Mönchengladbach Ambitionierter Kita-Ausbau weckt auch Widerstand

Mönchengladbach · Volker Schaffrath wirkt ziemlich fassungslos. "Ein Fall, in dem sich Anwohner gegen den Bau einer Kindertagesstätte wehren, ist mir in all den Jahren noch nicht vorgekommen", sagt er, der beim Jugendamt die Kindergartenplanung mitverantwortet. Was den erfahrenen Planer so überrascht, ist die Unterschriftenaktion, die Anwohner der Gothaer Straße in Holt gestartet haben, weil sie den dort geplanten Kindergarten lieber an einer anderen Stelle errichtet sehen würden.

Der Ort für die geplante Kita ist jedoch gut überlegt: Das Grundstück ist als Gemeinbedarfsfläche ausgewiesen. Und dass die Straße verkehrsberuhigt ist, sollte eher für als gegen die Ansiedlung eines Kindergartens sprechen. Außerdem gibt es einen Träger, der bereit ist zu investieren und dort zu bauen. Und der Bedarf ist da. In der nahe gelegenen Kita an der Josef-Drauschke-Straße mussten in diesem Jahr 130 Absagen erteilt werden. All diese Gründe nennt Schaffrath in der Bezirksvertretung West, die sich mit der Ausbauplanung für Kitas beschäftigt.

Ausgebaut werden muss, und zwar schnell. Sonst fehlen in fünf Jahren rund 1000 Betreuungsplätze in ganz Gladbach. Das hat einen sehr positiven Grund: Es gibt wieder mehr Kinder in der Stadt. Außerdem sollen durch das Programm MG+ junge Familien in die Stadt geholt werden. Und auch mit Zuwanderern und Flüchtlingsfamilien ziehen mehr Kinder nach Mönchengladbach. Deshalb hat sich die Stadt daran gemacht, auf die positive, aber unerwartete Entwicklung zu reagieren und neue Kitas zu planen.

Bei der Verteilung schneidet der Bezirk West eher etwas schlechter ab, was daran liegt, dass die großen Neubauvorhaben, bei denen man auch dem Zuzug junger Familien rechnet, in den Bezirken Nord und Ost verortet sind. Aber in Rheindahlen sollen bis 2022 neun neue Gruppen entstehen, in Wickrath wird ein Kindergarten mit vier Gruppen neu gebaut. Das Ganze kostet ordentlich Geld, ist aber nicht zu vermeiden, weil es einen Rechtsanspruch auf Betreuung gibt. Mehr als 60 Millionen Euro werden Ausbau und Betrieb bis 2022 kosten. "Das ist ein Riesenkraftakt", stellt Volker Schaffrath fest. "Und damit ist das Ende vielleicht noch nicht erreicht, denn die Überbelegungen müssen auch noch abgearbeitet werden."

(RP)
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