Serie Was Macht Eigentlich? Als er kam, waren nur drei andere dabei

1970 übernahm Dieter Wolf den frei gewordenen Trainer-"Job" beim 1. FC, fünf Jahre später dazu den des Abteilungsleiters. Er ist beides immer noch, mit seinen demnächst 80 Jahren. Nachfolger? Nicht in Sicht. So einen wie ihn, mit seinem "Näschen" und "Händchen" für Talente, findet man ja kaum, heute noch weniger als früher. Wolfs "Sturheit" hat die Erfolgsgeschichte der Leichtathleten im ältesten Fußballverein Westdeutschlands, gegründet 1894, ermöglicht, nicht nur die Springer gefördert, sondern auch das Gehen wiederbelebt. Aushängeschilder waren Katharina Gruber als Deutsche Meisterin und Vizemeisterin sowie Nadine Ausländer, Vizemeisterin und DM-Dritte.

"Als ich 1969 zum ersten Mal zum FC kam, waren da nur noch drei andere - das war alles", erzählt er. Bis zu 75 Leichtathleten wurden es unter ihm. Dass es heute 45 sind, liegt daran, dass es keine Jugend-Abteilung mehr für die Läufer, Springer und Werfer gibt: Weil sich keine Trainer finden, die Wolfs sportlichen Ansprüchen genügen, die leisten können, was er vorgemacht hat und die der Verein sich leisten kann: "Ich habe immer nur eine bescheidende Aufwandsentschädigung bekommen, den Großteil meiner Kosten selbst bezahlt." Anfang dieses Jahres ist Dieter Wolfs Frau Edda gestorben, die über Jahrzehnte eine wichtige Rolle im Hintergrund gespielt, viel Arbeit übernommen hat.

"Herr Wolf", wie ihn fast alle im Verein auch nach sehr vielen Jahren Zusammenarbeit respektvoll nennen", hat Sportler trainiert, die auf regionaler und nationaler Ebene oben mitmischten. Zu seinen Schützlingen gehörten auch, in Zusammenarbeit mit den Heimtrainern, zwei britische Soldaten, die im NATO-Hauptquartier Rheindahlen stationiert waren und sich hier auf die Olympischen Spiele vorbereiteten: der Kugelstoßer Mark Proctor (2000 in Sydney 31.) und Alec Leonce, als Anschieber im Zweibob 1988 in Calgary Zwölfter.

Dazu hat Dieter Wolf sein Wissen auch über den Verein hinaus weitergegeben: als Stützpunkt-Trainer des Landesverbandes Nordrhein, im Leichtathletikkreis Niederrhein-West, bis heute als Fachwart im Stadtsportbund Mönchengladbach. Er hat selbstverständlich auch der Turnerschaft Neuwerk geholfen, als sie eine Leichtathletik-Abteilung aufbauen wollte. Und er ist eingesprungen, als die Neuwerker übergangsweise einen Handballtrainer brauchten.

Viermal die Woche im Sommer, dreimal im Winter trainieren die FC-Leichtathleten. Wolf ist so gut wie immer dabei. Kann er mit seinen 79 Jahren noch zeigen, wie es geht? "Ich habe den Trick der Alten: Ich kenne immer einen, der es vormacht!"

(oes)
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