Mönchengladbach Arbeitsmarktregion gilt nun als förderbedürftig

Mönchengladbach · Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zählt Mönchengladbach ab sofort zu den 17 strukturschwächsten Regionen in Westdeutschland. In diesen können Infrastrukturprojekte mit Zuschüssen gefördert werden.

 Die 17 strukturschwächsten Regionen Westdeutschlands: Flensburg, Goslar, Osterode, Uelzen, Bremerhaven, Gelsenkirchen, Mönchengladbach, Husum, Lübeck, Wilhelmshaven, Hagen, Eschwege, Heide, Dortmund, Soltau, Holzminden und Wuppertal (von oben nach unten und von links nach rechts). Über die interne Verteilung der Fördergelder kann Deutschland entscheiden, um Entwicklungsunterschiede im eigenen Land auszugleichen und auch den besonderen Bedürfnissen von Grenzregionen Rechnung zu tragen.

Die 17 strukturschwächsten Regionen Westdeutschlands: Flensburg, Goslar, Osterode, Uelzen, Bremerhaven, Gelsenkirchen, Mönchengladbach, Husum, Lübeck, Wilhelmshaven, Hagen, Eschwege, Heide, Dortmund, Soltau, Holzminden und Wuppertal (von oben nach unten und von links nach rechts). Über die interne Verteilung der Fördergelder kann Deutschland entscheiden, um Entwicklungsunterschiede im eigenen Land auszugleichen und auch den besonderen Bedürfnissen von Grenzregionen Rechnung zu tragen.

Foto: KN (17), Bienen & Partner, Bernd schaller

Kennen Sie Marktredwitz? Einbeck? Regen-Zwiesel? Es handelt sich dabei um drei von 29 Arbeitsmarktregionen in Westdeutschland, die bisher in puncto Beschäftigungs- und Lohnsituation sowie Infrastruktur unter den von der Europäischen Kommission vorgegebenen Schwellenwert für nationale Fördergebiete fielen. Für die neue Förderperiode (2014 bis 2020) mussten die Fördergebiete jetzt neu abgegrenzt werden. Und das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), eine Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit, hat in den alten Bundesländern nur noch 17 Regionen als strukturschwach eingestuft. Doch während Marktredwitz, Einbeck und Regen-Zwiesel aus dem Gröbsten raus sind und nicht mehr in der Rangliste auftauchen, kommt Mönchengladbach neu in den fragwürdigen Genuss.

Anhand von vier Indikatoren wurden die aktuell 258 Arbeitsmarktregionen in Deutschland untersucht (siehe Infobox). Dabei verfestigt sich ein Trend, der schon seit einigen Jahren zu beobachten ist. Ostdeutschland holt massiv auf, einige Regionen stehen bereits besser dar als etliche im Westen: Jena, Sonneberg, Eisenach, Weimar, Arnstadt, Luckenwalde, Potsdam-Brandenburg, Oranienburg und Dresden nämlich. Dennoch können in diesen Arbeitsmarktregionen, wie in allen anderen ostdeutschen, auch künftig Investitionsvorhaben mit Zuschüssen gefördert werden.

Der gesamte Osten Deutschlands und die 17 vom IAB identifizierten Fördergebiete im Westen — darunter nun eben auch Gladbach — bilden die Grundlage der Liste, die Deutschland der EU-Kommission zur Notifizierung und Genehmigung vorgelegt hat. Damit lebt nur noch gut ein Viertel der deutschen Bevölkerung in einem Fördergebiet, zuvor waren es noch fast 30 Prozent. Weil durch die EU-Osterweiterung das durchschnittliche Bruttoinlandsprodukt in der Union als Richtwert für Fördergebiete erneut sank, kann Deutschland in der neuen Förderperiode übrigens kein "Höchstfördergebiet" mehr aufweisen. Alle Gebiete, und somit auch Gladbach, fallen unter die Kategorie "C-Fördergebiet". Darunter können bestimmte Wirtschaftsgebiete oder -zweige unter bestimmten Voraussetzungen gefördert werden.

Speziell bei den beiden wichtigsten Faktoren für die Erstellung der Rangliste landete Gladbach am Ende: Bei den Arbeitslosenquoten jenseits der zehn Prozent (Ende 2013 wies die Stadt eine Quote von 11,3 auf) nennt der IAB-Bericht von Barbara Schwengler im Westen explizit Gelsenkirchen, Dortmund, Gladbach, Essen, Krefeld, Hagen, Wuppertal und Duisburg. Auch beim Durchschnittslohn landete die Stadt mit einer Spanne von 25 000 bis 27 000 Euro unter dem westdeutschen Schnitt (29 000), aber immerhin in Reichweite des gesamtdeutschen (27 700). Auffällig daran ist, dass Gladbach an zwei Hochlohnregionen grenzt — Düsseldorf und auch Krefeld schneiden hier gut ab. Der Kreis Heinsberg wiederum liegt noch hinter Mönchengladbach.

Insgesamt spricht die Statistik aber eine deutliche Sprache: Gladbach wird mittlerweile selbst von einigen ostdeutschen Regionen abgehängt, auch wenn etwa der Effekt durch die Neuansiedlungen von Firmen wie Zalando sich noch nicht in der Statistik niederschlägt. Karl Sasserath, Leiter des Arbeitslosenzentrums, ist alarmiert. "Schon der Nationale Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes verortete Mönchengladbach letztes Jahr hinter Gelsenkirchen und Essen als Stadt mit der dritthöchsten Armutsquote in NRW. Obwohl es von der Mittelschicht bis zum Arbeitslosengeld II nicht weit ist, wurde diese Meldung im politischen Raum verdrängt", so Sasserath. "Wenn Armut gerade bei den Mittelschichten Angst und Unsicherheit auslösen, dürfen deshalb Arbeitslose und Arme nicht verunglimpft werden, sondern sind politische Entscheidungen nötig, die das Armutsrisiko deutlich verringern."

(RP)
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