegen dem städtischen Ordnungsamt melden kann. Der ADFC bietet sogar Seminare an, in denen der Umgang mit der App erläutert wird. Der Gladbacher ADFC-Vorsitzende Dirk Rheydt hat jüngst noch viel Druck gemacht, damit das städtische Ordnungsamt auch allen Falschparker-Anzeigen konsequent nachgeht — ob sie nun per App, auf dem Postweg oder per Mail kommen.

Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist Parken auf Radwegen in Deutschland relativ günstig: Das Verwarngeld liegt "nur" zwischen zehn und 35 Euro. Die Höhe hängt davon ab, wie lange ein Auto falsch parkt und ob etwa eine Behinderung vorliegt. Die Stadt lässt auch abschleppen. "Da ist allerdings der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit zu berücksichtigen", sagt Stadtsprecher Dirk Rütten. Immerhin gingen im Vorjahr 7881 Anzeigen ein: Das sorgte für Bußgeld-Einnahmen von 160.000 Euro.

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