Aktion Fit Für 10

Es war für sie oft ein Angang, denn es war schwierig, die Treffs in ihren Terminkalender einzuschieben. Zeit ist knapp bei Judith Bautz: Die 54-Jährige arbeitet im Familienunternehmen mit und macht da die Büroarbeit. Im Rückblick sagt sie heute: "Ich habe nicht einmal bereut, mir die Zeit fürs Training freigeschaufelt zu haben. Fit für 10 hat mir enorm viel gebracht." 2012 war die dreifache Mutter an Brustkrebs erkrankt. Deshalb ist sie bei Fit für 10 zweigleisig gefahren: Sie hat in der Laufgruppe für die zehn Kilometer trainiert; zusätzlich hat sie die Übungseinheiten von Christiane Werft besucht, die für die Krebs-Patientinnen ein Extra-Programm angeboten hat. "Das Ganzkörpertraining beim Onko-Walking hat mir körperlich und seelisch gut getan. Christiane ist ein Mensch mit einem großen Einfühlungsvermögen", sagt Bautz. Beim Laufen habe sie den Alltag hinter sich lassen können. "Das war wie ein Neustart. Ich bin nach jeder Einheit glücklicher, ausgeglichener und selbstbewusster zurückgekehrt. Das war wie eine Wäsche von innen", erzählt sie. Sie habe sich vorher für einen Lauf-Legastheniker gehalten. "Ich bin nicht schnell unterwegs. Aber tolle Zeiten zu laufen, war nie mein Ziel." Noch etwas ist ihr wichtig: "Ich habe nette Leute kennengelernt."

Es ist eine veränderte Vivienne Kamlowski, die das Projekt Fit für 10 jetzt verlässt. Sie ist 23 Kilo leichter, sie hat Spaß am Laufen gefunden, sie hat Erfolge gefeiert. "Dieses halbe Jahr war eine geile Zeit", sagt die Erzieherin. Wenn man jemanden sucht, um zu erklären, welche Wirkung das Projekt entfalten kann, dann könnte man sie durchaus als Musterbeispiel anführen. Denn leicht ist ihr das Laufen anfangs nicht gefallen, und zeitweise war sie auch ziemlich gefrustet. "Zweimal habe ich den Steigerungslauf gemacht, und beide Male stellten mich die ermittelten Werte nicht zufrieden", erzählt sie. Ihr Partner Reinhard Peters (52), der das Programm ebenfalls mitmachte, und die Betreuer des Lauftreffs am Schloss Rheydt bauten sie auf. Vivienne Kamlowski zog die Trainingseinheiten eisern durch, für Fit für 10 veränderte sie sogar ihr Urlaubsziel. "Sonst sind wir immer in den Süden geflogen, dieses Mal haben wir uns eine Wohnung an der Nordsee genommen. Und wir haben trainiert - auch bei Regen und bei Sturm." Ihre Laufzeiten wurden immer besser. Auch bei ihrem Partner purzelten die Pfunde - er ist mehr als 20 Kilo leichter. "Ich habe sehr viel über meinen Körper gelernt. Der komplette Alltag hat sich geändert, ich bin viel aktiver geworden", sagt er.

Es war Ehefrau Beate, die Manfred Systermanns zum Läufer machte. Vor zwei Jahren war sie bei Fit für 10 dabei, und ihre Erfahrungen waren so positiv, dass der 59-Jährige entschied: Da mache ich mit. Weil ihn ein Bandscheibenvorfall im Vorjahr außer Gefecht setzte, gelang ihm das erst 2017. Wie vielen anderen im Team fiel es ihm zunächst schwer, die Trainingsvorgaben konsequent einzuhalten. "Da war ich 20 Minuten unterwegs und wurde nachher vom Nachbarn angefrotzelt, ich hätte nichts drauf", erzählt er. Doch die Trainingseinheiten wurden intensiver, heute spult Systermanns locker die zehn Kilometer im Laufschritt herunter. "Nächstes Jahr will ich einen Halbmarathon laufen. Meine Frau und ich haben uns für den Venloop angemeldet", sagt er. Mit Frau Beate hat er ein gemeinsames Hobby ("Wir laufen sonntags immer zusammen. Das ist so toll", sagt sie), er hat auch in der Laufgruppe mehrere Trainingspartner gefunden. Profitiert hat er von den Ernährungs-Workshops. Da fiel auf, wie gekonnt er Zwiebeln und Gemüse schnitt: "Ich bin gelernter Koch und habe in einem Behindertenwohnheim in Düsseldorf eine Kochschule. Mehrere Rezepte, die wir im NEW-Kochstudio ausprobiert haben, koche ich inzwischen mit den Behinderten."

Es waren nicht drei - es waren vier aus der Großfamilie Ferfers-Dreilich-Bex unterwegs, obwohl die Vierte noch nicht sichtbar ist: Nur Mama Annette Dreilich (37) hat sie gespürt. "Aber nur auf dem letzten Kilometer. Und da bin ich langsamer gewalkt", erzählt sie. Wer noch rätselt: Annette Dreilich ist schwanger und in der 30. Woche. Aber sie wollte sich den Höhepunkt nach einem halbjährigen Nordic-Walking-Training nicht entgehen lassen. Dass sich das Trio für Fit für 10 gemeldet hat, ist Christiane Ferfers (37) zu verdanken. Die Sparkassenkauffrau aktivierte ihre Zwillingsschwester Annette, und diese beiden holten noch Cousine Christina Bex (24) mit ins Team. Letztere hatte ursprünglich auf Nordic Walking keine große Lust und war am Anfang recht reserviert. "Ich habe immer gedacht, Nordic Walking wäre nur etwas für ältere Menschen. Aber das Ganze hat mir riesig viel Spaß gemacht", erzählt sie. Und zwar so viel, dass sie bald die Trainerlizenz für Nordic Walking machen und den Sport anderen beibringen will. Einen "Schützling" hat sie bereits in einigen Monaten: Annette Dreilich will nach der Entbindung sofort wieder einsteigen und ihr Neugeborenes dann in einem Tragetuch mitnehmen. Übrigens: Sie bekommt ein Mädchen.

(RP)
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