Nach Unfall in Mönchengladbach Ärztesprecher: "Mit 4,5 Promille wären die meisten längst tot"

Mönchengladbach · Ein Mann in Dahl übersieht ein wartendes Auto. Der Grund: Er hat 4,5 Promille im Blut. Trotzdem kann der 45-Jährige noch laufen. Und das obwohl die meisten mit so einem hohen Alkoholanteil im Blut schon längst tot wären. In Polen wurden sogar schon 12,3 Promille gemessen und der Mann überlebte.

Das Auto war nach dem Unfall am Donnerstag an der Einmündung Dessauer Straße/ Rheydter Straße nicht mehr fahrbereit. Aber der Mann, der hinter dem Steuerrad saß, konnte noch aufrecht laufen. Und das, obwohl er nach Messung des Alko-Tests rund 4,5 Promille im Blut hatte. Andere Menschen wären bei einem solchen Alkoholpegel wahrscheinlich nicht mal ins Auto gekommen, weil sie die Tür nicht unfallfrei hätten öffnen können.

"4,5 Promille würden die meisten Menschen gar nicht überleben", sagt Heribert Hüren, Sprecher der Ärztekammer Nordrhein in Gladbach. Und: "Ab drei Promille im Blut wird es lebensgefährlich." Wer eine derart hohe Alkoholkonzentration im Blut übersteht, müsse schon ein chronischer Trinker sein. Nur in solchen Fällen kämen solche Ausnahmenspitzenwerte vor. Von Menschen, die mit sechs und sieben Promille Alkoholgehalt im Blut überlebten, hat auch Hüren schon gehört. Diese Leute hätten wahrscheinlich über viele, viele Jahre irrsinnige Mengen getrunken, "entsprechend wird auch ihre Leber aussehen", sagt Hüren. Und er warnt: "Leberzirrhose ist nicht heilbar."

In einem zentralpolnischen Dorf namens Skierniewice sollen im Jahr 2004 bei einem 45-jährigen Mann sagenhafte 12,3 Promille Alkoholgehalt im Blut gemessen worden sein. Der Mann war laut einer polnischen Nachrichtenagentur auf dem Nachhauseweg von einem Saufgelage, als er von einem Auto überfahren wurde. Angeblich überlebte er sowohl den Unfall, als auch den extremhohen Alkoholpegel.

Heribert Hüren hat nachgeschaut: Für 4,5 Promille müsse ein Mann in drei Stunden 35 Gläser Bier oder einen Liter Schnaps trinken. "Junge Menschen, die so etwas machen würden, würden garantiert sterben, wenn sie nicht sofort eine absolute intensivmedizinische Behandlung bekämen", sagt er. Deshalb sei das Flatratetrinken auch so gefährlich.

Wer wie viel Alkohol verträgt und wann bei wem Ausfallerscheinungen auftreten, sei sehr individuell. Hüren: "Das hängt von vielen Faktoren ab: Ob man Mann oder Frau ist, wie viel man wiegt und was vorher gegessen wurde." Und der Arzt warnt: "Auch wenn man sich nicht knülle fühlt, kann man absolut fahruntüchtig sein." Im Straßenverkehr gelten Promillegrenzen, und die müssten unbedingt eingehalten werden.

(RP)
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