Mönchengladbach Anne Behrens spannt den Faden aus Papier

Mönchengladbach · Diese Künstlerin kann alles gebrauchen und bewahrt auch fast alles auf. Einzige Voraussetzung: Es muss aus Papier sein. Bei den meisten Papieren und Kartonagen, die ihr in die Hände fallen, denkt sie: "Die kann ich doch sicher mal gebrauchen". Und so ist es dann meistens auch.

 Anne Behrens, geboren 1935 in Aschendorf an der Ems, präsentiert derzeit ihre "Scherenschnitte" in der Galerie an der Matthiasstraße.

Anne Behrens, geboren 1935 in Aschendorf an der Ems, präsentiert derzeit ihre "Scherenschnitte" in der Galerie an der Matthiasstraße.

Foto: M. Reuter

"Der Faden" - so der Titel der Ausstellung im Kunstraum No. 10 - spannt sich durch die beiden Ausstellungsräume. Weniger im ganz wörtlichen als im übertragenen Sinne. Immer aus Papier. Und immer mit der Hand (und der Schere natürlich) geschnitten.

Anne Behrens, geboren 1935 in Aschendorf an der Ems, präsentiert derzeit ihre "Scherenschnitte" in der Galerie an der Matthiasstraße. Wer nun an Profile, Märchenfiguren und barocke Schattentheater denken mag, der liegt leider sehr falsch. Die kann Anne Behrens zwar auch, und die macht sie auch immer wieder mal, so ganz nebenbei - sie könne dabei einen Film anschauen, und "das darf nicht anstrengen", erklärt sie.

Aber die Objekte, die sie in der Galerie präsentiert, haben sich von dieser gegenständlichen Idee des Scherenschnittes entfernt, sind abstrakte Objekte und bleiben doch Scherenschnitte in des Wortes tiefer Bedeutung.

Im Zentrum stehen die farbigen schmalen Fäden, aus verschiedenen Papieren, manchmal auch aus Illustrierten ausgeschnitten, die farblich harmonierend - "damit die Farbkomposition stimmt" - gebündelt werden. Diese aus mehr als 50 Fäden bestehenden Bündel treten selten allein auf, meist sind sie sich verknotend eingebettet in ein komplexes Gebilde aus Karton, das den Raum bildet, aus dem die Fäden hervorquellen und damit ihren Raum erweiternd.

"Die Linie verlässt die Fläche, ergreift den freien Raum und lässt neue Räume entstehen", erklärt Behrens, die an der Werkkunstschule Düsseldorf studierte und an einer Fachschule unterrichtete. Seit fast 60 Jahren arbeitet sie als freischaffende Künstlerin und hat in dieser Zeit zu ihrer besonderen Form der Papierarbeiten gefunden.

Für Anne Behrens haben ihre Objekte etwas mit ihrem eigenen Leben zu tun. Durch die Raumgebilde hindurch scheint ein informell bemaltes Rechteck auf, das entfernt an einen Baum erinnert. Für Behrens eine Art (künstlerischer und biografischer) Stammbaum, aus dem der Faden wächst, der zur Kunst und zum Lebensfaden wird. Eine poetische Geschichte ist es, die diese Fäden in ihren komplexen, unterschiedliche Einblicke gewährenden Räumen erzählt. Eine Reihe von Arbeiten basieren auf Passepartoutpappen. Wenn man nun erwartet, dass Anne Behrens sich nach dem streng geometrischen kleinen Ausschnitt, der normalerweise dem Kunstwerk vorbehalten ist, richtet, der liegt erneut falsch. Stattdessen bewegt sie die bekannten Fäden, diesmal weniger farbig und nicht gebündelt, sondern nebeneinander liegend, über den Rand der Begrenzung hinaus und schafft so wieder neue Räume. Die Papiere und Fäden stecken ineinander und verlaufen übereinander, nie wird Klebstoff verwendet.

Der Fantasie scheinen keinerlei Grenzen gesetzt, die Möglichkeiten schier unerschöpflich. Und hört man der Künstlerin zu, dann ist es ganz einfach: "Einfach den Faden laufen lassen", so lautet ihr Prinzip. Die Ausstellung im Kunstraum No. 10 an der Matthiasstraße 10 ist bis zum 7. Mai freitags von 17 Uhr bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 15 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.

(b-r)
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