Dr. Christoph Sliwowski Anforderungen an den Zahnersatz sind gestiegen

Mönchengladbach · Seit Jahrhunderten bewährt sich Gold als beliebtes, gut verträgliches Material zur Herstellung von künstlichem Zahnersatz. Doch immer mehr Menschen stören sich an der auffälligen Optik und wünschen sich vor allem im Frontzahnbereich dezentere Lösungen, die natürlich aussehen. Die häufigsten Fragen zu modernen Materialien und deren Eigenschaften beantwortet Dr. Christoph Sliwowski, Leiter der Zahnimplantat-Klinik Düsseldorf im St.-Vinzenz-Krankenhaus.

Gehört Kunststoff zu den günstigen und guten Alternativen?

Dr. Christoph Sliwowski Wenn es um Zahnersatz geht, zählt Kunststoff zu den preiswerteren Materialien, die bei Verblendungen von Kronen, Teil- oder Vollprothesen zum Einsatz kommen. Zur besseren Stabilität enthält der Kunststoff heutzutage Füllstoffe wie Glas und Quarz. Dadurch erreicht das Material höhere Flexibilität und der Abrieb fällt geringer aus als noch vor einigen Jahren. Jedoch neigen synthetische Werkstoffe dazu, Plaque, also Zahnbelag, anzusammeln. Zudem nutzen sie sich schneller ab und verfärben sich bei starkem Rauchen, Kaffee-, Rotwein- oder Teegenuss. Keramik ist im Vergleich wesentlich pflegeleichter und verfärbt sich auch nach längerer Zeit nicht.

Wie steht es um den Einsatz von Kunststoffen?

Sliwowski Kunststoffe gehören nicht zu den sogenannten biokompatiblen Materialien, können also einen negativen Einfluss auf den Körper haben und Allergien auslösen. Da sich im Laufe der Zeit auch hier die Zusammensetzung sehr verändert hat, sind die modernen Kunststoffe, auch Komposite genannt, alle hypoallergen und rufen keine unangenehmen Reaktionen mehr hervor.

Ist Keramik tatsächlich so stabil?

Sliwowski Keramik gehört zu den widerstandsfähigsten Materialien. Durch ihre Härte, Beständigkeit und Natürlichkeit eignet sie sich besonders gut zur Herstellung von Inlays, Brücken und Kronen. Der größte Vorteil liegt allerdings in der Optik, denn Keramiken lassen sich optimal an die natürliche Zahnfarbe anpassen, sodass sie sich nicht von echten Zähnen unterscheiden. Im Backenzahnbereich, der besonders hohe Anforderung an die Stabilität stellt, benutzen wir eine Art Hochleistungskeramik: Zirkonoxid, das für mehrgliedrige Brücken sehr gut geeignet ist und Mikrorisse praktisch ausschließt. Der biologisch gesehen neutrale Werkstoff reagiert nicht mit der Schleimhaut, und es kommt nicht zu Wechselwirkungen mit anderen Materialien wie Kunststoff oder Metall.

Welche Implantate bringen den nötigen Halt?

Sliwowski Am häufigsten kommen immer noch Titan-Implantate zum Einsatz. Das Leichtmetall, das ursprünglich aus der Luft- und Raumfahrttechnik stammt, zeichnet sich durch eine schnelle Einheilung, hohe Biokompatibilität sowie geringen Abrieb aus. Mit einer Länge von sechs bis 20 Millimetern und einem Durchmesser von zwei bis sieben Millimetern wachsen die künstlichen Wurzeln fest im Kiefer ein.

DIRK RICHERDT STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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