Schwalmtal/Mönchengladbach Amokschütze gesteht - zeigt aber keine Reue

Schwalmtal/Mönchengladbach · Im Prozess um den Amoklauf von Schwalmtal-Amern brach der Angeklagte (72) am Freitag sein Schweigen. Am 18.August 2009 soll der Rentner im Haus seiner Tochter anlässlich einer Grundstücksbesichtigung drei Männer erschossen und einen Vierten, den Mönchengladbacher Ratsherren Bernd Püllen schwer verletzt haben.

Was beim Familiendrama in Schwalmtal geschah
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Wie von seinen Anwälten angekündigt, gab der 72-Jährige die Morde zu. Zunächst beschuldigte er allerdings seinen Ex-Schwiegersohn. Der sei doch an allem schuld - und der Rechtsanwalt Pötter, eines der Opfer des Verbrechens. Deshalb habe er auf die "Schuldigen” geschossen.

Zwei Sachverständige und zwei Anwälte sollten damals den Wert des Grundstücks in Amern ermitteln. Dabei wolle der Ex--Schwiegersohn seine Tochter (44) bei der Zwangsversteigerung des Objektes übervorteilen. Die Waffe hatte der wütende Vater aus seinem Wohnort Unna mitgebracht - samt 100 Schuss Munition in einer Edeka-Tüte.

"Die haben mich zu sehr provoziert”,so der Angeklagte gestern. Als er den Beteiligten im Flur des Hauses in Amern begegnete, habe er dieWaffe hinter dem Rücken hervorgeholt und gezielt. Einer der Sachverständigen habe gebettelt: "Bitte mich nicht”. Doch der Amokschütze reagierte ungerührt: "Jetzt ist es zu spät, du musst auch weg.”

Zugleich beteuerte er, er habe niemanden verletzen wollen: "Aber die Schuldigen mussten weg.” Schließlich habe er das Haus der Tochter selbst gebaut. Der Hass des Mannes richtete sich vor allem auf den Anwalt Pötter. Der habe”doch die anderen Anwälte bestochen”.

Jahrelang habe er auf dem Bau erfolgreich als Polier gearbeitet. Dann sei er durch den Streit um das Haus der Tochter krank und depressiv geworden, bedauerte sich der Angeklagte - ohne eine Spur von Reue . In einem Vernehmungszimmer des Landgerichts erinnerte sich gestern auch der überlebende Ratsherr Bernd Püllen. Als der 72-JÄhrige mit ausgestrecktem Arm dreimal auf ihn schoss, sei er aus dem Haus gekrochen. Nach wie vor ist der 51-Jährige nicht im Dienst.

(RP)
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