Mönchengladbach Ärger bei der Awo um die neue Struktur

Mönchengladbach · Die Arbeiterwohlfahrt macht aus sieben Ortsvereinen vier und orientiert sich dabei an den Stadtbezirken. Wie bei deren Einführung hakt es im Bezirk Ost. Der Vorstand der Awo Volksgarten will geschlossen zurücktreten.

Mönchengladbach: Ärger bei der Awo um die neue Struktur
Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Als 2008 aus bis dahin zehn Stadtbezirken vier - nach den Himmelsrichtungen benannte - wurden, gab es vor allem im Osten Ärger. Denn der Zusammenschluss von Giesenkirchen, Neuwerk und Volksgarten war geografisch und kulturell der gewagteste. Sieben Jahre später macht nun auch die Arbeiterwohlfahrt den Schnitt. Aus sieben Ortsvereinen macht sie vier und schneidet sie genau wie diejenigen der Stadt. Während es 2008 im Rat nur eine Mehrheit von einer Stimme gab, stimmten bei der Awo in der Kreiskonferenz, dem höchsten demokratischen Gremium des Verbands, über 90 Prozent für den Neuzuschnitt. Ärger gibt es nun trotzdem. Im Osten.

Genauer gesagt im Volksgarten. Dort hat sich unter dem Vorsitzenden Rainer Ossig in den vergangenen drei Jahren ein ehemals darbender zu einem gut funktionierenden Ortsverein entwickelt. Die Mitgliederzahlen sind doppelt so hoch geworden. Nun soll der Ortsverein Volksgarten mit denen aus Giesenkirchen und Neuwerk zum Ortsverein Ost werden. Rainer Ossig will das nicht hinnehmen. Der streitbare Vorsitzende sagt der RP, die Delegierten bei der Kreiskonferenz hätten nicht im Namen der Mitglieder abgestimmt. "Bei so einer einschneidenden Veränderung hätte man zwingend erst mal alle Mitglieder in den Ortsvereinen fragen müssen", sagt Ossig. Dass für die vier neuen Ortsvereine keine Kassierer bestimmt werden sollen, macht ihn zusätzlich stutzig. Den Vorsitz für den neuen Ortsverein Ost, den man ihm angeboten hat, will Ossig auf keinen Fall haben: "Ich bin doch kein Wanderprediger. Die Leute kommen zu uns in die Begegnungsstätte, weil hier was los ist. Aber Ost? Was soll das sein?", fragt er.

Norbert Bude, der vor einigen Monaten den Vorsitz des Präsidiums der Arbeiterwohlfahrt von Hermann Jansen übernommen hat, erklärt die Idee und die Details der neuen Struktur so: Von früher über 2000 Mitgliedern seien 1400 übrig geblieben. Man brauche eine neue Struktur, um zukunftsfähig zu bleiben. Zudem seien die meisten der ehrenamtlich aktiven Funktionäre froh, von dem Risiko der persönlichen Haftung und einem zum Teil immensen Arbeitsaufwand entlastet zu werden. "Wir haben das in vielen Gremien und vielen Sitzungen intensiv diskutiert. Jetzt ist es an der Zeit, es auch umzusetzen", so Bude. Die vier Stadtbezirke böten sich als Vorbild an, da bei vielen neuen Projekten der Arbeiterwohlfahrt die Politiker auf Bezirksebene die ersten Ansprechpartner seien.

Die Ortsvereine, die nun nicht mehr selbstständig sind, sollen künftig als Distrikte unter dem Dach eines Ortsverbandes geführt werden. "Über Einnahmen, die sie erwirtschaften, sollen sie weiter verfügen können", sagt der Vorsitzende.

Die Arbeiterwohlfahrt plant zudem derweil, das Ehrenamt attraktiver zu machen. Wie Vorstand Uwe Bohlen berichtet, soll eine Projektgruppe mit Hilfe der Hochschule Niederrhein ein Konzept entwickeln: "Wir wollen neue und interessante Aufgaben und auch neue Anreize entwickeln, damit Menschen sich bei der Awo für eine bessere Gesellschaft engagieren."

Rainer Ossig, der seit längerem auch in anderen Punkten mit dem Kreisverband im Clinch liegt, überzeugt das nicht. "Wir werden degradiert. Das ist das Grauenvollste, was ich in meinem langen Leben als Ehrenamtler erlebt habe. Nie wieder werde ich in einer Verbandsstruktur arbeiten", sagt der Noch-Vorsitzende der Awo Volksgarten. Bei der nächsten Mitgliederversammlung am 27. Juni will er und mit ihm der gesamte Vorstand zurücktreten. Die Website und einen Bingo-Nachmittag will Ossig noch weiter betreuen. "Ansonsten bin ich raus."

(RP)
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