Mönchengladbach Anstehen für die Kunst - um das Museum in die Stadt zu holen

Mönchengladbach · Auch wenn die Schlange dann doch nicht ganz bis zur Hindenburgstraße gereicht hat: Künstler Norbert Krause hat am Abteiberg gezeigt, wie man Museum anders denken kann. Die Briten, sagt man gerne, haben das Anstehen zur Kunstform erhoben. Neben dem schlechten Wetter und ihrem Tee. Was die rund 30 Teilnehmer am Samstag getrunken haben, ist zwar nicht überliefert. Auch wie viele Engländer sich unter den Besuchern des letzten Tages von "Ins Museum gehn ist keine Kunst" befanden, hat niemand gezählt. Das Wetter aber zeigte sich bei der Performance am Museum Abteiberg von seiner besten Seite.

 Initiator Norbert Krause (links) reihte sich am Samstagvormittag in die Besucherschlange vor dem Museum Abteiberg.

Initiator Norbert Krause (links) reihte sich am Samstagvormittag in die Besucherschlange vor dem Museum Abteiberg.

Foto: Detlef Ilgner

Pünktlich ab 10.30 Uhr hieß es: Anstehen im Namen der Kunst. Wenn genug Leute zusammenkämen, so war die Idee, reicht die Schlange bis zur Hindenburgstraße und zeigt dem Bummelvolk: Hier geht's lang zum Museum. Dafür hat es zwar, wie gesagt, nicht ganz gereicht. Die Aktion verdient aber trotzdem Beachtung. Als Schlusspunkt einer Woche am Abteiberg, in der Museum neu gedacht wurde.

"Ich fand es sehr spannend zu schauen, was alles funktioniert", sagt Norbert Krause. "Schließlich war das Projekt eine große Testblase." Seit Montag hat er Besucher dazu eingeladen, das Museum jeden Tag neu zu entdecken. Mit einem Lauf-Parcours durch den Skulpturengarten, auf der Foto-Plattform Instagram, als Aufsichtsperson oder gemeinsam mit Schülern, die ihre eigenen Originale entwarfen. "Wann wird man schon mal aktiv aufgerufen, im Museum zu fotografieren?", fragt Krause.

"Eigentlich hat alles gut funktioniert, manches könnte man natürlich noch einmal größer denken", sagt er. Haben die Leute schon komisch geschaut, als er neben Kunst an der Steinmetzstraße Platz nahm, wie schauen sie dann erst, wenn 30 Leute daneben sitzen? Und denken sie dann ganz neu über Kunst im öffentlichen Raum nach?

Am Samstag gab's dann das Finale mit Anstehen und anschließender Schnitzeljagd durchs Haus. "Es ging mir darum, mal andere Austauschmöglichkeiten über das Museum zu finden", sagt der Künstler Norbert Krause. Die Besucher waren dazu aufgerufen, Kunst zu finden, die zum Beispiel wie Nahrungsmittel aussieht, oder solche, die sich versteckt.

"Versteckt" ist übrigens das Stichwort, weil mit dem Projekt auch ausprobiert werden sollte, wie man das Museum mehr in die Mitte der Stadt holen kann. Denn trotz seiner zentralen Lage versteckt es sich offenbar vor dem Publikum. Seit Samstag führt eine rote Linie von der Hindenburgstraße zum Museum. "Ich könnte mir vorstellen, dass man darüber nachdenkt, wie man das Museum mehr in die Stadt holt", sagt Krause. Kann man den Eingang in die Fußgängerzone vorverlegen? Oder Kunst den Weg weisen lassen?

"Ins Museum gehn ist keine Kunst" war per Crowdfunding finanziert, jeder Spender bekommt in Kürze seine Geschenke.

(lukra)
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