Mönchengladbach Anwohner sauer wegen Schnee-Knöllchen

Mönchengladbach · Nach stundenlangem Schneefall verteilten Politessen jede Menge Strafzettel. Die Parkausweise waren unter dem Schnee nicht zu sehen.

Der erste Schnee in Mönchengladbach im Jahr 2013
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Der erste Schnee in Mönchengladbach im Jahr 2013

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In der Nacht zu Mittwoch vergangener Woche hatte es ununterbrochen geschneit, und auch am Morgen fielen dichte Flocken. Die Straßen waren verschneit, die Autos unter dicken weißen Hauben verschwunden.

Kurz nachdem der Himmel seine Schnee-Schleusen geschlossen hatte, strömten die städtischen Politessen mit ihren Smartphones aus. Und steckten ihre Straf- beziehungsweise Erklärungszettelchen in die Schneedecke auf den Windschutzscheiben parkender Autos.

So erhielt auch Wilhelm Thomas, Anwohner der Albertusstraße, eine schriftliche Erklärung, dass er sein Auto unberechtigt abgestellt habe. Das entsprechende Knöllchen werde ihm per Post zugestellt werden, hieß es.

"Wegen der Schneedecke war mein Anwohner-Parkausweis nicht zu sehen", sagt er. Wie ihm ging es allen Bewohnern des Gründerzeitviertels, die ihr Auto an diesem Morgen an den Straßenrändern geparkt hatten. Außerdem auch den Kurzzeitparkern, die am Parkautomaten bezahlt hatten. Aber auch die Quittungen waren wegen des Schnees auf den Windschutzscheiben unsichtbar.

Wilhelm Thomas rief beim Ordnungsamt an. Dort hieß es, man werde sich der Sache annehmen. Was offenbar dann aber doch nicht geschah. Denn gestern Morgen hatten die Verwarnten die Knöllchen im Briefkasten. Jeder einzelne soll innerhalb einer vorgeschriebenen Frist fünf Euro bezahlen. Wilhelm Thomas wollte das nicht akzeptieren. "Das kann doch wirklich nicht wahr sein", sagt er.

"Es war ein bedauerliches Versehen", räumt Stadtsprecher Wolfgang Speen auf Nachfrage der RP ein. Zwar seien die Anwohner von Rechts wegen eigentlich verpflichtet, ihre Windschutzscheiben andauernd frei zu halten. Aber, räumt er selber ein, "man kann bei anhaltendem Schneefall nicht erwarten, dass die Autohalter alle paar Minuten rauslaufen, um die Scheiben zu reinigen".

Leider habe es beim Ordnungsamt keine Möglichkeit gegeben, die Knöllchen gezielt herauszuziehen und ungültig zu machen. "Deshalb entschuldigt sich die Verwaltung in aller Form bei den betroffenen Bewohnern des Gründerzeitviertels", sagt Wolfgang Speen. Und die Stadt bittet darum, dass die Rheinische Post eine Telefonnummer veröffentlicht. Unter dieser können sich die Bürger melden, die ungerechtfertigt zur Kasse gebeten werden. Das tun wir hiermit. Die Nummer lautet 02161 256142.

"Das ist ja ganz nett", sagt Wilhelm Thomas. "Aber nicht jeder Mönchengladbacher liest die Rheinische Post." Und er fragt sich, warum die Stadt sich nicht einfach die Fotos von den verschneiten Autos angesehen hat. "Die Politessen machen doch von jedem Wagen ein Foto mit dem Smartphone. Die Bilder hätte man doch auswerten können." Im Grunde genommen, so Thomas, hätte die Stadt jedem betroffenen Bürger eine schriftliche Entschuldigung schicken müssen. "Aber im Ordnungsamt scheut man ja offenbar jeden Mehraufwand."

(RP/rl/top)
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