Mönchengladbach Alle Speicker sind ein Stückchen König

Mönchengladbach · Weil niemand zum Vogelschuss antreten wollte, erklärte der Schützenverein St. Hermann-Josef kurzerhand alle Speicker zum König. So wollen die Schützen zeigen, dass neue Ideen das Brauchtum beleben und alle mitfeiern sollen.

 In diesem Jahr sind alle Könige - auch die ehemaligen (v. l.): Volker Jahn (Ex-Jungkönig), Andrea Dunkel (Klompenfrau), Markus Effertz (Ex-König), Kurt Schillings (Präsident der Speicker Bruderschaft).

In diesem Jahr sind alle Könige - auch die ehemaligen (v. l.): Volker Jahn (Ex-Jungkönig), Andrea Dunkel (Klompenfrau), Markus Effertz (Ex-König), Kurt Schillings (Präsident der Speicker Bruderschaft).

Foto: Privat

In der langen Geschichte des Bürgerschützenvereins St. Hermann-Josef Speick hat es schon viele Neuerungen gegeben. Beach-Partys wurden erfunden und zu Feiern mit Schnee aus der Neusser Skihalle geladen. Der Vogelschuss wurde auf das Gemeindefest verlegt. Und genau da haperte es nun. Es fand sich niemand, der das Amt der Majestät übernehmen konnte. Das gleiche Malheur passierte beim Amt des Jungkönigs. Und so feiern die Speicker am letzten Augustwochenende ein Schützenfest ohne Könige. Stattdessen sollen sich alle Speicker ein bisschen als König fühlen. Die repräsentativen Aufgaben übernimmt der Vorstand.

"Es gab einige Aspiranten, die gerne Schützenkönig geworden wären. Doch aus den verschiedensten Gründen mussten sie absagen", erzählt Benny Effertz, Sprecher des Schützenvereins. Ein Kandidat erkrankte, ein zweiter konnte aus beruflichen Gründen nicht antreten und anderen ist das Amt des Königs schlicht zu teuer. "Dieses Amt kostet natürlich Geld. Das muss man erst einmal haben. Und dann braucht man natürlich Zeit, um die Aufgaben eines Königs zu erfüllen", sagt Effertz. Ähnlich war es beim Jungkönig. "Ein Kandidat hat ein Studium begonnen, ein anderer einen Beruf ergriffen", erzählt Effertz. "Ein König braucht Zeit - nicht nur beim Schützenfest. Wir besuchen auch fünf andere Bruderschaften bei ihren Festen", sagt Effertz.

Aus der ungewöhnlichen Situation entwickelte der Bürgerschützenverein ein völlig neues Konzept. "Wir sind ein Verein für die Bürger. Deshalb sind nun alle Speicker ein Stückchen König", sagt Benny Effertz. Die Empfänge und Vorbeimärsche, die normalerweise beim König stattfinden würden, haben die Speicker zum Haus von Präsident Kurt Schillings verlegt. Die Besuche bei den befreundeten Bruderschaften machte der Vorstand. "Wir Schützen sind ganz normale Speicker. Und weil bei uns jeder jeden kennt, steht kein Trio, sondern die Gemeinschaft im Mittelpunkt", sagt Effertz. In Speick sei die Verbundenheit der Bürger zum Schützenwesen groß.

Geschossen wurde beim Gemeindefest trotzdem. Alle Ex-Könige und Ex-Jungkönige, die Schützenfrauen und der Vorstand schossen auf Ehrenscheiben - einfach so aus Spaß. Wer einen aufgemalten Punkt traf, hatte gewonnen. Volker Jahn, Andrea Dunkel, Markus Effertz und Kurt Schillings gelang es. Beim Schützenfest sind aber auch sie nur normale Schützen. Auch so soll gezeigt werden, dass alle Speicker ein bisschen König sind. Kassierer Tilmann Sehlen schoss dann doch einen Holzvogel von der Stange. Jedoch ging es nicht um das Amt der Majestät. Er darf sich Pfänderkönig nennen - ein Amt, das jeder Speicker erringen kann. Dem Fest steht also nichts im Wege. Und die Speicker zeigen, dass ein Schützenfest auch ohne König funktioniert.

(cli)
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