Mönchengladbach Allein auf der großen Bühne

Mönchengladbach · 26 Sänger stellen sich vor, nur zwei werden genommen. Sie bewerben sich um ein Stipendiat im Opernstudio des Theaters. Ein aufregender Tag.

 In der dunklen Kulisse von "Der zerbrochne Krug" werden die Bewerber von Yorgos Ziavras am Flügel begleitet.

In der dunklen Kulisse von "Der zerbrochne Krug" werden die Bewerber von Yorgos Ziavras am Flügel begleitet.

Foto: Detlef Ilgner

Das Herzklopfen ist gewaltig, die Nervosität greifbar. 26 junge Sängerinnen und Sänger haben sich beworben. Gesucht werden eine Mezzosopranistin und ein Tenor für das Opernstudio Niederrhein am Gemeinschaftstheater. Eine Riesenchance für die jungen Menschen, die meisten haben gerade erst ihr Examen an einer Musikhochschule abgelegt. "Früher gab es die Chance, direkt nach dem Studium ein Engagement zu bekommen", sagt Mihkel Kütson, "da waren die Ensembles noch wesentlich größer."

Der Generalmusikdirektor sitzt in der Jury gemeinsam mit Operndirektor Andreas Wendholz, Generalintendant Michael Grosse, Opernsängerin Debra Hays, Musikdramaturgin Ulrike Aistleitner und Thomas Gawrich von der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf. Sie haben im Zuschauerraum Platz genommen. Die jungen Sänger kommen aus Venezuela, Südkorea, Japan, Spanien, Amerika, Kanada, England, Serbien, Russland, aus Schweden und Deutschland.

 Die Jury besteht aus Michael Grosse, Mihkel Kütson, Andreas Wendholz, Debra Hays, Ulrike Aistleitner und Thomas Gawrich (v.l.). Sie sitzen im Zuschauerraum und lauschen konzentriert.

Die Jury besteht aus Michael Grosse, Mihkel Kütson, Andreas Wendholz, Debra Hays, Ulrike Aistleitner und Thomas Gawrich (v.l.). Sie sitzen im Zuschauerraum und lauschen konzentriert.

Foto: Ilgner Detlef

Die erste Sängerin tritt auf die Bühne. In den dunklen Kulissen vom "Zerbrochnen Krug" wird sie am Flügel begleitet von Yorgos Ziavras, der seit Beginn dieser Spielzeit als Repetitor mit Dirigierverpflichtung am Gemeinschaftstheater angestellt ist. Ansonsten ist die große Fläche - bis auf einen Drehstuhl, der verloren in der Ecke steht - leer. Freundlich angekündigt von Inspizient Joachim L. Bähr treten die Bewerber nach und nach aus dem Hintergrund hervor.

Manche in saloppem Outfit, andere im feinen Look. Manche schüchtern, andere fast explosiv. Sie müssen sich auf eine Markierung stellen, ein weißes Kreuz auf dem Bühnenboden. Dann fragt Andreas Wendholz: "Womit würden Sie denn gern beginnen?" Dann gilt es für jeden Bewerber, das Beste zu geben. Großartige Stimmen sind zu hören.

Absolut still ist es während der musikalischen Vorträge. Die Jury lauscht konzentriert. Auf dem Laufzettel gibt es Raum für Notizen. Auffällig: Fast immer beugen sich die Experten gleichzeitig vor, um Stichworte zu notieren. Positive Wertungen - negative ebenfalls. "Die Stimme ist natürlich wichtig, die Ausdruckskraft, auch die Präsenz auf der Bühne", sagt Andreas Wendholz. Die Jurymitglieder sind sich ihrer hohen Verantwortung bewusst. Es geht um die Zukunft der jungen Sängerinnen und Sänger. Nur zwei bekommen eine Chance.

Die erste Vorstellungsrunde ist beendet, die Jury zieht sich in die Kantine zurück. Es gibt Pasta. Nach der Mittagpause treten nur noch neun Bewerber an. Sie können sich noch einmal beweisen - mit bis zu drei Arien, die sie selbst ausgewählt haben. Die Spannung ist groß. Wer wird das Rennen machen? Die Jury zieht sich zur Beratung zurück. Das Ergebnis wird in Kürze bekannt gegeben.

Das Opernstudio Niederrhein ist eine Kooperation des Theaters, der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf sowie der Hochschule für Musik und Tanz Köln und wird gefördert durch die Josef und Hilde Wilberz-Stiftung, durch mehrere Mönchengladbacher Unternehmen und Einzelpersonen..

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