Mönchengladbach "An die Tat kann ich mich nicht erinnern"

Mönchengladbach · Der Angeklagte soll eine Frau in seiner Wohnung an der Hohlstraße in Rheydt erwürgt haben und danach ins Ausland geflohen sein. Der 38-Jährige hatte sein späteres Opfer am Tellmann-Platz kennengelernt.

 In einer Wohnung an der Hohlstraße war im März eine leblose Frau gefunden worden. Wie die Obduktion später ergab, muss die Leiche dort mehrere Wochen unentdeckt gelegen haben.

In einer Wohnung an der Hohlstraße war im März eine leblose Frau gefunden worden. Wie die Obduktion später ergab, muss die Leiche dort mehrere Wochen unentdeckt gelegen haben.

Foto: Isabella Raupold

Wegen Totschlags im Zustand verminderter Schuldfähigkeit muss sich seit gestern ein Mann, der als Geburtsort Gaza in Palästina angibt, vor der 7. Großen Strafkammer des Mönchengladbacher Landgerichts verantworten. Laut Anklage soll der 38-Jährige eine Frau in seiner Wohnung getötet haben, ohne Mörder zu sein.

Nachdem gestern im Prozess die Anklage verlesen war, sollte der Mann, der 2007 nach Deutschland gekommen war, seine unterschiedlichen Identitäten erklären. Sein Name sei der, der vor der Tür zum Schwurgerichtssaal im Glaskasten stehe, ließ der Angeklagte durch eine Dolmetscherin übersetzen. "Aber es sind noch zwei Namen bekannt. Wer sind Sie denn nun? Sie dürfen nicht lügen. Laut Akte sind sie ein Marokkaner", erkundigte sich der Kammervorsitzende Lothar Beckers. "Ich bin in Gaza, in Palästina, geboren. Die anderen Namen hat man mir in Spanien und in Italien gegeben", behauptete der Angeklagte.

Zum Lebenslauf machte er ebenfalls Angaben. Seine biologischen Eltern habe er nie kennengelernt, sei aber als Kind von einem Ehepaar aufgenommen worden. "Wir haben dann in Ägypten gelebt. Ich bin zur Schule gegangen, aber ohne Abschluss", übersetzte die Dolmetscherin. Dann schilderte er eine lange Flucht über Libyen, die Türkei, Griechenland, Italien und Frankreich. In Marseille sei er bei der Fremdenlegion gelandet. "Aber ich will nicht darüber sprechen, was ich da gemacht habe", so der Angeklagte.

Nach Aufenthalten in Belgien und in der Schweiz sei er nach Deutschland gekommen. Hier habe er in Köln, Düsseldorf und am Ende in Mönchengladbach gelebt. Auch in Rheindahlen habe er eine Wohnung bekommen und für eine Zeitarbeitsfirma gearbeitet. Zugleich gab er zu, bereits mit 16 Jahren Drogen konsumiert zu haben. "Amphetamine und Alkohol habe ich regelmäßig genommen", gab er zu. Er sei auch Vater geworden und habe geheiratet. Inzwischen sei er aber von der Ehefrau getrennt.

Dann soll er zur Tatverlauf aussagen. "Eine komplizierte Sache. Die Frau habe ich am Tellmann-Platz kennengelernt. Aber wie die in meine Wohnung kam, habe ich bis heute nicht verstanden. An die Tat kann ich mich nicht erinnern", erklärte der Angeklagte. Danach habe er Deutschland verlassen und sei über Aachen, Brüssel und Paris in Spanien gelandet. Hier sei er von deutschen Polizeibeamten abgeholt und im Flugzeug nach Deutschland gebracht worden.

"Im Flugzeug sollen Sie sich mit dem Kriminalbeamten Ingo Thiel über die Tat unterhalten haben", hielt das Gericht dem Angeklagten vor. Doch der beteuerte emotionslos: "Das weiß ich nicht mehr." Auch an die Vorführung vor dem Haftrichter in Deutschland hat der 38-Jährige angeblich keine Erinnerung. Am Ende des ersten Prozesstages sagte ein Rechtsmediziner aus Düsseldorf aus. Er hatte am 3. März das Opfer obduziert. Die Tote war gekrümmt auf dem Boden der Wohnung gefunden worden. Eine vollkommen sichere Diagnose der Todesursache sei jetzt nicht mehr möglich, so der Rechtsmediziner. Aber stumpfe Gewalt am Hals durch Strangulieren oder Erwürgen habe man feststellen können.

Für den Prozess sind vier Termine geplant.

(RP)
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